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berüchtigten Zadikim zu treffen, die wieder in den anderen Gemeinden Subzadikim haben, die sie re-.

zuerkannte. Seine Bereitwilligkeit den Eid zu leisten, ermuthigten die Zeugen und Andere, die um .die Sache wußten, ihm Gegenvorstellungen zu machen; aber ergab ihnen zur Antwort:Würde ich auch einen falschen Eid ablegen, werden doch hunderttausend Juden mich vereh­ren und bereichern." Der Rebbe schwor. Allen die­sen geht der Krösus der aus dem kiewer Kerker zu uns geflüchtet ist, durch seine Neichthümer und sein Wohl­leben voran. Seit dem eine Behörde sich nicht gescheuet hatte, durch gewisse Mittel sechzig Juden zu bewegen ihre Unterschriften zu geben, als hätten sie die Geburt des Rebbe Srulze in Galizien beschworen, und er da­durch Galizianer geworden ist, ist für Galizien eine dü­stere Zukunft in Aussicht gestellt, da- es durch ihn mit einer neuen Zadikimdynastie beschenkt ist, die schon jetzt als mitwirkend eingetreten und die Geschäfte des Geld- abnehmens seiner zadikischen Heiligkeit erleichtert, wah­rend diese selbst nicht ermangelt auf die Heiligkeit der Sprößlinge hinzuweisen. Die männliche Linie dieser Herrscherfamilie ist zahlreich, und auf drei Jahrhunderte scheint Galizien mit Zadikim versorgt zu sein. Der Ort, den sie bewohnt, gleicht jetzt einem stark besuchten Thea­ter; kein Haus, kein Ort und sei er zu was immer für einen Zweck bestimmt, ist le^er, so groß ist der Zufluß von russischen und polnischen Juden. Der größte Theil derselben kehrt jedoch unverrichteter Sache zurück, da es ihm unmöglich wird Seine Heiligkeit zu sprechen, sie begnügen sich bloß mit ihren Abgaben, die sie durch die Thüre oder durch's Fenster hineinzuwerfen gezwungen werden. Am leichtesten wird der Zutritt dem Deutsch- gekleideten. Dabei hat der liebe Gottesmann einen dop­pelten Gewinn. Die chasiidischen Anhänger triumphi- ren, denn in ihrem Wahne glauben sie, daß selbst die, welche ihre Irreligiosität öffentlich zur Schau tragen^ doch zur Anerkennung seiner erstaunlichen Wunderkraft gezwungen werden; während der Rebbe durch diese er­künstelte Toleranz und Zuvorkommenheit sich manches Herz stiehlt, das vielleicht gefährliche Anschläge gegen ihn hätte zu Tage bringen können. Indessen werden die Meisten dieser Besucher gut bezahlt, und selbst einer der renommirtesten Schriftsteller der Residenz hat sich nicht gescheut, für sein Stillschweigen so sagt man Geld zu nehmen. Mir erscheint dieser Rebbe als der größte Schauspieler der jetzt lebenden Welt. Sein größ­tes Talent besteht im Stillschweigen, im Geld nehmen, und zur rechten Zeit Geldgeben. Wie sehr er sei­nen jetzigen Wohnort liebgewonnen hat, und wie sehr einträglich derselbe für ihn. sein muß, beweist, daß er eine große Summe einem hiesigen Kaufmanne anbot, die Bewilligung des freien Aufenthaltes zu bewirken. Wir hoffen jedoch, daß es ihm nicht gelingen wird.

präsentiren. Bei solchen Umständen wäre es unver­zeihlich mit kaltem Blute ihrem Treiben zuzusehen. Wir meinen nicht, daß man suche den Chaffidim bessere Lehren beizubringen, oder gar gewaltsame Maßregeln zu ergreifen, und zur Annahme der Leh­ren ihrer Gegner sie zu zwingen, wobei die Einmi­schung von Außen nicht ausbleiben kann, sondern man muß das Uebel bei der Wurzel angreifen, und mit der Jugend anfangen. Nicht die Schlim­men zu verbessern, nur die Unverdorbenen nicht auf Abwege gerathen zulassen, sei die Aufgabe. Dieses zu Stande zu bringen giebt es zwei sehr wirksame Mittel, deren Erfolg nicht mehr zweifelhaft ist. Es sollen nämlich, wo es nur thun- lich ist, Elementarschulen eingeführt, und solchen er­fahrenen Männern anvertraut werden, die durch ein kluges und zweckmäßiges Leiten derselben, sehr bald glückliche Resultate gewinnen werden, da es bewie­sen ist, daß die Gesinnung der Lehrer bald die der Schüler wird. Aber wie sehr wünschenswerth die Errichtung von Schulen ist, ist es doch fast unaus­führbar. Der plötzliche Uebergang erscheint als Ein­griff, und gegen Alles was ihm als gewaltsam er­scheint, sträubt sich der Israelit das einzige und sicherste Mittel ist nach meinem Dafürhalten folgen­des: ' Es mögen in den angesehensten Gemeinden, Lemberg, Brody, Tarnopol, Czernowitz, Zolkiew, Rzerzow u. a. m. diejenigen, welche von der Noth- wendigkeit einer Jdeenumwälzung überzeugt sind, zusammentreten, und einen Verein zur Verbrei­tung nützlicher Kenntnisse und Sprachen unter den Juden Galiziens bilden. Diese sollen befähigte Individuen nach den kleineren Ge­meinden senden, deren Pflicht es sei, unentgeltlichen Unterricht in den Hebräischen und der Landessprache zu ertheilen, auf Reinigung der Sprache und der Sitten die strengste Aufmerksamkeit zu richten, und die Jugend vor Aber- und Unglauben abzuschrecken. Die Ausführung dieses Planes ist nicht mit solchen Schwierigkeiten verbunden, wie es wol Manchem er­scheinen dürfte; denn obwol wie bemerkt, der größte Theil der jüdischen Bewohner Chaffidim sind, so sind doch selbst in den kleinsten Oertern Freunde der Aufklärung zu finden, die nur der Nothwendigkeit nachgeben, und den Unfug dulden, wo es aber zum ersprießlichen Handlen kommen soll, gewiß ihren Bei­stand nicht versagen werden. Und wie viele giebt es