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ist geprüft und anerkannt worden von dem Oberrabbiner Herrn Netter in Konstantine und dem Oberrabbiner von Algier, Herrn Weill, dessen Zeugniß ich in Händen habe.
Die löbliche Redaction dieser Zeitung hat jüngstens in einer Korrespondenz aus Berlin ein mir von Herrn Alerander v. Humboldt zugegangenes Schreiben veröffentlicht; ich füge hier eine Beurtheilung meines Werkes von Herrn vr. H. Pettrmann, welcher ebenfalls den Orient bereist hat, nach:
„Die Reise des Herrn I. I. Benjamin, die er in Nachahmung seines berühmten Namensvetters von Tudela unternommen hat, giebt interessante Aufschlüsse über die Ausbreitung seiner Glaubensgenossen in den verschiedenen Ländern, welche er bereist hat, über ihre Gemeinden, ihre Gebräuche und Traditionen, und können dazu dienen, einen Vergleich mit dem Werke eines Rabbinen anzustellen und zu erkennen, wie die israelitische Bevölkerung in jenen Gegenden theils zu-, theils abgenommen hat. Trotz der Vorliebe für seine Brüder, verschweigt er doch nicht ihre Fehler, ihren Mangel an Bildung, ihren Aberglauben, wo er sich ihm zeigt, und überhaupt tragen seine Berichte den Stempel der Wahrheit und Glaubwürdigkeit, so daß das Werk, zumal da es auch mit Frische und Lebendigkeit geschrieben ist, das Interesse vieler Leser, die ich ihm von Herzen wünsche, erringen wird. Vieles davon kann ich auch aus eigener Anschauung bestätigen.
Berlin, den 29. März 1858.
H. Petermann."
Ich bemerke schließlich, daß ich sowohl bei der französischen wie der gegenwärtigen deutschen Ausgabe, in welcher letzteren ich mich namentlich bemüht habe, die erstere nochmals genau durchzugehen und zu berichtigen und zu vervollständigen, wo es Noth that, mit der größten Gewissenhaftigkeit zu Werke gegangen bin; daß ich keineswegs so verblendet bin, zu glauben, meine Arbeit sei vollkommen, meine Anschauungsweise unfehlbar, daß ich aber jeden Einwand gegen die Authenticität, die Glaubwürdigkeit, wo er auch erhoben werden mag, vor den klugen der Welt und vor dem Angesicht Dessen, bei dem es keine Geheimnisse giebt, entschieden zurückweise, und so weit es in meinen Kräften steht, jeden Unbefangenen zu überzeugen hoffe. I. 3. Benjamin
aus Foltitscheny (Moldau).
Krefeld im Mai. Bei aller Fülle literarischer Erzeugnisse auf jüdischem Gebiete, die mitunter unserem Jahrhunderte zur Ehre gereichen, bleibt dennoch der Mangel an einem Werke, das zum Gebrauche für sabbath- liche Vorlesungen in religiösen Vereinen sich vorzüglich eigne, noch recht fühlbar und obschon das Verlangen nach einem solchen oft in diesen geschätzten Blättern laut geworden, so ist bis jetzt nach unserem Wissen keine gediegene Arbeit dieser Art in die Oeffentlichkeit getreten. Die geregelten deutschen Predigten passen einmal gerade ihrer wissenschaftlichen homiletischen Form wegen nicht in diese Kreise. Die ausgezeichneten Kommentare unserer Alten enthalten in ausführlichen Systemen die tiefsten philosophischen Ideen und bleiben aus diesem Grunde bei aller Anstrengung und Mühe und dem gewissenhaftesten Fleiße des vertragenden Gelehrten dem hörenden Publikum unzugänglich und unverständlich. Sogenannte De- rusch-Werke bieten aber im Allgemeinen nicht die gesunde, kräftige Nahrung, nach der an Sabbath- und Festtagen der gottessürchtige Mann schmachtet, welcher die ganze Woche hindurch seine geistigen Kräfte dem profanen Geschäft widmet: sie bieten nicht den klaren, reinen Trank, nach dem er durstet. Die Hagadah, dieser herrliche Theil unserer beiden Talmuds, hat bis jetzt noch nicht die richtige, erschöpfende Bearbeitung und darum auch noch nicht die gebührende Anerkennung gefunden. Wo uns daher ein Licht entgegenleuchtet, das in dieses Dunkel einige Strahlen zu werfen verspricht, wollen wir es freudig begrüßen: und fühlen wir uns in dieser Rücksicht gedrungen, auf eine von dem Herrn Neligionslehrer Schütz zu Cleve jüngst verfaßte Schrift, die uns in Manuskript zur Beurtheilung vorlag und die ganz besonders dem beregten Uebelstande nach Kräften abzuhelfen beabsichtigt, die Aufmerksamkeit der Lehrenden hinzusenken. Dieser uns schon durch ein anderes Werk bekannte Pädagog liefert hier in hebräischer Sprache als Auszug aus den ruhmgekrönten Kommentaren unserer Koryphäen der Wissenschaft eine fortlaufende Erklärung aller Haphtaras des ganzen Jahres; er hat es verstanden, jedesmal das Gediegenste herauszusichten und so Gedanken an Gedanken zu reihen; es ist ihm gelungen, aus den verschiedenartigsten Gold- und Silberfaden, gesponnen von der Hand unserer himmelwärts strebenden Autoritäten der Bibel-Eregese, ein Prachtgewand zu wirken, dem man es in seiner Vollendung und durch ven Hinzutritt eigener Forschung nicht mehr ansieht, aus welchen Theil- chen es zusammengesetzt ist. Er führt die Zeit des jedes-
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