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V. b. b.

Dienstag-Ausgabe

JÜDISCHE ZEITUNG

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Nr. 439 |

Wien, I. April 1935

Redaktion und Administration; Wien, i., Marc-Aurel-StreBe 6. Tel.: U 22-3-91 .ledaktioneschluB Montag und Mittwoch vorm.

I (ZS. Adar II 5995) | 8. Jahrgang

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Nach 600 Jahren wieder jüdischer Gottesdienst in Cordova

Zum erstenmal seit 600 Jahren fand am Freitag, den 29. März, in der unlängst aus­gegrabenen historischen Synagoge von Cordova, die jetzt zum Nationaldenkmal erklärt wurde, ein Freitagabend-Gottes­dienst statt. Dieser einmalige Gottesdienst wird als besonders denkwürdiges Ereignis im Rahmen der Maimonides-Feier gewertet. Die Leitung des Gottesdienstes wurde dem Pariser Oberrabbiner Julien Weil als An­erkennung dafür übertragen, daß Frankreich bedrängten Juden stets uneingeschränkt Zu­flucht gewährt hat. Hohe spanische Staats­beamte und spanische Gelehrte wohnten dem Gottesdienst bei.

Auflösung der antijüdischen Vereine in Griechenland

Saloniki, 29. März (2. T. A.)

Die Militärbehörden haben an die natio­nalistischen, größtenteils antisemitischen Organisationen Griechenlands den Befehl gerichtet, sofort ihre Selbstauflösung Vorzunehmen, widrigenfalls ihre zwangsweise Auflösung erfolgt. Dieser Befehl wurde der durch ihre antisemitische Hetzpropaganda berüchtigten Vereinigung E. E. E. (Ethniki Elossis Eliados), der Republikanischen Wehr, derRoyalisti- schen Front und derRepublikanischen Garde zugestellt.

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Tsaldaris danht den Juden Salonikis

In Beantwortung einer Loyalitäfcskund- geibung der Juden Salonikis nach der Nieder­werfung der letzten Revolte hat der Ministerpräsident Tsaldaris an den Oberrabbiner von Saloniki, Dr. Zwi K o- r e t z, folgendes Telegramm gerichtet:

loh danke ,euoh allen. loh beglückwünsche euch zu eurer patriotischen Haltung. Panaghis Tsaldaris, Präsident des Mi­nis terratee.

Minoritätensicherung im tschechischen Wahlgesetz

Prag, 29. März. (2. T. A.)

Die politischen Minister berieten über die Reform des Wahlgesetzes. Wie ver­lautet, wurde ein neues Quorum angesetzt, wonach die gesamtstaatliche Mindestzahl von Wählerstimmen, die eine Kandidaten­liste auf sich vereinigen muß, mit 125.000 festgesetzt wird. Diese Reform bezieht sich aber nicht a u f d i e jüdische und polnische Minderheit, so daß die bisherigen Mandate dieser Minderheiten, ihre £5timmenzahl aus den letzten Wahlen voraus­gesetzt, ohne Rücksicht auf die Wahlzahl in ihren Wahlkreisen und ohne Rücksicht auf das neue Quorum gesichert sind.

Kein Wahlbündnis Jüdische ParteiSozial­demokraten.

Dr. Emil M a r g u 1 i e s (Leitmeritz), Vor­sitzender der Jüdischen Partei, teilt mit, diaß die Nachricht, die Jüdische Partei hätte mit der tschechischen .sozialdemokratischen Partei ein Wahl Übereinkommen getroffen, unrichtig ist; niemals sei zwischen ver­antwortlichen und legitimierten Stellen beider Parteien ein solches Abkommen (konkret verhandelt worden,.

