352 IV. Schlußwort über die Trauergebräuche.
des Buchstabens über den Geist, durch die Anbetung todter Formen und verknöcherter Gebilde der Vorzeit.«
Bernhard Wechsler.
§V. Schlußwort über die Trauergebräuche.
Zugleich will ich bei dieser Gelegenheit nicht unterlassen, meine vollkommene Verstimmung zu den, von mehreren Herren Amtsbrüdern bereits in der Zeitschrift geäußerten Ansichten über die jüdischen Trauergebräuche zu geben. Da der Gegenstand schon ziemlich erschöpfend besprochen ist, so will ich nur
2. Herr l>. Caro mag aus Obigem entnehmen, daß auch ich mich im Wesentlichen zu den in dem Aufsätze? Die Stellung des weiblichen Geschlechtes re. geäußerten Ansichten bekenne und durch seine Polemik diese Ansichten nicht entkräftet glaube. Auf seine heftigen Liradm, da sie nur im Allgemeinen sich halten und auf den Gegenstand selbst — die gesetzliche Stellung des weiblichen Geschlechts — nicht eingchen, läßt sich übrigens nur so viel erwidern, daß der Verf. jenes Aufsätze^ die jüdischen Institutionen wohl kennt, sowohl von ihrer schönen, als ihrer schwachen unedlen Seite. Wenn aber ferner Herr v. Caro über Verunglimpfung und Schmähung des Ludenthumö durch seine eigenen Repräsentanten jammert, so giebt er dadurch nur zu erkennen, daß er den Charakter unserer Zeit und der Erscheinungen in ihr durchaus nicht zu würdigen weiß. Denn nicht dadurch wird das Iudenthum verunglimpft, wenn man seine Riffe und Klüfte offen zeigt und dadurch die Herbeiführung eines bessern solider« Baues ehrlich und wohlmeinend anstrebt. Wohl aber dadurch, wenn man vor dieselben sich stellt und dann keck ' fragt: wo ist denn hier ein Riß? oder, um ohne Bild zu reden, wenn man zum Apologeten des Veralteten, Befremdlichen sich aufwirft, es allenfalls mit einer gefälligen Form übertüncht wissen will, dann aber glaubt, genug gethan zu haben. Aber unsere Zeit laßt sich nicht mehr von dem Scheine blenden; sie will Aufrichtigkeit und Wahrheit."
* Dieser Bemerkung füge ich nur noch hinzu/ daß ich der Verfasser ' des von Herrn v. Caro angegriffenen Aussatzes bin; zu dessen Verteidigung brauche ich weirer nichts als auf S. 5. 6. und 9. des Aufsatzes und auf die zwei, von mir nicht veranlaßen. Abhandlungen der Herren Rabbiner Gutmann und Wechsler hinzuweisen.
G.