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Mrs, Sieugtofl, 8. Mal 1927 (1. Rar 8987).
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Im redaktionellen Teil enthaltene entgeltliche Mitteilungen find durch ein vorangesehtes E gekennzeichnet.
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Der Kampf um das englische Äewerlschaslsgesetz.
SWkMr» der SaSnsr Patt».
London, 2. Mai. (Wolfs.) Der Attorney-General eröff« net« im Unterhaus die zweite Lesung des am 4. April eingebrachten Gesetzentwurfes Wer die Gewerkschaften durch eine Erklärung, in der er sagte:
Die Hauptgrundsätze find: 1. Der Generalstreik ist ungesetzlich, und niemand wird darunter zu leiden 'haben, daß er seine Teilnahme daran ablehnt. 2. Eine Eins ch ü ch * terung ist. ungesetzlich, und niemand wird durch Drohungen gezwungen werden, nicht zu arbeiten. 3. Niemand wird gezwungen, an die Kasse irgendeiner politischen Partei Zahlungen zu leisten, außer, wenn er es seWst wünscht. 4. Wer in den Staatsdienst tritt, muß dem Staate volle Treue schwören.
Gleich zu Beginn der Sitzung kam es zu lebhaften Zwischenfällen. Die Arbeiterpartei eröffnete sofort die Obstruktion gegen die Vorlage; der Sprecher mußte in der ersten halben Stunde viermal intervenieren, um dem Regierungsvertreter Gehör zu verschaffen. Dieser erklärte,^ die Regierung betrachte die im Gesetz vorgeschlagenen Maßnahmen als gerecht. und im Interesse der Allgemeinheit notwendig. Sie sei jedoch bereit, geei g ne t e Abänderungsvorschläge a n z u ne h m e n. Sie anerkenne den Streik als Waffe der Gewerkschaft, könne aber eine Wiederholung des Generalstreiks nicht dulden.
Unter größtem Lärm erklärte der Regierungsverireter weiter, die Regierung werde nicht Eingreifen, wenn ein Streik gegen die Arbeitgeber und nicht gegen die Regierung oder die Allgemeinheit gerichtet sei. Sie habe auch keine Einwendung dagegen, daß in das Gesetz ein Artikel ausgenommen werde, durch den jede allgemeine Aussperrung durch Arbeitgeber als ungesetzlich erklärt wird.
Es kam hier zu einem scharfen Zusammenstoß zwischen konservativen und sozialistischen Abgeordneten, der mit der Ausschließung des Avbeiterabgeovdneten JoneS endete.
Als der Regierungsvertreter Wer die politischen Fonds der Arbeiterpartei zu sprechen versuchte, wurde er durch neuerlichen Lärm daran gehindert.
Me Londoner Kolonial-Konseren».
London, 2. Mai. (I. T. A.) Die Vorbereitungen ..nc Abhaltung der Konferenz der Kolonial- und Mandatsländer, die am 10. Mai im britischen Kolonialamt beginnt, sind fast beendet. ES haben sich zur Teilnahme Vertreter von 24 Kolonien, ProtektovatSländern und Mandatsterritorien angemeldet.
Der Minister für die Kolonien, Herr A m e r y, erklärte Vertretern der Presse, der Verlauf der kommenden Kolonial- kouferenz werde esevweisen, ob es erwünscht Ware, die Institution einer solchen Konferenz zu einer ständigen zu machen und in bestimmten Zwischenräumen solche Beratungen abzuhalten, um auf diese Weise eine' wirksame Zusammenarbeit -wischen den Kolonialregierungen in Fragen der Verwaltung, der wirtschaftlichen Entwicklung sowie der wissenschaftlichen und technischen Forschung herbeizuführen.
Als Dauer der Konferenz sind drei Wochen vorgesehen. Palästina wird durch den Ersten Vizesekretär der Palästina- Administration, Hrem E. Mills, vertreten sein.
ÄesSnvnIr für einen anttsemitilchen Hetzer.
Budapest. 2. Mai. (Tel.-Comp.) Der bekannte casienschützlerische Journalist Lehel- Kadar wurde heute wegen Aufreizung gegen die jüdische Religion vom Szegediner Strafgerichtshof zu einer Gefängnisstrafe von zwei Wochen verurteilt.
