Liberales Judentum
JTlonatsfchrift
für die religiösen Interelfen des Judentums
herausgegeben von der
Vereinigung kür das liberale Judentum in Deuffdiland
unter der Redaktion oon Dr. Caefar Seligmann, Rabbiner in Frankfurt a. Ul.
No. 12. Jahrgang 4. Dezember 1912.
fln unsere
Die Veröffentlichung rmserer Posener Beschlüsse hat die Gegner zu Erklärungen aller Art veranlaßt. Diese Erklärungen vermögen keinerlei Einfluß auf unsere Entschließung anszuüben.
Wir halten die Beschlüsse in vollem Umfang aufrecht, weil sie für den dauernden Bestand des Judentums erforderlich sind, und weil sie dringend notwendig sind, um zum Judentum die sich ihm Entfremdenden zurückzuführen.
Unsere Gegner sind unter sich uneinig. Nicht weniger als vier Erklärungen sind notwendig gewesen, um ihre verschieden gearteten Richtungen zum Ausdruck zu bringen.
Die Zahl unserer Gegner ist viel geringer, als inan uns glauben machen will. Es genügt, darauf hinzuweisen, daß unter den Unterzeichnern der Kundgebung des separatistisch-orthodoxen Rabbinerverbandes die Uälfte, unter denen der Erklärung des traditionell - gesetzestreuen Rabbinerverbandes mehr als ein Drittel solche Rabbiner sind, die überhaupt nicht als Rabbiner amtieren und daher nur int eigenen Rainen das Wort führen.
Wie die Verwaltungen der Großgemein- den über das Vorgehen unserer Gegner- Berlin, im Dezember \ty\2.
Der Vorltand der Vereinigung für c
Zustizrat Bernhard Breslauer, Vorsitze Dr. med. A. Baerwald, stellt». Vorsitzender, Frankfurt a. M., Feldbergstr. 21.
Kommerzienrat Max Elb,
Dresden, Beethovenstraße 3.
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Ludwig Geiger, Wilmersdorf-Berlin, Schasterstr. 8.
ITlitglieder!
denken, ergeben ihre weiter unten wiederholten Erklärungen.
Sollte einer unserer Gegner seine Drohung wahr machen und die liberalen Rabbiner in der Ausübung ihres hoben Amtes auf Ranzel und Katheder durch die in Aussicht gestellten Maßnahmen zu stören suchen, so werden wir unsere Rabbiner zu schützen wissen. Unsere Gegner können sich in ihrem Vorhaben weder auf religiöses, noch auf moralisches Recht stützen.
Es ist nicht Zeit zu spalten, sondern zu einen. Es ist nicht Zeit in unfruchtbarem Streit über Einzelfragen unsere Kraft zu zersplittern und aufzuzehren. Wir wollen vielmehr diese Kraft sammeln und auf das Große, auf das Leben des Judentums richten.
Uns verführt nicht parteisucht. Die unerschütterliche Treue zw unserem Glauben, wissenschaftliche Ueverzeugung von der Entwicklung des Judentums und der feste Wille, dein Judentum die Jugend zu erhalten und ihm auch die Fernstehenden und Gleich- giltigen zurückzugeben, haben uns die sittliche Verpflichtung zu unserem Vorgehen auferlegt. Von allen Erklärungen unserer Gegner unbeirrt, werden wir unseren Weg fortsetzen, denn es ist der Weg der Wahrhaftigkeit und des Lebens.
ts liberale Judentum in Deutschland.
der, Berlin W. 62, Burggrafenstraße fch Emil T o H n, Schatzmeister, Charlottenburg, Mommsenstr. 40.
Rabbiner Dr. Freudenthal, Nürnberg, Sulzbacherstr. 23. Realschuldirektor M. G o m b r i ch, Nürnberg, Praterstr. 34.