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MENORAH
sind. Das vorausgeschickt, sei hiemit festgestellt, daß die Juden eine besondere Veranlagung für die Journalistik besitzen. Man kann, ohne zu übertreiben, sagen, daß die Journalistik in gewissem Sinne ein jüdisches Geschäft ist. Handelt es sich doch dabei um rasche Auffassung, um sofortige Einreihung einer Nachricht oder eines Geschehens in den Strom der allgemeinen Entwicklung und um sofort zu ziehende Folgerungen aus soeben zur Kenntnis gelangten Vorkommnissen. In gewissem Sinne ist der Journalist, allerdings der geborene, — die gelernten sind meistens nicht viel wert — ein Diagnostiker und hat mit dem guten Mediziner viel Wesensverwandtes. Nun sind die Juden seit jeher als Heilkünstler bekannt und geschätzt. Eine Umformung dieser Gabe äußert sich in der besonderen Eignung so vieler Juden für die Journalistik. Zum Schluß noch eins: die Juden sind das Volk des Ohres und nicht des Auges. Man sagt nicht mit Unrecht, daß die Juden mit den Ohren sehen. Das bedeutet nichts anderes als: die Juden sind hellhörig, achtsam, vorsichtig, rasch entschlußfähig und vermögen sich schleunigst umzustellen und ihre Gedanken umzuschalten. Alles zusammengenommen: die Juden sind geborene Journalisten.
Mit viel mehr Recht als Sombart vom Kapitalismus kann man somit von der Journalistik sagen, daß sie dem jüdischen Geist gemäß ist. Wir wollen nicht so weit gehen, zu behaupten, daß sie eine ausschließlich jüdische Kunst sei, sofern man sich nicht scheut, ihr die Bezeichnung „Kunst" beizulegen. Immerhin kann man an ungezählten Beispielen nachweisen, welch hervorragenden Anteil Juden am Werden des Pressewesens in der ganzen Welt gehabt haben. H e i n e ist der Schöpfer des Feuilletons, Reuter, ein Mann jüdischer Abstammung, hat als erster das Weltnachrichtenwesen organisiert, Pulitzer ist der erste Zeitungskönig Amerikas gewesen, Adolf Ochs steht ihm nicht nach, B 1 o w i t z war der bedeutendste politische Reporter, Moritz Benedikt, Maximilian Heine, Moritz S z e p s, Meyer in Paris, Theodor W o 1 f f in Berlin und, obwohl ehristiert, auch Maximilian Harden, sie alle zeugen dafür, welch ungeheuren Anteil die Juden am Pressewesen der Welt haben.
In Köln findet vom Mai bis Oktober eine internationale Presseausstellung statt. Wie soll man den Anteil der Juden am Pressewesen und ihre Bedeutung für die Journalistik zureichend demonstrieren? Aufrichtig gesagt: Ein richtiges Bild von der Rolle des jüdischen Geistes und jüdischer Menschen in dem modernen Pressewesen kann man beim besten Willen nicht umreißen. Viel zu sehr greifen jüdische