Jüdisch-Nationalen.
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Nr. 3
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Wien, 38. Februar 1893.
Redartrott
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Vl. Jahrgang.
. Leben und Freiheit. — Arischer und semitischer Geist. — Feuilleton: Geist und Geisteskrankheit bei den Juden. — Original- (ViUJim.. Correspondenzen: Wien, Wien, Berlin, Paris, Jerusalem, Argentinien. — Correspondenz der Redaction. — Correspondenz ' der Administration. — Inserate. "
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Keben und Freiheit.
Kein jüdisches Fest hat soviel Nachzügler und Nachahmer gefunden» als Purim. Es gibt bekanntermaßen außerdem eigentlichen, alten allgemeinen Purim noch ebenso benannte Feste jüngeren Ursprungs» welche nur für gewisse Länder, für gewisse Städte, ja oft nur für einzelne Familien eingesetzt wurden und sich bis auf den heutigen Tag erhalteir 'haben.- Der Name wirb' immer gewählt, wenn ein antijüdisches Attentat geplant'war und in letzter Stunde noch glücklich abgewendet wurde. In diesem Schauspiel, treten fast immer dieselben drei Typen auf: Haman, Mcrdechai-Esther und Achaschwerosch, welche zusammen die Idee des Ganzen zum Ausdrucke bringen, die Zähigkeit des jüdischen Volkes, das sich durch alle Widerwärtigkeiten durchhilst, — durch- ftettet, würde Ministerpräsident Ta affe sagen.
Alle diese Purimfeiern, die große an der Spitze, sind dazu berufen, eine günstige erziehliche Wirkung auf die Juden auszuüben. Wenn dies aber nicht im erwünschten Maße der Fall ist, so liegt die Schuld nicht am Purim selbst, sondern an anderen Einflüssen. In Folge dieser hat sich nämlich unser Volk gewohnt, den Purim wie ein veri- tables Theaterstück zu behandeln, d. h. nach dem letzten Acte nicht zu fragen, was weiter geschehen ist. Die Lehre des Purim, daß alle großen judenfeindlichen Bösewichter ihrem Streben zum Opfer fallen und von dem ewigen jüdischen Volke, das sie vernichten wollten, überdauert werden, ist ja . an sich eine ttostreiche, kann aber erst eine segensreiche werden, wenn sie eine Ergänzung erhält, welche sich das Judenthum aus anderen Merktagen seiner Geschichte holen sollte. Das aber unterlassen die Juden leider, und deshalb bleibt ihre traditionelle Purimfreude — die Gläubigen schöpfen sie am 15. Adar aus dem Buche Esther, die Freigeister täglich oder wenigstens jeden Freitag oder Montag aus wie Sicges- bulletins klingenden Artikeln gewisser Blätter — eine Halbheit und wirkt als solche schädlich. Die Juden haben eben ein kurzes Gedächtniß, das nicht einmal elf Monate, bis in den Monat Nissan, zurückreicht und einen ebenso kurzen Ausblick, der sich nicht einmal auf 4 Wochen, bis in denselben Monat, erstreckt. Dort könnten .sie sich Belehrung holen über das, was noththut, um aus dem Tröste einen Segen zu machen. Purim ohne Peßach. Leben ohne Freiheit, ist eben ein trauriger Trost, und es ist bezeichnend, daß man Purim
