300 V. Der Grundzug der Liebe

hell strahlendes Licht vielleicht erscheinen sollte, so tritt er doch immer klarer und klarer, wie die hell strahlende Sonne aus leichter Morgenröthe zu ihrem schönen Mittagsglanze sich erhebet , hervor, und die leichten Wölklein, vie den Horizont im Anfänge noch bedecken mochten, verschwinden immer mehr dem er­freuten Auge. Wer dann daraus noch eine Anklage webt , daß der Morgenstern nicht wie die Mittagssonne glänzet, dem haben gewiß Vorurtheil und Feindseligkeit ein Netz um die Augen geschloffen, daß er auch den Sternen- strahl zu erblicken nicht vermochte, der hat den Gang des Schöpfers in allen seinen Produktionen nicht beobachtet, daß er so Widernatürliches zu fordern im Stande war. ! Bevor wir aber in die Nachweisung unseres Gegenstandes selbst eingehn, müssen wir noch Eini­ges zur Erlaurerung des Ausdrucks Entwickelung, hier anfügen. Wir wollten damit keineswegs, wie auch schon mehrmals angedeutet, unsere Religion aus dem Be­reiche der Offenbarung zieh» und sie auf die Stufe eines blos menschlichen Erkennens und Schaums versetzen, wie man nach den Untersuchungen des H. I). Steinheim Ln seinem Buche:die Offenbarung nach dem Lehrbegriffe der Synagoge", wonacheine eigentliche Offenbarung jede Entwickelung von innen heraus, jedes eigent­liche Wachsthum, völlig ausschließt", vielleicht den Schluß zieh« könnte; auch stimmen wir selbst dieser Wahrheit als in dem strengen Begriffe einer Offenbarung, zu wel­chem wir uns bekennen, d. h. eines dem Menschen von Außen her Ueberkommenen, nicht in ihm selbst Entstan­denen und Wachsenden schon involvirt, gerne bei; die ein­zelne, bestimmte Offenbarung,hat ihre Geschichte aller-