MENORAH

Entstehung und Bedeutung der Jüdischen

Sonderschau

öln ist eine mächtig aufstrebende Stadt. Ihre Lage zwischen

den Weltstädten Paris, London und Berlin, die Nähe der See­häfen von Antwerpen und Rotterdam scheint sie zu einem Zentralpunkt internationalen Verkehrs zu bestimmen. Jahrhundertelang war diese Entwicklung durch den Zwang des Festungsgürtels gehemmt. Dieser ist nunmehr durch die Neuordnung der europäischen Verhältnisse nach dem Krieg gefallen. Es ist also im Sinn der stürmischen Auf­wärtsbewegung der Stadt, wenn der ideenreiche Oberbürgermeister von Köln den Gedanken einer Internationalen Presse-Ausstellung verwirklicht.

Ihre Vorbereitung ergab aber bald, daß sie, als eine wenig an­schauliche Sache, ohne Zugkraft bleiben würde. So entstand der Gedanke, mit ihr eine Kultur schau zu verbinden. Hier aus ergab sich die Notwendigkeit, auch die verschiedenen Weltanschauungen zu zeigen. Die katholische Kirche griff diesen Gedanken zuerst auf und sicherte sich ihren Platz in der alten Abteikirche am Eingang des Ausstellungsgeländes. Der Erzbischof von Köln stellte die ersten Mittel hiefür zur Verfügung, und ein internationales Komitee war bald ge­bildet. Schwieriger lag die Sache für die Protestanten; anscheinend wegen der Verschiedenheit der Sekten und Kirchen. Ganz besonders verwickelt und fast aussichtslos schien es in der kurzen Zeit, die zur Verfügung stand, eine Schau der jüdischen Kulturwelt und ihren Zu­sammenhang mit der Presse zu schaffen. Die Zersplitterung der Gemeinden, Vereine und Verbände in allen Ländern und der Mangel jeglicher Organisation der Presse selbst ließ es kaum möglich er­scheinen, aus diesem Chaos ein des Judentums würdiges Werk zu gestalten.

Als demnach in der Mitte des vorigen Jahres die Anregung an den Vorstand der Synagogengemeinde in Köln gelangte, nach dem Muster der katholischen und evangelischen Abteilung eine jüdische Sonder­schau zu zeigen, stieß dieser Gedanke zunächst auf Widerspruch und Zweifel. Die Gemeinde Köln hielt sich nicht für befugt, auf eigene

VI. JAHRGANG

JUNI/JULI 1928

NUMMER 6/7