(Dezember 1853.)

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Ein Wort über relig. Bräuche, MinkSKim^ namentlich in gottesdienstttcher Beziehung.

Aus dem ?al vrotd des Rabbi I. L. Margolioth, aus dem» vorigen Jahrhundert. Mitgetheilt von vr. Lewysöhn zu Worms.

Die starre Orthodoxie und der maßlose Radicalis- mus im Judenthum reichen sich darin die Hand, daß beide den nackten Buchstaben umklammern, den genetisch entwickelnden Gedanken unbeachtet lassen und den elastischen Wortlaut als­dann beliebig je nach ihrer tendenziösen Anschauung auszubeu­ten suchen. Die Geistlosigkeit auf der einen und das Über­schreiten aller Gränzen auf der andern Seite haben in gleicher Weise der Entwicklung und Veredelung des religiösen Be­wußtseins geschadet, indem sie den wahren Geist verfehlten, der in dem Gedanken ausgeprägt ist, dessen Träger jener Wortlaut nothwendig sein muß. Der Gedanke selbst bedarf des Wortes, und wenn das gesprochene Wort erst durch die bewirkte Nachempfindung das umfassende Verständ- niß hervorbringt, so muß das geschriebene Wort um so mehr durchdacht und erforscht werden, weyn der beabsichtigte Gedanke in seiner Reinheit und Wahrheit erkannt werden soll. Wie viel wurde schon über die für jene starre Orthodoxie unbeweglichen Axiome: ,"N1n ^ )W (Israels Brauch ist Thora), oder ND^N ^ )7W (Brauch entwurzelt Gesetz) für und wider gesprochen, obwohl man gewiß gut gethan hätte, an der lichten und unbefangenen Urgirung ältester und älterer Autoritäten sich zu halten. (Vergl. Sophrim 44, 18; Teschubot Cbawot Jair 238 und insbesondere Magen-Abra­ham 690, 22.) - Wir wollen daher einen Gewährsmann aus der orthodoxen Schule anführen, und seine Aeußerung über