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Nr. 2 Wien, 1v. Februar 1893. VI. Jahrgang.

Inhalt: Bom VereineLafall borul-air". Manche Bedingungen zur Fortentwicklung unserer Sprache. (Schluss.) Aufruf. Original- Correspondenzen: Wien, Wien, Wien, Krakau, Lemberg, Bukarest, Paris, New-Iork, Jerusalem, Jaffa. Chronik. Recensionen. Belletristisches. Jni Eisenbahnwagen. (Fortsetzung) Eingesendet. Correspondenz der Administration. Inserate.

Vom VereineSafah berurah in Wien.

Der neue VereinSafah berurah entwickelt eine rege Thätigkeit. Die Curse nehmen ihren Fortgang, und haben die Schüler in der Kenntnis des Hebräischen bereits schöne Fortschritte gemacht. Im ersten Curse wird nach den Saphir- Brrnbaum'schenSprachbriefen" unterrichtet, in der Weise, .dass Lectüre getrieben und an der Hand derselben die Gra-- matik gelehrt und der Wortschatz bereichert wird) daran knüpfen sich kleine conversatorische Uebungen. Im zweiten Curs (für Fortgeschrittene) wird in hebräischer. Sprache vorgetragen.

Da die Wiener Juden dem modernen Hebräisch und der Frage der Wiederbelebung der heiligen Sprache wie neugeborene Kinder gegennberstehen, hält es der Verein für nothwendig, sie durch öffentliche Vorträge und Vorlesungen mit seinen Bestrebungen bekannt zu machen. Er leitete diese Seite seiner Thätigkeit durch seine vorgestrige G ründ n n gs- feier glänzend ein. Dieselbe fand im Saale Khuner vor einem mehrhundertköpfigen, sehr distinguirten Publikum statt. Der Präsident des Vereines, Herr Dr. Birnbaum eröffnete die Feier, indem er die Erschienenen, namentlich aber die Vertreter der VereineMoria",Admath Jeschunm" undKa- dimah", den Chacham Moses Alkalay und den in der Residenz hochgeachteten Schuldirector Simon begrüßte. Hierauf gab er ein Bild der Entwicklung des Hebräischen bis heute, seiner ungeahnten Entfaltung in Russland und seiner völligen Wiederbelebung in Palästina, verwies aus die unbedingte Nothwendigkeit eines gesprochenen Hebräisch als Einigungs­mittels der Juden. Die Religion erweise sich wegen der großen Gegensätze in der religiösen Auffassung man denke nur an den Chassid in Polen und den Sonntagsgottesdienstler in Amerika in dieser Beziehung als unzulänglich; ebenso sei das gemeinsame Leid wegen der ungleichen Intensität des­selben an den verschiedenen Punkten der Erde nicht fähig, die Solidarität, welche jetzt von allen Seiten gewünscht wird, zu begründen. Aber auch in dem Maße, wie es in West­europa gepflegt werde, sei Hebräisch unfähig, ein Bindemittel zwischen den Juden der verschiedenen Länder zu bilden. Als Ziel müsse vorschweben, dass jeder Jude neben der Landes­sprache die hebräische verstehe und spreche. Der Redner kam dann , daraus zu sprechen, wie der Verein seiner Aufgabe nach­zukommen denke. Er beginne bescheiden. Zuerst wolle er seine

eigenen Mitglieder im Hebräischen unterweisen oder vervoll­kommnen. Später werde das Programm wahrscheinlich er­weitert werden, namentlich in dem Sinne, dass den Eltern Gelegenheit geboten warde, ihre Kinder hebräisch lernen zu lassen. Mit einem Apelle an die Versammelten, den Verein zu fördern, schloß der Redner seine Ausführungen, welche mit großem Beifalle ausgenommen wurden. Der Vereinssecretär, Herr B'rainin übernahm es nun, den Anwesenden zu zeigen, dass Hebräisch wirklich gesprochen werden könne und wie es klinge. Sein Vortragüber die neuhebräische Literatur" machte einen fulminanten Eindruck. Abgesehen von dem trefflichen In­halte, der nur dem kleineren Theile des Publikums verständ­lich war, zündete die Lebendigkeit, der Wvhlklang der Sprache. Erstaunt lauschten die Zuhörer den ungewohnten Lauten. Die einigermaßen des Hebräischen Mächtigen konnten sich wieder nicht genug über die ungeahnten Fortschritte der Sprache zur Sprechbarkeit, über die Gestaltungsfähigkeit und Biegsamkeit der bisher irrthümlich als erstarrt angesehenen Sprache verwundern. Tobender Applaus durchhallte nach dem hebräischen Vortrag den Saal. Ein anderer hebräischer Pro- grammpuukt des Abends war die Declamatiou des Gvrdon'schen GedichtesHaisrha wiadeha durch Herrn R and. Die eindrucksvoll vorgetragene Dichtung war durch das Vereins­mitglied, Herrn B. Fuchs, in ausgezeichneter Weise in's Deutsche übersetzt, die Uebersetzung durch Druck vervielfältigt, unter das Publikum vertheilt worden. Zum literarischen Theile des Programmes standen noch die Toaste des Herrn Drd. S. I. Vierer, der Namens derKadimah auf die Safah berurah, und des Vicepräsidenten Herrn Drd. S. R. Landau auf die jüdische Jugend, sowie eine Ansprache des Herrn Director Simon in Beziehung. Letzterer sprach im wärnlsten Tone von dem vielen Neuen und Schönen, das er gehört habe und das ihm ebensowohl als Juden wie als Vater sehr große Freude bereite. Er könne dem Vereine für die Einladung nicht genug danken und begleite ihn mit seinen vollen Synlpathien. Die kurze Rede des Herrn Simon, in welche auch eine interessante und gefühlvolle Rede der von den beiden Festrednern verkannten Periode der deutschländischen Measfim mit eingeflochten war, rief stürmischen Beifall und bei den Vereinsmitgliedern große Genugthuung hervor, der dann der Vercinspräsident auch Ausdruck gab. Nebst literarscher war auch für künstlerische Unterhaltung des Publikums ge­sorgt. Die Fräulein Charlotte Jenner (Declamation), Rosa