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Josef Lurje: Der Zionismus und die Erziehungsarbeit
Budget: sie haben eine wichtige Aufgabe in der Wiederbelebung der Sprache zu erfüllen. Sie geben dem Kinde Hebräisch als Sprache seiner Entwicklung, und durch das Kind dringt dann die Sprache in die Familie ein; sie schaffen den Kreis hebräisch sprechender Kinder, um den herum die anders sprechenden Kinder sich gruppieren und hebraisiert werden.
Und zweitens: die höhere Schule. Könnten wir uns nicht mit der Elementarbildung begnügen? Wozu brauchen wir die höheren Schulen überhaupt? Sollen wir sie nicht der wohlhabenden Bevölkerung überlassen? Kein Volk hat seine höheren Schulen so engherzig , nur als Lehrstätten für wohlhabende Kinder betrachtet. Um so weniger können wir die höheren Schulen so auffassen. Die Demokratie in den meisten Ländern Amerikas hat es durchgesetzt, daß auch die höhere Schule ebenso wie die Elementarschule unentgeltlich wurde. Für uns, die wir eine hebräische Sprache und hebräische Kultur zu schaffen haben, ist die höhere Schule von keinem geringeren Wert als die Volksschule. Die hebräische Sprache wird nicht die lebende Sprache des Volkes werden, wenn sie nur in die Sphäre der niedrigen Volksbildung eingeschlossen bleibt. Wir brauchen eine hebräisch sprechende Intelligenz, denn ohne sie wird auch das Fundament zerstört, das wir in der Elementarschule gelegt haben. Wir müssen unserer Jugend die Möglichkeit geben, im Lande zu bleiben, und hier die nötige Bildung und Anpassung an die Lebensbedingungen des Landes zu erlangen. Das ist der Zweck unserer höheren Schulen, auf die wir nicht verzichten können. Wir verlangen aber von den Eltern, daß sie nach Möglichkeit dazu beitragen — und in der Tat deckt ihr Schulgeld mehr als die Hälfte dieses Budgets.
Auch die Reduktion der Lehrergehälter wird die Schulfrage der Lösung nicht näher bringen. Wir wandten auch dieses Mittel schon in diesem Jahre an. Wir haben zwar keine Änderung an den bestehenden Gehaltssätzen vorgenommen, aber wir verlangten von den Lehrern, daß sie einen Teil des bevorstehenden Defizits auf sich nehmen. Die allgemeine Lehrerversammlung hat darein eingewilligt und erklärte sich einverstanden, daß insgesamt £ 5000 von den Lehrergehältern des letzten Monats abgezogen werden. Diese Reduktion, die ca. 7 % der Gehälter ausmacht, ist verhältnismäßig sehr groß, da unsere Lehrergehälter im allgemeinen niedrig sind, jedenfalls niedriger als die auf den entsprechenden anderen Arbeitsgebieten.
Vor allem vergehen Monate, ohne daß die Lehrer ihr Gehalt bekommen. Wir sind in diesem Jahre den Lehrern stets für 4—5 Monate Gehalt schuldig. Es gibt Lehrer, die, im vollen grausamen Sinne des Wortes — hungern. Dieser Zustand ist eine Schmach für die Zionistische Organisation. Die Schule kann nicht vorwärts kommen, wenn sich der Lehrer in solchem Elend befindet. Die Organisation muß den zu erhaltenden Institutionen die Arbeitsmöglichkeit sichern. Das Budget der Organisation muß in zwei Teile geteilt werden: ein Teil soll fest sein und zur Erhaltung des Bestehenden dienen; der andere sei beweglich, abhängig von der Größe der einlaufenden Gelder, und für Erweiterungsarbeiten auf den Gebieten der Landwirtschaft, des Handels und der Industrie bestimmt. Die monatlichen Schwankungen in der