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führen uns sicher durch alle Gefahren, Widerwärtigkeiten und Verschlingungen des irdischen Lebens/ wenn,
— dieses ist die unerläßliche Bedingung — der Geist des Menschen in früher Jugend nicht unterdrückt/ oder benebelt, oder vorsatzlich irre geführt wird. — Ueber die unendlichen Schwierigkeiten die Sie bei dem Studium der heil. Urkunden angetroffen, könnte ich Ihnen sagen: Wer weiß! — Vielleicht ist es Wille der Vorsehung, daß wir diese Hindernisse antreffen sollen, damit wir sie überwinden lernen. Gottes Gedanken sind nicht unsre Gedanken, seine Wege nicht unfre Wege! Wer darf sich erkühnen in das Heiligthum der ewigen Geheimnisse zu dringen, und an der Feuersäule der Gottheit seine winzige Fackel zu entzünden! — Aber alles in der unbelebten, wie in der belebten Natur, giebt unS einen Fingerzeug. Alles führt auf Wachsthum, Ent- wickelung und Fortschritt. — Erst Keim, dann Blü- che, dann Frucht. — Kein Blattchen verwelkt, kein Würmchen vollendet seine Laufbahn, ohne vollkommener aus der Welt zu gehen, als es gekommen ist.
— Und der Mensch.' Gehet nicht er, gehet nicht sein ganzes Geschlecht diesen Stufenweg der Natur? Auch alle seine Kräfte und Fähigkeiten, die körperlichen wie die geistigen, müssen geübt werden, wenn sie vollkomm- ner werden sollen. So wie wir durch Fallen Gehen lernen, so gelangen wir durch Jrrthum und Fehlschluß zur Wahrheit. Dieses gilt von allen unsren Fertigkeiten, in den mechanischen, wie in den bildenden Künsten, dieses gilt nicht minder von unsren Bestrebungen in der Philosophie und in den ernsten Wissenschaften der Natur- und Seelenlehre. — Dieses ist wohl eine unbestrittne, von der Erfahrung täglich bestätigte,