Lehel-Kadar hat im Somrner 1926 in einer Versammlung der Szegediner Evwachenden Ungarn erklärt, die Juden seien RftuDer, die nach Ungar,: gekommen seien, um das Land auszubeuten.
Als Milderungsgrund wurde angenommen, daß die Aeußerungen KadarS zur Zeit der Konsolidierung erfolgten nnd damals die Menge nicht mehr aufzureizen vermochten. (Wie lange wird dieses Urteil in Kraft blei- ■ ’? Die Red.)
Rallen plant einen Handstreich in der Adria?
Militärische Vorbereitungen an der ingoflattischen Grenze.
PariS, 2. Mai. Wie die „Information" aus London berichtet, befürchtet man in gewissen Kreisen der City, daß die militärischen Vorbereitungen Italiens, die an der jugoslawischen Grenze festgestellt worden feien, mit einem Handstreich auf Sitfak oder eilte der Inseln im Quarnero Zusammenhängen, der bezwecken soll, Italien für den Fall von Unterhandlungen mit dem Belgrader Kavürett ein Faustpfand in die Hand z» spiele::. Man glaube, daß Jugoslawien einen derartigen Handstreich mit entsprechenden Gegenmaßregeln erwidern würde.
(Hit Ministerrat in Belgrad.
Belgrad, 2. Mai. Unter dem Vorsitz des Königs fand heute nachmittags in dex Hofburg ein Minsterrat statt, der zweieinhalb Stunden währte.
Dem Ministerrat wird in politischen Kreisen außerordentliche Bedeutung beigemessen, da man zu loissen glaubt, . daß bei dieser Gelegenheit. zum. erstenmal der Standpunkt i der italienischen Regierung' in Angelegenheit der direkten Verhandlungen
und die infolge dieses Standpunktes sich ergebende außenpolitische Lage erörtert worden sei. Es verlautet, daß das hiesige Ministerium des Aeußern aus Albanien abermals beunruhigende Nachrichten erhalten habe, auf Grund deren
man ein unmittelbares Eingreifen Italiens nicht für ausgeschlossen halte.
Im Ministerrat wurde auch die Frage die Auflösung der Skupschtina und die Ausschreibung von N eu- Wahlen erörtert. Wie verlautet, wolle die Negierung die Skupschtina bereits am 16. Mai vertagen und ^v- demgemäß die Wahlen für den August ausschreiben.
Sine sensationelle Erklärung kharnberlalns.
London, 2. Mai. Im llnierhaus erklärte heute Chamberlain auf viele Anfragen über die italienisch- jugoslawischen Beziehungen, die englische Regierung habe ihr Bestes getan, direkte Besprechungen zwischen den beiden Parteien zu erleichtern. Sie glaube, daß durch direkte Besprechungen eine Regelung am leichtesten erreicht iverden könne. Er würde in diesem oder einem ähnliche:: Falle nicht anraten, daß zu einer Völkerbundintervention gegriffen werde, bevor die Parteien miteinander ihre Meinungsverschiedenheiten erörtert haben.
Die Entschließungen der Botschafterkonferenz vom 9. November 1921, über die einige Mißverständnisse zu bestehen. Menen, verpflichten die Signatarmächte, nur falls der Völkerbund eingreifen sollte, um die Unabhängigkeit .und Integrität Mbaniens wiederherzustellen, ihren Vertretern im Rate anzuempfehlen, daß die italienische Regierung mit der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Albaniens betraut werden möge. Die in dieser Entschließung angeführte Möglichkeit sei noch nicht entstanden und werde, wie er hoffe, auch nicht entstehen.
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Blutige Maifeier In Breft-Litowsk.
Warschau, 2. Mai. Bei der gestrigen Maifeier in Brest-Litowsk kam es zu blutigen Zusammenstößen. Als die Polizei einen kommunistischen Umzug verhindern wollte und Verhaftungen vornahm, versuchte die Menge, die Verhafteten wieder zu befreien. Daraufhin schoß die Polizei auf die Menge. Eine Person wurde getötet, drei verletzt. Etwa 10 0 Kommunisten wurden verhaftet.
