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8. Jahrgang

Frankfurt a. M, Oktober/November 1929

Nr. 2/3

Die Schriftleitung übernimmt für den Inhalt des Gemeindeblatts nur die preßgesetzliche Verantwortung. Nachdruck nur mit Erlaubnis gestaltet.

Aus dem

Wege der Frömmigkeit (M. Freudenthal)........ 49

Die Feier des Sukkotfcstes im zweiten Tempel

(J. Elbogen).................. 51

Die Herbstfeiertage in Geschichte und Gegenwart (B. Segel) 54

Pijut (S. Meiseis).................. 56

Bilder zum Sukkot-Machsor (Rahel YVisehnitzer-Bernstein) 57 Vom Charakter des klassischen Judentums (L. Hambur­ger) ....................... 58

Judentum und Weltfriede............... 59

Eduard Lasker (O. Sincerus)............. 62

Erweiterung des Krankenhauses ........... 63

Der neue Friedhof................... 67

Inhalt.

Unna, Statistik der Frankfurter Juden von den Anfängen

bis zum Jahr 1866 (Fortsetzung)......... 76

Amtliche Anzeigen . . . ............... 79

Aus der Gemeindevertretung.............. 80

Aus den Gemeintlen.................. 83

Anstalten und Vereine, Versammliiiigskalender..... 86

Bücherschau..................... 90

Gottesdienstlicher Anzeiger............... 93

Veränderungen im Personenstand........... 92

Persönliche Nachrichten................ 92

Statistische Uebersicht............. ... 102

Literarische Beilage.................. 97

Wege der Frömmigkeit

Eine Ansprache. Von Rabbiner Dr. Max Freudenthal (Nürnberg) Die Stunde der Weihe, die in dieser Form Sie heute zum ersten Mal umfängt, möge nach dem Vorbild an­derer Gemeinden auch für die Ihrige zum Segen vverden. Der Segen solcher Stunden mag darin liegen, daß sie, wie es dem Wesen des jüdischen Gotteshauses seit uralten Zeiten entspricht, zugleich Erhebung der Seele und Belehrung des Geistes bringen sollen, beides zu­nächst natürlich für die Angehörigen unserer Religions­gemeinschaft, dann aber auch mit voller Absicht für Jeden, der als Nichtjude seine Teilnahme an ihnen in diesem Hause bekundet. Wenn sie so unserem eigenen Kreise etwas besonderes bedeuten möchten und zugleich über ihn hinausgreifen wollen, wenn sie nach innen u n d nach außen eine Wirkung erzielen sollen, so müssen sie ihrem Inhalt und ihrer Form nach nach diesen beiden Richtungen hin sich einstellen.

Nach innen, nach der Richtung unserer Gemein­schaft hin, pflegt dieser Einstellung hindernd die Be­fürchtung entgegengestellt zu werden, daß durch solches Beginnen die Bedeutung des Sabbats imd des Sabbat- Gottesdienstes herabgemindert werden könnte. Solche Befürchtung ist ganz und gar grundlos. Inhalt und Form dieser Stunden sind von ganz anderer Art und sollen von ganz anderer Art sein als die unserer eigentlichen Gottesdienste; sie haben deshalb noch nirgends, da wo sie bereits in Uebung sind, irgend Jemanden den Gottes­diensten oder dem Sabbatgedanken überhaupt entzogen. Wir erhoffen vielmehr ein ganz anderes von ihnen.

Sie sollen denen unter uns, die leider nicht am Sabbat, sondern nur am staatlichen Ruhetage zum Genüsse einiger, für Seele und Geist besinnlichen Augenblicke kommen, die Möglichkeit gewähren, diesen besinnlichen Augen­blicken auch ein religiöses Moment beizugesellen, und wir erwarten, daß gerade dadurch ihre Teil­nehmer auch wieder zu einem äußeren, und was fast noch wichtiger ist, zu einem innerlichen Zusammen­hang mit der religiösen Gemeinschaft zurückgelangen, der durch den bisherigen Ausfall religiöser Stimmung sich lockern mußte oder ganz und gar zu schwinden droht. Diese Stunden sollen nicht noch mehr entziehen, sondern im Gegenteil wieder hinleiten zu unserer Ge­meinschaft und Lehre.

Daneben aber sollen sie zeigen, daß es möglich ist, sich auch zu dem zweiten Ziele einzustellen, näm­lich in einem jüdischen Gotteshause eine weihevolle Stunde zu bereiten, in der trotz des speziiischen Kolo- ritz ein Jeder wer es auch sei sich über die Erregungen des Tages hinaus zu reineren Sphären zu erheben vermag; aus dieser gleichgestimmten Gemein­samkeit heraus soll dann auch ein Nichtjude die Ueber- zeugung mit hinwegnehmen, daß unser Judentum in seiner Lehre und in ihrer äußeren formellen Bekundung durchaus nicht so abwegig ist, wie es nach außen hin oft den Anschein erweckt, daß es vielmehr dieselben Wege der Frömmigkeit geht und zu gehen verlangt, auf denen die Frommen aller Völker wandeln, und auf denen die Frommen aller Völker gerade nach einem Worte unserer Weisen nicht bloß ein Anrecht, sondern sogar einen wirklichen Anteil an der ewigen Seligkeit erlangen.