Oesterreichs innerer Feind

Ununterbrochen dauert die Sorge der internationalen Politik um die Österreichi­sche Frage an. Bei den Berliner Bespre­chungen spielte dieses Problem unter dem Namen eines Donaupaktes eine sehr wich­tige Rolle. Der deutsche Reichskanzler will nach wie vor sein Geburtsland unter seine direkte persönliche Kontrolle stellen, unge­achtet des Widerstandes Österreichs und ungeachtet der Einsprüche aller Anrainer, die aus militär-politischen Gründen einer Vergrößerung des deutschen Kriegsappa­rates und der deutschen Kriegskapazität nicht zustimmen können. Schweizer, Tsche­chen, Magyaren, Italiener und Jugoslawen wissen, was sie zu erwarten haben, wenn sich der Berliner Wunschtraum erfüllen sollte. Die Fehler, die die großen West­mächte in ihrer Behandlung des Dritten Reiches gemacht haben, sind an dem Tage, da Deutschland die allgemeine Wehrpflicht' proklamierte, in eindeutigster Weise sicht­bar geworden und auch die englischen Mini­ster haben sich in Berlin durch Hitler' eines besseren belehren lassen. Aus ihren sehr vorsichtigen Erklärungen war deutlich ihre Verblüffung zu merken, aber auch der Wille, die am Horizont zu nachtdunklem Gewitter angewachsene Kriegsgefahr nicht mehr zu dementieren. Und dazu haben vor allem die Mitteilungen Hitlers über seine Stellung zu Österreich beigetragen. Das Wort von der Zollunion, das er aussprach, weckte die Erinnerung an Briands geschei­terte Versöhnungsarbeit und während noch Simon und Eden das Gehörte überdachten, wurde ihnen mitgeteilt, daß die österreichi­sche Legion, eine entgegen jedem Völker­recht vom Reich gebildete und ernährte Emigrantenarmee, in die süddeutsche Reichswehrgruppe eingebaut wird. Dies alles genügte, um die Berufung auf Demo­kratie und Volksabstimmung in das rechte Licht zu setzen und auch Herrn Simon nachdenklicher zu stimmen und ihn an die Methoden der Propaganda zu erinnern, mit denen das Dritte Reich gerade jetzt vor einem Jahr, als die Wunden des Februar noch bluteten, Österreich an sich zu ziehen bemüht war und die schließlich in dem grauenhaften Drama vom 25. Juli gipfelten.

Deutschlands Hoffnungen gründen sich auf den Bestand von Strömungen in Öster­reich, die im geheimen und im offenen die Annexion geistig vorbereiten wollen. Wie­derholt haben die österreichischen Minister die Öffentlichkeit auf dieses Treiben auf­merksam gemacht. Der Bundesk anzier hat kürzlich zum Kampf gegen die Sabo­teure aufgerufen. Vor wenigen Tagen wie­der hat er in einer Versammlung gesagt: Wir halten es für notwendig, gerade im Interesse einer ruhigen Sicherung des Auf­baues der Wirtschaft, daß mit unerbittlicher Strenge darauf gesehen wird, daß end­lich der Verhetzung Einhalt ge­boten wird, die immer noch am Werko ist. Wer hetzt, wer schürt, wer glaubt, persönliche 'politische Ziele verfolgen zu können, indem er die ruhige, friedliche Aufbauarbeit stört, der muß auf den erbitterten Widerstand der Staatsgewalt stoßen.

Noch viel schärfer und deutlicher lauten die Worte, die der gewesene Staatssekretär

Mataja in einer Versammlung der Vater­ländischen Front ausspraoh. Er knüpfte an die bekannten Äußerungen Hitlers zu dem englischen Major Henessy an, die die Ge­fahr eines neuerlichen Handstreiches zeigen, und fuhr dann zur Kennzeichnung der inneren Verhältnisse fort:Die unerträg­lichsten Elemente sind die, welche mit der Eventualität rechnen, daß doch ein­mal die Nationalsozialisten bei uns zur Macht kommen könnten. Diese Elemente scheint es sogar in der hohen Bureaukratie zu geben, bis zu den höchsten Stellen hinauf. Weg mit ihnen! Diese Eventualität wäre und das ist ja seit dem italienischen Aufmarsch am Brenner kein Geheimnis der Krieg. Aber das ficht diese Sorte von Patrioten und Konjunkturbeflissenen nicht an. Es inter­essiert sie auch nicht, daß der National­sozialismus Deutschland wirtschaftlich vor den Ruin gebracht und es politisch in die Isolierung getrieben hat. Für diese Leute ist einzig und allein die sonst den Juden änge- dichtete rein persönliche Einstellung maß­gebend. Ihnen geht es nur um den eigenen Nutzen und um die Versorgung ihres Klün­gels. Immer hängt der Mantel nach dem Wind.. Und von dieser Klasse Menschen hängt mehr als man sonst annimmt, das Schickal der Bevölkerung ab. In diesen Kreisen entsteht das Gemunkel und Ge­flüster, dort hat die Zermürbungstaktik, die der unterirdische Nationalsozialismus uner­müdlich betreibt,, ihren festesten Halt. Und dort vor allem wird der Mensch nach äußeren Qualitäten beurteilt: ob erBe­ziehungen hat oder ob er gara Jud ist.

