DIE KUNST , ALS JUDE ZU LEBEN 213 schaffen hatte , ein Kulturschandmal , bestimmt , die Juden zu ächten , war der Urheber des Kreuzzuges gegen die Albigenser , die tatsächlich ausgerottet wurden . Als die Mauren aus Spanien und Sizilien abgedrängt wurden , ihre Reiche verfielen und die Moslem in die Minderheit kamen , wurden in drei Konzilbeschlüssen ( 1178 , 1239 , 1329 ) Verordnungen gegen sie und gegen die Juden erlassen . Beiden Minderheiten waren christliche Ammen oder Dienstboten untersagt und beide mußten sich äußerlich in ihrer Tracht von den Christen unterscheiden , denen es verboten war , jüdischen oder mohammedanischen Festen oder Festmahlen bei¬ zuwohnen . Als im Jahre 1391 in Spanien blutige Judenverfolgungen ausbrachen , wurden auch 10 . 000 Mohammedaner zwangsweise getauft . Die Inquisition verbrannte bei demselben Autodafe Juden , Moslem , Ketzer und katholische Frauen als sogenannte Hexen . Die Hetze gegen andere Minderheiten verlief nur dann milder , wenn sie Völkern oder Glaubensgenossenschaften angehörten , deren Rache man fürchten mußte , weil in ihrer Mitte Mehrheitsmitglieder lebten . Die Juden als zusammenhanglose , vom Boden losgelöste ewige Minderheiten durften rücksichtsloser behandelt werden , und es ist wie ein Wunder , daß es nicht häufiger geschah . In der Türkei waren Christen und Juden Raja , das heißt Bürger letzter Ordnung . Im Orient wurden die Christen vielfach als Hunde von Hunden stammend be¬ schimpft , während die Juden unbehelligt blieben . Nur ausnahmsweise ist es vorgekommen , daß Juden verfolgt wurden . Christenmetzeleien wiederholten sich leider immer wieder . Sollen wir das Schicksal der Hugenotten anführen , deren feinste Blüte in der Bartholomäusnacht hingemordet wurde und die ihre Heimat verlassen mußten ebenso wie die Protestanten in Salzburg und in Tirol ? Wir müssen keine Zeugen in der Vergangenheit suchen . Auch unsere Zeit bietet genügend Beispiele für die geringschätzige Behandlung der Min¬ derheiten . Die Deutschen in Amerika , die mit ihren Nachkommen etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen , galten trotz Reichtum und politischer Stellung einzelner als durchaus minderwertig , als Bier¬ trinker , Sauerkraut - und Wurstesser , als plump und derb . In Anleh¬ nung an die früheren Einwanderer , die Holländer , und als Homonym zu „ deutsch " wurden sie „ dutch " genannt , die Bezeichnung für alles , was unelegant , unmodisch , bäuerlich war . Während des Weltkrieges , als die Deutschen „ Hunnen " geschimpft wurden , verschlechterte sich ihre Stellung in bedrohlicher Weise . Es geschah , daß Deutsche geteert und |