22. Jahrgang.

JW 24 .

Allgemeine

Zeitung des Zv-euthums.

Ein

unparteiisches Organ für alles jüdische Interesse.

Her aus gegeben von

Rabbiner Dr. Ludwig Philipps»n in Magdeburg.

Leipzig, den 7. Juni 1858.

Diese Zeitung erscheint wöchentlich einmal, Montags, und wird jährlich gegen 80 Bogen und darüber in Quart incl. des Titels, Ne» gisters u. s. w. umfassen. In Gemäßheit des Zweckes, derselben die allgemeinste Verbreitung zu geben, ist der Preis äußerst nie- drig: mit 3 Thlr. für den Jahrgang; 1 Thlr. 15 Ngr. für sechs Monate 22V 2 Ngr. für das Vierteljahr angesetzt worden. Alle Buchhandlungen, Postämter und Zeitungs-Expeditionen nehmen Bestellungen an; der Hauptspedition für beide Letztere hat sich die König!. Sachs.

Zeitungs-Expedition allhier unterzogen.

Inhalt.

Leitende Artikel: Großbritannien. Preußen. Litera- rischer Wochenbericht.

Zeitungsnachrichtenr Deutschland: Worms, Groß- herzogthuyl Baden. Preußen: Aus Schlesien, aus Schle­sien. Oesterreich isch er Kaiser st aat: Arad, Nieder- Oesterreich, aus Galizien. Die Schweiz: Aus der Nord­schweiz. Dänemark: Kopenhagen.

Leitende Artikel.

Großbritannien.

London, 2 7. Mai.

Der Advertiser überrascht $eute mit der Nachricht, daß die Juden frage endlich gelöst sei. In den zwi­schen Ober- und Unterhaus stattgefundenen Conserenzen habe jenes eingewilligt, das Recht der Juden, im Par­lament zu sitzen, principiell anzuerkennen, und somit werde Baron Rothschild demnächst seinen Sitz im Un-- terhause einnehmen (ob unbeeidet, oder den vorgeschrie­benen Eid blos theilweise leistend, ist nicht angedeutet).

Wenn sich diese Nachricht bestätigt, so haben wir hier endlich einmal einen Sieg der Vernunft und der Gerechtigkeit auf dem Wege ausdauernder Entwickelung, ohne Leidenschaft und Stürme erreicht, den wir als einen höchsten auf unsrem Gebiete erachten können.

Preußen.

Magdeburg, 31. Mai.

DieKölnische Zeitung" und aus ihr die Berliner Blätter theilen Folgendes mit:

Es ist so thatsächlich wie erfreulich, daß Se. Kö­nigliche Hoheit der Prinz von Preußen schon jetzt für Freiheit der Wahlen in. der entschiedensten und nach­drücklichsten Weise sich ausgesprochen hat. Der Prinz hat den Ministern erklärt, es sei sein fester Entschluß, die Frage der Wahlkreise nicht in der Art behandeln zu lassen, wie es bei den letzten Wahlen geschehen, und eben so die Beeinflussung der Beamten bei den Wah­len 'und ihre Operationen in ihren Amtskreisen nicht zu gestatten. Der Prinz hat sich weiter bei dieser Erklä­rung dahin ausgesprochen, daß er gewiß sei, mit dieser Beschützung der Wahlfreiheit den Intentionen des Kö­nigs durchaus zu entsprechen. Der Prinz hat endlich erklärt, er wünsche, daß dieses als sein Entschluß im Lande bekannt werde."

Welche Hoffnungen diese Worte des Prinzen von Preußen in unsrem Vaterlande allseitig anregen werden, da sie auf eine entschiedene Weise die Richtung des ho­hen Stellvertreters erweisen, ist einsichtlich. Wir selbst kommen unter dem Einflüsse dieser Worte um so mehr auf unsren Leitartikel in No. 22., S. 298. zurück, da hiermit der königliche Prinz auch die Preußen israeli­tischer Confession aufgefordert hat, ohne alle Rücksicht