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Erscheint monatlich. Abonnementspreis für das ganze Jahr 6,~ M. ifir das halbe Jahr 3,50 AI.

Herausgegeben vom

Bureau für Statistik der Juden

Berlin-Charlottenburg, Witzlebenstr. 19.

Zu beziehen durch das Bureau für Statistik der Juden, Berltt-CMoMnuiL Witzlebenstrasse 19.

Begründet von Dr. Arthur Ruppin. Redigiert von Dr. Bruno Blau.

5. Jahrgang.

Juni 1909.

Heft No. 6.

INHALT:

(Die nicht von den Verfassern gezeichneten Artikel sind Arbeiten des Bureaus für Statistik der Juden.) 1. Abhandlungen. Dr. L. Sofer, Wien: Welcher Rasse gehörte Jusus an? Dr. Bruno Blau, Rechtsanwalt beim Kammergericht In Berlin: Die Austritte aus dem Judentum in Berlin während der Jahre 1907 und 1908. Dr. S. Weißenberg, Elisabethgrad: Der Gesundheitszustand der Juden in Odessa.

II. Statistisches Archiv. Selbstmorde in Preußen im Jahre 1907. Jüdische Schulen, Lehrer und Schüler in

Preußen. Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle in Bayern 1906 und 1907, Eheschließungen in München von 1891 bis 1908. Die jüdischen Reichsratsabgeordr.eten in Oesterreich seit 1867. Jüdische Einwanderung nach Palästina im zweiten Halbjahr 1908.

III. Literatur. Jahrbuch der Statistik. Jüdische fragen. Palästina.

Nachdruck der Abhandlungen ist nur mit besonderer Genehmigung des übrigen Inhalts nur mit vollständiger

Quellenangabe gestattet.

Welcher Rasse ge

Von Dr. L. S

Es kann nicht meine Aufgabe sein, in den Streit einzutreten, ob Jesus überhaupt existiert hat. Eine Reihe vorgeschrittener Theologen von Bruno Baur bis Kalthoff haben die j Existenz von Jesus bestritten; das Schweigen ! oder die unbestimmten Angaben der zeit- j genössischen jüdischen Quellen spielen hier j eine große Rolle. Es kann auch nicht in j meiner Absicht liegen, die Frage einfach durch die Tradition des neuen Testamentes j zu entscheiden, derzufolge Jesus aus dem ! Hause Davids entsprossen ist; ich will nur in j Parenthese bemerken, daß auch die, welche an die göttliche Abkunft von Jesus glauben, seine Abstammung aus dem David'schen Geschiechte gelten lassen müssen, da doch seine Mutter, Maria, den Evangelien gemäß aus dem David'schen Hause stammte. Ich be-

lörte Jesus an?

>fer, Wien.

rühre dies, da H. St. Chamberiain in seinem Chauvinismus so weit geht, z. B. in seinem Vorwort zur 4. Auflage derGrundlagen des 19. Jahrhunderts" (1903) zu schreiben:... und wer den historischen Standpunkt nicht an­erkennt, und die Geschlechtstafeln aus Mat­thäus und Lukas für authentisch hält, kommt auch nicht weiter, da diese auf Josef führen, der ja für den Gläubigen nicht der Vater Christi war." Daß aber für die Gläubigen Maria, deren Mutterschaft für sie unbestritten ist, aus dem priesterlichen Geschiechte Nathans und dem Hause Salomo's abstammt, ver­schweigt Chamberlain in seiner bekannten Manier. Ich nehme ferner auch nicht zu der Dialektik Adolf Harnacks Zuflucht, der auf eine diesbezügliche Frage erklärte: Wäre Jesus kein Jude gewesen, so hätten ihm seine