— 93 —
bei den Juden noch eine Ursache in ihrer verschiedenen Altersgliederung finden, für die wir einen indirekten Beweis darin i haben, daß bedeutend mehr jüdische als j russische Neugeborene das erste Jahr über- j leben. So starben im Jahre 1903 von je 1000 j Neugeborenen vor dem ersten Lebensjahr bei j den Russen 254 und bei den Juden nur 145. j Indem also bei den Juden die jüngeren Jahre | besser besetzt sind, ist es auch erklärlich, j warum Kinderkrankheiten bei ihnen absolut j häufiger auftraten. Das relative Verhältnis j läßt sich leider nicht berechnen. i Wenn also die Infektionskrankheiten bei j den Juden einen größeren Prozentsatz der \ Sterbefälle bedingen und dennoch die allgemeine ! Sterblichkeit bei ihnen eine geringere bleibt j so muss das Verhältnis bei den übrigen 1
Krankheiten ein für sie bedeutend günstigeres sein. Und wirklich sehen wir, daß eine der häufigsten Krankheiten, die Lungentuberkulose, unter den Juden viel weniger Opfer hinwegrafft als unter den Küssen, indem während der Jahre 1900 bis 1903 die russische Bevölkerung von je Tausend im Mittel 27,1 an dieser tückischen Krankheit verlor, die jüdische aber nur 24,5. Dieses Verhalten der Juden der Schwindsucht gegenüber wurde auch an manchen anderen Orten beobachtet.
Resümierend kann man also sagen, daß die günstigen Erscheinungen im Lebenslauf der Juden ihrer Stetigkeit und ihrem hochentwickelten Familiensinn, während die ungünstigen ihrer Armut zugeschrieben werden müssen.
Statistisches Archiv.
Preußen.
Selbstmorde in Preussen im Jahre 1907. Von den 7543 Personen (5844 i} ! ' männlichen und 1799 weiblichen), welche
im Jahre 1907 in Preußen Selbstmord verübten, waren: männliche weibliche zusammen evangelische Christen 4502 1443 5945 katholische Christen 1096 300 1396
sonstige Christen 18 3 21
Juden 111 35 146
Unbestimmt 117 18 135
Es entfielen demnach auf je 100000 (nach der Volkszählung von 1905):
männliche weibliche zusammen evangelische Christen 39,1 12,1 25,4
katholische Christen 16,5 4,4 10,4
sonstige Christen 19,7 3,2 11,5
Juden 54,9 16,8 35,6
Als Gründe für die ungewöhnlich hohe Selbstmordziffer bei den Juden sind bereits in Heft 12 des 2. Jahrgangs der Zeitschrift in zutreffender Weise die eigentümliche berufliche Gliederung derselben (Handel, freie Berufe) und ihre Konzentration in den Städten angegeben worden. Im Jahre 1904 waren die entsprechenden Ziffern: Evangelische 24,4 () / üö00 , Katholische 9,6°/ u000 , sonstige Christen 12,l r, /oooo> Juden 28,1 % 000 . Es hat demnach am stärksten die Quote der jüdischen Selbstmörder zugenommen. Indessen dürften die Zahlen etwas zu hoch sein, weil die Grundlagen der Berechnung nicht ganz korrekt sind. Legen wir nämlich nicht die Ergebnisse von 1905 der Ermittlung zugrunde, sondern die Zahlen von 1907 unter der Annahme einer gleichmäßg fortschreitenden Zunahme der Bevölkerung, so ergibt sich, daß auf Je 100000 Christen im Jahre 1907 Selbstmörder entfielen 19,3, auf je 100000 Juden im Jahre 1907: 35,0.
Auf die einzelnen Provinzen entfielen von den jüdischen Selbstmördern :
männliche weibliche zusammen Ostspreußen 2 — 2
Westpreußen 4 15
Landespolizeibezirk Berlin 42 11 53
Brandenburg 12 3 15
Pommern 2 13
1 —
Posen
Schlesien 7
Sachsen 3
Schleswig-Holstein 5
Hannover 5
Westfalen 5
Hessen-Nassau 13
Rheinland 10
Hohenzoilem —
3
1 10 3 5 8 8 15 18
Zusammen III 35 146
(Preuß. Statistik, Bd. 124.)
Preußen.
Jüdische Spulen, Cehrer und Schüler in irreugen. Nach dem Statistischen Jahrbuch für den Preußischen Staat (1908, S. 160) gab es im Jahre 1906 in Preußen
jüdische
Zahl der
Schulen
Schulkinder
in den Städten
mit über 25 Schulstellen
53
2847
mit unter 25 Schulstellen
119
1945
auf dem Lande
mit über 25 Schulstellen
9
149
mit unter 25 Schulstellen
66
1128
i. d. Landgem. m. üb. 2000 Einw. 12
336
i. d. Landgem. m. unt. 2000 Einw. 56
941