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§mmol)Ct, den
U^olimisrhlÄ zur Förderung jüdischen Geistes und jüdischen Lebens
in Haus, Gemeinde und Schule.
iscgrüillll'i von Slimsmi Ntlphucl Hirsch, ^vs's'ivrr ä. Üfsrncfitifdirn ÄffigioiiRticfoffftfiaft jn ;frmtlfurt o.ft
Neue Folge.
Dritter Jahrgang.
HcrauSgegtbm unter Mitwirkung d׳׳S Bcgrii!>i>-׳vs und bewährter Genossen von Ahtac Kirsch.
Diese Wochellschrift erscheint jeden Donnerstag mindestens 2 Bogen stark. — Abonnementspreis bei allen Bostanstalten nnd Buchhandlungen 2 r>0 ^ für das Vierteljahr. Der Buchhandel verkehrt durch die Helwing'sche VerlagSbnchhand-
lnng zu ׳Hannover. — Die Grpedition versendet auch direct nnd franko unter Streifband den Jahrgang für 12 M. oder 7 Gulden östcrr. Währ, nach Deutschland und Oesterreich- für 14 «46 oder 18 Fr. nach den Ländern des Weltpostvereins. — Anzeigen werden mit 25f. d. :^gespaltene Pctitzeile oder deren Raum berechnet. — Txpediti on: Hannover, Artillcriestr. 21).
Inhalts-Verzeichniß von Nr. 18 .
Fanatismus. — Noseggcr und der Antisemitismus. — Zeitgemäße Betrachtungen über Senrah-Jozroth (Schlußl. — Gin holländischer Jndcnneid ans dem vorigen Jahrhundert. — Nihilismus und Judeuthum lForlsctznng). — Die Sabbakhiancr. — Bücherschau.— Korrespondenzen nnd Nachrichten: Hannover, Berlin (2), Danzig, Würzbnrg, Sonnenburg, Aus dem Kreise Gersfeld, Pest, Krakau, Nadantz, Amsterdam (2), Haag, London, Rußland, Bukarest. — Inserate.
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Es ist eben keine seltene Erscheinung, daß in dem Kampfe widerstreitender Ansichten die Vertreter derselben sich einander Fehler zeihen, deren sich beide Parteien gleichmäßig schuldig machen, oder die ausschließlich auf Seiten derjenigen zu finden sind, welche sie an der andern fälschlich rügt. Die Gilde der splittcrsuchenden Balkcnlräger ist eine sehr alte nnd zahlreiche, und der- jenigcn der moralpredigcndcn Hypokriten, welche die eigene Schuld Anderen andichtcn, steht ihr an Größe und Verbreitung nicht nach. Ich will nicht behaupten, daß die Mitgliedschaft dieser beiden Zünfte lediglich durch ein ausdrückliches Bekennen zu deren Grundsätzen. erworben wird, vielmehr zählen sehr Viele zu denselben, welche im vollsten Ernste und auch im guten Glauben
energisch gegen eine solche Zugehörigkeit Verwahrung einlegcn würden. Sclbsterkenntniß ist eine schwierige Kunst, die nicht von Jedermann geübt zu werden pflegt; ja, eS dürfte überhaupt nur sehr Wenige geben, welche sich derselben mit Ernst widmen, während die Schaar derer, die niemals über sich prüfend nachgedacht haben, Legionen umfassen möchte. Aus dieser Erwägung sind die folgenden Zeilen niedergeschrieben, welche die Frage erörtern wollen, in wie weit der Vorwurf dcS Fanatis- muS und der Intoleranz, mit welchem unsere Gegner nicht allzu sparsam find, Anspruch auf Berechtigung erheben kann.
Schlagwörtcr, zumal wenn solche in fremdsprach- lichcr Gewandung austrctcn, haben den Vorzug, daß sich ihrer die Menge um so lieber und häufiger be- dient, je weniger sie deren wahre Bedeutung sich klar zu machen versteht. Man benutzt sie als Hand- lichcs Geschoß, mit welchem man den Gegner zu zer- schmettern vermeint, in dem sichern Glauben, daß es ׳ unfehlbar trifft, ist aber zu kurzsichtig, nach dem Wurfe genau prüfen zu können, o-b es denn auch wirklich den Feind erreicht hat. Fanatisch, intolerant sind solche allezeit bereit gehaltene Waffen, die gegen die Gesetzes- treuen und Orthodoxen angewendet werden. Der blödeste Handlungslehrling, welcher am Sabbath den Zigarrendampf einem Orthodoxen ins Gesicht bläst,