830 bei * nicht vorhandenen Viehseuche sollten die Inden } auflgeräuetKrt werden ! Natürlich unter Hohngclächtcr ! des Pöbels . * Nach Jom Kippur fand eine große Unter - ; snchnng der Juden Häuser statt ; man hing die Fenster ! und Thürcn aus und rcquirirtc jetzt 84 - Juden zum : Graden Alle Waa reu vor rät he der Juden wurden vcr - ^ siegelt , nichts durfte verlaust werden . Am Snckoth war ; kein l ^ ottcsdienst , die Juden waren sämmtlich beim ! Graden . So dauerten diese Quälereien fort , bis endlich ! höheren Orts bekannt wurde , daß erstens keine Bich - ; seuchc in dem Städtchen grassirtc und zweitens die eine : der zwei gefallenen Kühe einem christlichen Einwohner | gehört habe . — ־ — Ein Jude hatte das Verbrechen ! begmigcn , Jcinandem Waarc anzubicten , die vor Erlaß j des vausirgcsctzcs erworben war . Er wurde dabei bc ^ ! troffen und zu 100 Frcs . Buße oder 20 Tage Ge - | fängniß vernrtheilt . Der Acrinstc , welcher über keine 20 Kranken verfügt , wurde durch die Aussicht auf die Gefangenschaft mit dem elendesten Gesindel zur Bcr - zwcislnng brachte , wagte nicht mehr , in seiner Be - Hausung zu übernachten , aus Furcht , dort arrctirt und ins Gcsänguniß geschleppt zu werden - - kürzlich fand man ihn entseelt auf der Straße liegen . - — WlMsmus und Iudenthum . Bon Friedrich Roll . 0 . ' ) U ’ lillC l ' Dll ' l ’ lullU ' ll . i Fortsetzung ? ! Am jüngsten Weihnachtsabend sind es zwei Jahre geworden , seit wir einander kennen gelernt , mein ! ( ) eurer Al so ns und ich . Und seit wir einander zuerst gesehen , lieben wir uns auch , unsere Herzen sind einander , ich möchte fast sagen , zngeflogcn , als wären sic von Anbeginn für einander beftimmt . Seit jenem Weihnachtsabend , der unsere Liebe geweiht , trafen wir einander fast täglich , ans jedem Ball , in jeder Gesell - schaft war Alfons an meiner Seite , und als der Fasching zn Ende , und Bälle und Gesellschaften seltellcr wurden , kaut er tagtäglich in unser Haus . — Schon in den ersten Wochen hatte er mir jetue Liebe gcstan - den und um Gegenliebe gefleht ; wir tauschten Schwüre aus , und AlfonS hielt bei Papa um meine Hand an . Papa war auch gar nicht ungehalten darüber , sagte zwar , er könne noch keine bindende Zusage geben , weil ich noch gar zn jung , ich war damals erst siebzehn Jahre alt , und überdies , bevor meine ältere Schwester Natalie nicht verhcirathct wäre , dürste ich mich nicht verloben . Aber Papa und Mama wußten recht gut , daß wir einander Treue geschworen , und hatten gar nichts dagegen , daß Alfons tagtäglich unser Hans besuchte , und als er vor ungefähr vier Monaten eines Erb - schastsprozesscs halber nach New Jork reisen mußte , ward cS als selbstverständlich betrachtet , daß ich tag - täglich Briese von ihm empfing und ihm tagtäglich schrieb . Sagen Sic selbst , liebe Frau Lewinski , war ich da nicht vollauf berechtigt , in die Zustimmung meiner Eltern keinen Zweifel zu setzen ? " ״Dem kann ich allerdings nicht widersprechen . Aber ich begreife um so weniger — " . ,Weshalb ich nun auf einmal mit Alfons brechen soll ? — Ja , das ist auch kaum zn begreifen , denn wie Eltern ein Kind auf Kosten des andern , opfern können . — Aber ich muß Ihnen das ausführlich er - zählen : Bor drei Monaten hat sich meine Schwester Natalie mit dem Baron Wilkcnfcls verhcirathct . Es war dieses durchaus keine Neigungsparthic , am Vcr - lobungstage haben sic sich zum ersten Mal gesehen, , und vierzehn Tage darauf war Hochzeit . Die Sache verhält sich nämlich so . Der Baron ist ein sehr nobler Kavalier , vom äUestcn Adel , einer seiner Ahnen soll schon unter Attila gekämpft haben , aber er war total verarmt , hatte nichts als Schulden . Nun , Papa braucht Gottlob nicht ans Geld za sehen , er fühlt sich sehr geschmeichelt , einen Schwiegersohn von altem Adel und eine Baronin als Tochter zn haben , und darum hat er die schönen aber verschuldeten Güter des BaronS mit seinem noch schöneren Gelde cingclöst . Mein Schwager müßte sich ihm in Wirklichkeit von ganzem Herzen׳ verpflichtet fühlen ; statt dessen will er die ganze Familie dominircn . — Ich weiß selbst nicht , wie cs gekommen ist , ob cs ihm absichtlich verschwiegen worden oder nur zufällig , weil Alfons verreist war , nicht erwähnt worden ist , daß wir mit einander versprochen sind . Er muß cs erber erst jetzt erfahren haben , denn erst gestern Abend erhielt Papa einen geradezu wüthcn - den Brief von ihm . Nie und nimmer würde er sich einen jüdischen Advokaten als Schwager gefallen lassen , und wenn man ihm einen solchen aufoktroircn würde , so würde er ihn niedcrschießcn wie einen rendigcn Hund . Papa und Mama waren zuerst auch arrßcr sich über diese Arroganz . Papa bezahlt seine Schulden , er lebt von seinem Geld und znm Dank will er ihm Vorschriften machen . — Aber heute Morgen , weiß der Himmel , woher dieser plötzliche Umschwung , höre ich wie Papa zn nnsercrn Jean sagt : . Wenn Herr Dr . Lilicnthal kommt , so sind wir nicht zn Hanse , das Fräulein auch nicht ? - - Ich stürze in Papa ' s Zimmer , um ihn zur Rede zu stellen , aber er koinmt mir zuvor , nimmt niich bei der Hand und hält mir da eine lange Nedc von der Ehre , die unserer Familie durch die Verbindung mit der altbcrühmtcn Familie . Wilkenscls widerfahren ist und von der Wahrheit 1 ) eö Sprichwortes noblesse oblige , daß wir uns der Ehre , mit den Wilkcnfcls verschwägert zu sein , würdig zeigen |