DIE MUSIK DER ANTIKEN JUDEN

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Ein die Leier spielen­der Semit

(ägyptische Darstellung)

Musik als den Mittler dieser Sehnsucht. Dann wer­den wir sehen, daß die Musik der antiken Juden nur aus dieser Sehnsucht gewachsen ist. Alles körperliche und seelische Leiden wird durch die Musik zum zeitlichen Schicksal erhöht.

Zunächst das Triumph Ii ed. David stimmt Lobgesänge an nach seiner Errettung und nach der Heimholung der Bundeslade aus den Händen der Philister.Und David sprach zu den Obersten der Leviten, daß sie ihre Brü­der zu Sängern stellen sollten mit Saitenspielen, mit Psaltern, Harfen und hellen Zimbeln, daß sie laut sängen und mit Freuden." (1. Chron. 16.) Weiber begrüßen ihn mit Gesang und Reigen und singen:Saul hat Tausend geschlagen, David aber Zehntausend." (1. Sam. 18.) David tanzt vor der Bundeslade mit Jubel und Po- saunenschall. (2. Sam. 6. 14.) Nach dem Untergang des Pharaonischen Heeres nimmt Mirjam eine Handpauke und fordert das Volk zum Triumphlied auf:Lasset uns singen dem Herrn, denn glorreich ward er verherrlicht, Roß und Reiter hat er ins Meer gestürzt/' (L. M. 15.) Nachdem Jabin von Barak und Debora besiegt war, Sisera von Jael getötet, singen die beiden den unsterblichen Siegesgesang: Höret zu, ihr Könige, und merket auf, ihr Fürsten! Ich will, dem Herrn will ich singen; dem Herrn, dem Gott Israels will ich spielen." (Rieht, fr. 3,) Judith singt nach dem Tod des Holofernes:Spielet dem Herrn mit Pauken und klinget ihm mit Zimbeln; singet ihm ein neues Lied, seid fröhlich und rufet seinen Namen an." (Jud. 16. 1. 2.); und nach dem Sieg der Makkabäer:Eben auf die Zeit und auf den Tag, da die Heiden das Heiligtum verunreinigt haben, ward dieses Opfer wieder angerichtet mit Gesang und mit Pfeifen, Harfen und Zimbeln."

Dann das Klagelied. Die Totenklage der Klageweiber ist die Überwindung des Körpers in der Zeit. Der Gesang an den Klagemauern des Tempels zu Jerusalem (wofür sich die Juden schon so oft das Recht erkauft haben) ist die Überwindung seines räumlichen Verlusts, sein zeitlicher Besitz. Desgleichen wenn Jeremias um Jerusalem klagt: Wie liegt die Stadt so wüste, die voll Volkes war! Sie ist eine Witwe, die Fürstin unter den Heiden; und die eine Königin unter den Ländern war, muß nun dienen. Sie weint des Nachts, daß ihr die Tränen über die Backen laufen; es ist niemand unter allen ihren Freunden, der sie