Erdenleben ihr gegeben hat, mit den Er­innerungen und Erlebnissen, die sie hier ge­sammelt hat, fortlebe, darüber waltet «Ge­heimnis, darüber zu reden Ware ein Stiicf -^Pit Selbstsucht, alleredelster zwar, aber doch yon Selbstsucht. Es kommt ja nicht darauf an, daß wir, weil wir etwas so wichtiges sind, in der Form unserer Persönlichkeit fort- leben, dann lebte ja Wohl auch alles Böse von uns nüt fort, in Uns ist Gutes und Böses, Gold und Schlacke gemischt, und .das Böse gehört auch zu unserer Persönlichkeit, es konnnt da­rauf an, und das ist der Rern der religiösen Lehre, daß das Gute, das im Menschen ist, fortlebt. Nur das Gute darf wrtleben, das aber auch muß fortleben, es ist unzerstörbar. Das ganze Judentum baut sich ja auf dem Ge­danken auf, daß das Gute der Sinn der Welt und des Gebens ist, dieses Gute allein ist der Unsterblichkeit anheimgegeben. Llisso mechap- peresder Tod hat eine reinigende Rraft", und das Gute und Rostbare an der Menschen- feele, an dessen Fortleben glauben wir aus tiefstem Herzensgründe. S o ist unser Unsterb- lichkeitsglaube, tief ins Herz gesenkt ist uns die Gewißheit, daß das Gute, das wir ge­schaffen, gepflegt und genährt haben, un­zerstörbar ist und fortlebt m Ewigkeit. Nicht nach dem wo und wie fragen, überhaupt nicht denken und fragen und das Zarte, Geistige mit dem Erdenstaub unserer Vorstellung be­schmutzen! wir wissen und glauben, es

gibt etwas, das über Tod und vergehen hinausgeht, Geheimnis waltet darüber und das verborgene ist Gottes Sache."

So gibt der Glaube uns beseligende Ge­wißheit und befreit uns zugleich vom Aber­glauben, ist uns ein Trost und gibt zugleich den Ansporn zu allem Sittlichen. Zft nur das Gute unzerstörbar, leben wir nur fort in dem Guten, das wir wirken, wer möchte dann nicht alles daran fetzen, um alles Bose auszuroden aus feiner Brust und nur Gutes zu pflegen? Und in dieser Gestalt befreit sich unser Glaube auch von der schwersten «Ge­fahr. Es ist gesagt worden, man soll das Gute tun um des Guten allein willen und das Böse meiden um des Bösen willen. Aber wenn man nun anfängt zu grübeln, wie siehts im Jenseits aus, was wird aus mir? wie leicht heftet sich dann daran das Ausmalen von Seligkeit und Verdammnis! Es gibt nur ein Mittel dagegen, alle diese Vorstellungen beiseite lassen, dann tut man wirklich das Gute um des Guten allein willen, dann- rechnet man nicht auf Lohn. Auch über Lohn und Strafe waltet Geheimnis, unddas ver­borgene ist Gottes Sache", unser ist die Tat, das Offenbare ist für uns und unsere Rin­der". vor uns liegt klar, was wir müssen - und was wir nicht dürfen, danach allein ist zu gehen. Nur aus dem Gewissen ist die' Richtschnur unseres Handelns zu holen.

Oer jüdifche frietihof.

Von Dr. Veit Simon, Berlin.

"A^or Gott sind alle Menschen gleich! X+s Daraus leitet Hermann Ztzig in seinem AufsatzDer jüdische Rlassenfriedhof" 0019 S. 86 f.) die Folge her, daß alle Gräber nur aus einheitlichen einfachen Steinen, ohne Gitter und mit einheitlicher Bepflanzung ohne Unterschied bestehen dürfen.

Es ist dem Verfasser ohne weiteres zu­zugeben, daß die letzte Zeit vor dem Uriege an Geschmacklosigkeiten auf dem Friedhof naturgemäß nicht nur dem jüdischen ge­nau dasselbe geleistet hat, was sie auch im übrigen an Geschmacklosigkeiten hervorge- bracht hat, von den Häusern am Rurfürsten- Samm bis zu den Schauerfilmen. Aber nicht jeder reicher ausgestaltete Grabstein ist

protzenhaft", und aus welck^em Grunde die Geschmacklosigkeiten einzelner zur Unter­drückung künstlerisch wertvoller Grabdenk­mäler führen sollen, ist nicht einzusehen.

Zn der weiten polnischen Ebene, in den kleinen gedrückten Städten und Flecken mit überwiegend armer Bevölkerung, unter denen die Zuden vielfach die Aermsten der Armen sind, wird die einförmige, fast ärmliche Stätte - des Todes in ihrer Einfachheit und Ärmlich­keit ein wunderbares, stimmungsvolles Bild, des Lebens fein. Darin wird ihr geheimnis­voller Reiz liegen. Zn Deutschland aber, und m den Großstädten vor allen, ist das Leben anders, und darum muß auch die Stätte des Todes anders sein. Ein Friedhof nur aus

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