Dr. Veit Oimon: De? jüdische Friedhof

K

gleichen Steinen, wie der Verfasser ihn denkt und wie er dem Leben polnischer Juden ent­spricht, würde bei uns geradezu theatralisch wirken. Mir deutscher! Juden sind nun ein­mal anders geartet als unsere Glaubens­brüder im Gsten, und haben keine Veran­lassung, das) was ihnen gemäß ist, einfach zu übernehmen. Mir sind äußerlich und inner­lich ganz anders differenziert äußerlich nach Beruf, sozialer Stellung und vermögen, innerlich nach religiösen, ethischen, politischen und vor allem nach ästhetischen Ueberzeug- ungen letztere fallen für unsere östlichen Glaubensgenossen fast ganz fort. Line Ein­heitlichkeit auf dein Friedhof würde eine Lin- ; heitlichkeit des Lebens vortäuschen, die nyfat / besteht. Unserer seit Generationen bestehen­den Auffassung gemäß ist, die Gräber unserer j Ziehen so auszugestalten, wie es unserem .Schönheils ge fühl entspricht. Mer^den alten Friedhof in der Schönhauser Allee in Berlin betritt, wird dort zum großen Teil ganz einfache Gräber finden, zahlreiche von künstlerischem Mert und nur einige wenige < geschmacklose, an denen er ohne weiteres ^ vorübergehen kann. Daß die Hinterbliebenen seines weniger begüterten Glaubensgenossen durch eine reicher ausgeführte Grabstätte mit Bitterkeit erfüllt werden", ist aus der Luft gegriffen. Jeder, der die wunderbaren Friedhöfe in Genua und Mailand gesehen hat, auf denen kein Grab dem andern gleicht, aber fast alle Grabstätten künstlerisch wertvoll sind, wird die gleiche Freiheit der künstlerischen Ausgestaltung auch für uns gewahrt wissen wollen. Die Friedhofsverwaltungen mögen, darauf sehen, daß sie Geschmacklosigkeiten von den Friedhöfen fernhalten die Uniformie­rung der Gräber aber, lehnen wir ab, gerade weil wir liberal sind, d. h. jeden innerhalb der notwendigen Schranken, zu denen auf einem Friedhof gehört, daß nicht die Ruhe des Gesamteindrucks durch Aufdringlichkeit -ge­stört wird, frei handeln lassen.

Ueber dasselbe Thema schreibt uns Herr Albert Hamburger aus Breslau:

Mit großem Interesse las ich in der letzten Nummer der Monatsschrift

Liberales Judentum" den ArtikelsDer jüdische Rlassenfriedhof". Der Verfasser regt eine Reform an, ' die, eine wirk­lichliberale" .genannt werden könnte. Ae Forderungen, die Herr Itzig aufstellt, sind im Prinzip unbedingt anzu erkem ren. nur werden sich in der Praxis beim Versuch der Durchführung der Forderungen, bedeutsame Hindernisse entgegen stellen. Ich führe nur eines an.

Der Verfasser sagt:sämtliche Gräber dürfen nur denselben Satz kosten". Das ist nicht ausführbar. Der Mittellose kann gar nichts, der weniger Begüterte wenig, der Reiche viel zahlen. Ebensowenig können die Rosten für Grabdenkmal und Grab­pflege, die doch ebenfalls gleichmäßig fein sollen, gleichmäßig gezahlt werden. 'Auch diese dürften nur nach dem Vermögen auf­gebracht werden. Die betreffende Bestim- rnung müßte etwa lauten:Die Rosten für Grab, Grabstein und pflege der Gräber richten sich nach der Höhe der Steuer, die der verstorbene zahlte, "oder der Auftrag­geber zahlt. Hierfür übernimmt die Ge­meinde^ außer der Hergabe der Grabstelle, die Lieferung des Denksteins, die^ Pflege der Gräber. Die zu zählenden Sätze werden durch Statut geregelt, fo daß die Rosten der Gemeinde gedeckt werden."

Nur auf diese Messe ist, meiner Meinung nach, das zu erreichen, was Herr I. mit Recht wünscht, daß die Gleichheit nach dem Tode hergestellt wird.

Natürlich werden sich auch hierbei noch Schwierigkeiten ergeben, besonders bei denen, die Grabstellen gekauft haben, und in. den Friedhöfen, .-.'.ä denen die Rlafseneinteilung schon vorgenommen wurde. Ich bin jedoch, überzeugt, daß bei einigem guten Millen diese Reform einzuführen ist, wenn auch nur nach und nach.

(Nachbemerkung der Redaktion.) Mir stellen dieses Thema zur weiteren Diskussion und geben gern denen, die zu dem Thema etwas zu sagen haben, Raum in diesen Blättern,