1840

so. März. NW 12.

Israelitische Annalen.

Ein Cenlralblatt

für

Geschichte, Literatirr und Cultur -er Israeliten

aller Zeiten und Länder.

Herausgegeben von vr. I. M. Jost.

Von diesen Annalen erscheint jeden Freitag ein ganzer, bisweilen V/ a Bogen; Preis des Jahrganges 3 Rthlr. fl. 5; man subscribirt bei allen lobt. Postämtern und in allen Buchhandlungen des In- und Auslandes.

Biographien. Blick auf den Thalmnv, von I. Reggio. Jahrzablen, von vr. L. Zunz. Nachrichten und Corresponvenzen: Bericht au« Mähren (Fortsetzung); Württemberg; Würzburg; Rheinpreußcn. Literatur. Personal - Chronik und Notizen.

Biographie«.

Giuseppe LazzaroMorpurgo.

(Geboren Mai 176t, gestorben August 1835.)

Die Familie Morpurgo stammt aus Steyer- mark und ließ sich später in Görz nieder, wo ihre Hausväter Großhandel trieben, besonders in Seide. Sie errichteten eine Damaftfabrik und zum Besten der Stadt einen montem pietatis. Sie stifteten auch einen ewigen Fonds zur Erziehung und Ver­sorgung eines elternlosen israelitischen Waisenkna­ben. Die Kriege und Wirren gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts trugen indeß manches zur Verringerung ihres Vermögens bei, und vermochten die damaligen Mitglieder des Geschäftes sich vom Handel zurückzuziehen, und mehr vom Ertrage ihrer Güter zu leben, als vom Geschäft.

G. L. (Joseph Lazarus) Morpurgo ward im Mai 1761 geboren, sein Vater hieß Abraham, und seine Mutter Esther Cantoni aus Mantua. Letztere verlor er zu 6 Jahren.

Bis zum 13ren Jahre ward er in Elementar- kenntniffen unterrichtet und zeigte viel Liebe zum Studium, Scharfsinn und Talent für hebräische Poesie. Man schickte ihn dann nach Verona, wo sein Oheim von Vaterseite, Giuseppe Grego, ihn in den religiösen Schriften von dem schon damals berühmten Rabbinen Raph. Nathan Tedeschi

(nachmaligen Oberrabbiner zu Triest), und in pro­fanen Wissenschaften vom Abbate Marai, Professor der Sch. WW. unterrichten ließ. Zu 19 Jahres ward er wieder nach Hause berufen, um seinem Vater Beistand zu leisten. Er begann ein Geschäft, ward aber nachmals Chef des bedeutenden Hauses Leon und Aron Vivante; er heurathete eine Toch­ter des Grassino Vita Levi, eines ebenfalls berühm­ten Hauses. Da das Haus Vivante die See- Assuranzbank verwaltete, so lernte Morpurgo diesen Geschäftszweig kennen; er verließ plötzlich seine Grelle als Geschäftsführer, und ergab sich dem Studium des See-Rechts und des Affuranzwesens mit ungemeinem Eifer. 1801 errichtete er eine See- Affuranz-Gesellschaft, und 1807 stiftete er eine ähn­liche Wittwen- und Waisenpensionirung. Seine Unternehmungen litten aber durch den Krieg von 1809 so sehr, daß er sie aufgeben mußte. Die politischen Verhältnisse wirkten auf seine Umstände nm so nach- theiliger, als er ein strenger Anhänger des Hauses Oesterreich war, auch nicht bewogen werden konnte, seine Söhne bei den Franzosen in Dienst treten zu lassen. Dieselbe politische Gesinnung bestimmte ihn, als Administrator der Concursmaffe des Hauses Giuseppe Pinkerle, bei welcher das österreichische Aerar mit einer sehr großen Summe betheiligt war, als die neufranzösische Regierung zu Triest sich derselben bemächtigen wollte, alle Kraft und Kunst