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wenn aber diese Vorschriften und Gesetze, welche zum Wohlseyn und Glückseligkeit des Volkes in der derma- ligcn Zeit, auf jener Stufe der Bildung und der Er- kenntniß durchaus erforderlich waren, dem erneuerten ewig fortschreitenden Menschengeschlecht nunmehr Ge­genstand der Betrachtung und der Untersuchung werden sollten? Wie, wenn dieses nun bei erweiterten Einsich­ten daraus lernen sollte, welche Mittel, welche Veran­staltungen er zu treffen hat, um seinen Lebenswandel dawach einzurichten? Welch ein neues Feld hat nun der Nachkömmling jener rohen und ungebildeten Juden zu seiner Bearbeitung gewonnen! Wie viel Objecte zur Betrachtung, zur Uebung seiner moralischen Fähigkeit ren, zur Scharfung seiner höhern Verstandeskräfte! Er ist nunmehr nicht, wie seine Urahnen, blofi auf die Natur, auf die ihn umgebende Wunder der Schöpfung, auf eine noch ungebildete Sprache, sondern auch auf die Geschichte seines Stammes, auf die wunderbaren Schicksale die sein Volk erlebt, angewiesen. Glückseli­ger Sterblicher! Lies die begeisterten Gesänge, die er­habnen Reden deiner Dichter und Propheten, erforsche ihre Sprache und ihre Eigenthümlichkeiten, dringe in den Geist derselben ein, prüfe und läutere sie mit allen den Hülfsmitteln, welche die neuern Forscher, neuere Sprachkundige, neuere Reisende an die Hand geben, und du wüst nun erfahren, was Gottes Wille ist, was du thun mußt, um fein Wohlgefallen zu verdienen, oder mit andern Worten, wie du auf dieser Welt glücklich, in einer bessern, die höhere Seligkeit erlan­gen kannst. Ich verlasse diese Hypothese, die Ih­nen und Ihren Freunden vielleicht als ein Spiel der