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| Was Wunder, wenn sich die breiten Massen nach solchen Beispielen richten, ihr Staats- I bewußtsein ebenfalls nach dem Wetter ein- j stellen und sich willig der Flüsterpropa­ganda hingeben, die vor allem am Juden­punkt einsetzt und durch das Verhalten der ; politischen Führer noch unterstützt wird, die immer und immer wieder den christ­lichen Charakter des Staates betonen, als wären die Juden gar nicht vorhanden, als ( hätten die Juden mit dem Dritten Reich | konspiriert und den Bundeskanzler ermor- ! defc. Die Juden sind treue Bürger deS Staates und sehen ihren Stolz darin, ihre , Pflicht in Ruhe und Stille ohne Reklame und ohne Kompensationsforderung zu tun. : Ihr einziges Verlangen ist, daß das Gesetz angewendet wird, daß die Verfassung kein: Fetzen Papier bleibt und daß die innere Hetze, von wem immer sie betrieben wird, ihre Ahndung findet. Dies fordert die jüdi­sche Bevölkerung nicht zuletzt im Interesse Österreichs. Die Art, wie die politischen und wirtschaftlichen Führer sich zur Behand­lung der Minderheiten stellen, ist die Grundlage für die Bildung des Urteils im Ausland, das die Aufrichtung Österreichs und die Heranziehung aller aufbauenden Kräfte als die unbedingte Voraussetzung des Friedens in Europa ansieht.

Die Tagung des- Aktionskomitees in Jerusalem

Jerusalem, 31. März. (2. T. A.)

Im großen Saal des Hauses der Exekutive der Jewish Agency in Jerusalem wurde am 28. März vormittags die Tagung des Aktions­komitees der Zionistischen Organisation er­öffnet.

Die Eröffnungsrede hielt der Misrachi- Ftihrer H. Farbstein. Es folgte eine große politische Rede des Präsidenten der Zionistischen Organisation und der Jewish Agency Nahum S o k o 1 o w, der zunächst der im letzten Jahre dahingegangenen großen Männer der jüdischen Erneuerungs­bewegung, Chaim Nachman B i a 1 i k s, Leo M o t z k i n s, Vicktor Jacobsons, Ed- mond de R o t h s c h i 1 d s u. a. m., gedachte und dann an die im Aktionskomitee ver­tretenen zionistischen Parteien und Gruppen einen eindringlichen Appell zur Über­brückung der zwischenparteilichen Gegen­sätze und zur Herstellung des inner­zionistischen Friedens richtete.

Das Aktionskomitee wählte keinen Nach­folger für seinen verstorbenen langjährigen Präsidenten Dr. Leo Motzkin. Das Aktions­komitee will es dem kommenden 19. Zioni­stenkongreß überlassen, seinen Präsidenten zu wählen, der zugleich auch Präsident des Aktionskomitees sein wird.

Der .Vorsitzende des Jüdischen National­

rates Palästinas, I. Ben Zwi, überbrachte der Versammlung die Grüße des Waad Leumi und des gesamten auf 400.000 Juden angewachsenen Jischuw, der einzigen jüdi­schen Gemeinschaft der Welt, die zu 42$ aus Landbevölkerung bestehe. Ben Zwi wies darauf hin, daß es der Knesseth Israel gelungen ist, 10.000 Einbürgerungen von Juden in Palästina durchzuführen. Er gab der Überzeugung Ausdruck, daß das Be­stehen von Stadtverwaltungen, in denen Juden und Araber gemeinsam arbeiten, die Grundlage zu einer Annäherung der, beiden Völker des Landes biete. An das Aktionskomitee richtete Ben Zwi die Aufforderung, den Bedürfnissen der Knesseth Israel besondere Aufmerk­samkeit zuzuwenden. Die Erfordernisse der sozialen Arbeit seien gewaltig gestiegen und obwohl der Jischuw sich mit großer Opfer-

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