Attentat gegen einen kafkRischr« Gewerk- fchastssühr«.
Mailand, 2. Mai. In dem lombardischen Orte Cas» san o haben unbekannte Täter ein Bombe natientat gegen den fascisti scheu Gewe rkjcha ftsse kretär des Industriegebietes von Gallarate unternommen. Sie lauer- ten ihm vor seinem Hause auf und als er um 2 Uhr nachts heimkehrte, warfen sie die Bombe nach ihm, die jedoch erst explodierte, als der Gewerkschaftsiekretär die Haustüre hinter sich geschloffen hatte, daß nur das Haus einige Beschädigungen erlitt.
K'Ine Amneftkerung der lm Haag vernkteilten Frankensälsch«.
Budapest, 2. Dtai. Wie die Blätter aus dem Haag berichten, hat di« Königin von Holland das Amnestiegesuch der im Haag verurteilten drei Franefälscher Jan- kovich, Marsovsty und Maukovich abgolehn*
Sie Bernsnng Im KutisIerProretz.
Berlin, 2. Mai. (Wolfs.) Heute vormittags begann vor dem Landgericht dis B e r u f u n g S v e r h a n d- lung im Kutisker-Prozeß, die wegen des Gesundheitszustandes Kutiskers mehrmals hatte verschoben werden müssen.
StStznng der »ant van Formola.
UuS Tokio, 2. d. M., wird telegraphiert: Die Regierung beschloß, der Bank von Japan zu gestatten, dev Bank von Formosa 200 Millionen f)en zu leihen, um die weitere 1 Tätigkeit dieser Bank zu sichern. Die Regierung gar^-Nert dieses Darlehen.
Ueberschüsse In der PalWna-Berwaltnng.
Jerusalem, 2. Mai. (I. T. A.) In der Zeit vom 1. April 1926 bis 31. Jänner 1927 betrugen —wie amtlich mitgeteilt wird — die Gesamteinkünfte der Palästina- Regierung 1,949.088 Pfund Sterling. Die Gesamtausgaben in der gleichen Periode beliefen sich auf 1,662.620 Pfund Sterling.
Eine Ilrlauvsreise des Lord Plumer.
Jerusalem, 2. Mai. (I. T. A.) Der Ober- kommissär von Palästina, Feldmavschall Lord Plumer. tritt im Mai einen Ferienurlaub an, den er außerhalb des Landes verbringt.
Lord Allem nach PalSstina abgerelft.
Jerusalem, 2. Ata:. Feldmarschall Lord Alle n b y, ist am 27. April von London nach Jerusalem abgereist, um dort am 7. Mai die Enthüllung des Denkmals für die in Palästina während des Weltkrieges gefallenen englischen Soldaten vorzunehmen.
«eine Sutfiitilefra »er Arkefterlerttct» aus »er zlonlstWe» Erekume.
Jerusalem, 2. Mai. Die Moazah der A r- beite.r Organisation hat die Zurückziehung der Arbeitervertreter aus der Zionistischen Exekutive mit 16 (meist Hitachduth) mit 13 Stimmen (meist Achduth Haawodah) bei 4 Stimmenenlhaltungen ab gelehnt.
Ser Lustsch>ffverkehr Sb« den Srea».
Berlin, 2. Mai. Wie das „Berliner Tageblatt" aus Newyork meldet, hat Dr. E ck e n e r, der Samstag in NervyorE eingelroffen »st, mitgeteilt, daß das neue Luftschiff, das gegenwärtig in Friedrichshafen gebaut werde, im Herbst nächsten Jahres in Dienst gestellt tverden würde. Die erste Fahrt nach Buenos Aires und Rio de Janeiro werde er selbst führen. Di« Paffagiere würden nicht mehr als in der ersten Klass« eines Ueberfeedampfers zu bezahlen haben. Es seien Verhandlungen wegen Gründung einer Gesellschaft eingeleitet, die den Flugverkehr Hamburg— Bremen-Newyork vorbereiten soll.