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Wir Heilen diese Bemerkung hier mit, weil sie uns interessant und scharfsinnig, nicht aber richtig erscheint. Das französische Louis kommt durchaus nicht von louer, sondern heißt eigentlich Lovis, Clovis, Chlodevig, Lude- wig, Ludovicus. Eben so wenig erscheint „loben" im niederdeutschen Dialekt als „Löb", wo es vielmehr „Laub" heißt. Hierzu kommt, daß irr'ia selbst nur als Symbol von nmm zum Namen ward, da er sonst für sich in der Schrift nicht vorkommt. Redaction.
Zeitungsnachrichten.
Deutschland.
Worms, im Mai. (Privatmitth.) Man schreibt aus Forchheim in Baden: In F., Amt Kenzingen, lebt Michael Kuhn (Israelit) in einem Alter von 108 Jahren. Er hat einen Sohn von 86 Jahren, ist rüstig und gesund und liest ohne Brille. — In diesen Tagen erhielt das hiesige Comite zur Errichtung deS Lutherdenkmals einen anonymen Brief aus Nürnberg mit einer bayerischen 100-Fl.-Banknote, in welchem cS heißt: „Für Luther, den Kämpfer für Recht und Wahrheit, den Mann ohne Hehl und Fehl von einem Juden." Der Brief enthielt noch die Bemerkung, daß, falls das Comite das Geld, weil von einem Israeliten beigesteuert, nicht annehmen sollte, dasselbe gedachte Note an die Armenkasse nach Nürnberg ci'nsenden möchte. — Nach dem „Lien d’Israöl“ ist Herr Coblentz und Herr Edgard.Wolfs, Eleven der ßcole d’application zu Metz, Ersterer zum Genie-Lieutenant, Letzterer zum Artillerie-Lieutenant ernannt worden; ferner wurde Herr Eduard Cerf- beer, Bruder des Präsidenten des Central-Consisto- riumS, durch kaiserliches Decret zum Militair-Intendanten in Bastia (Corsika) ernannt; dieser Grad entspricht dem eines Brigade-Generals. — Obiges Blatt wird fortan nicht mehr in Mühlhausen, sondern in Straßburg erscheinen. — Die „Kölnische Zeitung" vom 20. Mai bringt einen lesenswerthen Artikel aus Kurhessen, welcher die bekannten restrictiven Verfügungen betreffs der Juden gründlich kritisirt. — Letzter Tage sind dem amerikanischen Gesandten in Bern vom Bundesrath die eingegangenen gesetzlichen Bestimmungen der einzelnen Cantone über die Niederlassung der Israeliten mitgetheilt worden. Der Bun- deSrath hat nicht ermangelt, bemerkt der Correfpon-
dent der Postzeitung, darauf hinzuweisen, daß die von Seiten Amerikas erhobenen Beschwerden in dem bekannten abgeschlossenen Handels- und Freundschaftsvertrag durchaus keinen Anhaltspunkt finden. Ist aber dem wirklich so?
Großherzogthum Baden, 21. Mai. iPrivat- mitth.) Das gestern erschienene Regierungs - Blatt No. 20. enthält folgende Bekanntmachung:
„Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben gnädigst geruht, unter dem 7. Mai d. I. den die Stelle eines theologischen Mitgliedes des Oberrathes provisorisch versehenden Secretair Altmann definitiv zum Mitglieds des israelitischen Oberrathes zu ernennen; dem Dr. Kusel dahier die erledigte Stelle bei dem Oberrathe der Israeliten zu übertragen."
Ob dieser allerhöchsten Ernennungen giebt sich all- seitige Zufriedenheit kund; denn obgleich Herr Altmann als Vertreter der strengen Orlhodorie angesehen wird, so gilt er doch als ein wohlwollender Mann, der aller Verfolgungssucht feind ist; obgleich Herr Dr. Kusel der Fortschrittspartei angehört, so hat er doch noch allezeit löbliche Achtung vor dem Altehrwürdigen bewiesen.
Preußen.
Aus Schlesien, 9. Mai. (Privatmitth.) In der Gemeinde Gr. Glogau hat neulich die Wahl eines neuen Verwaltungs - Vorstandes stattgesunden, und sind — fast mit Einstimmigkeit — die Herren Reis- ner, F. Prausnitz und Louis Moll gewählt worden, — ein Collegium, auf welches Seitens der Gemeindeangehörigen große Hoffnungen gesetzt werden. — Das schreckliche Unglück, welches Frankenstcin am 24. v. M. betroffen, ist den Lesern dieser Zeitung bereits bekannt. Von 32 dort wohnhaften jüdischen Familien haben nur 4 ihre Habe gerettet. Allen übrigen ist nichts als das nackte Leben geblieben. Der „Hülferuf" des dortigen Gemeinde-Vorstandes wird gewiß nicht erfolglos bleiben. Seitens der schlesischen Gemeinden ist bis jetzt schon viel gethan worden, um die Noth der so hart heimgesuchten Brüder zu lindern. Es versteht sich aber von selbst, daß unsere Gemeinden — außer den Unterstützungen, welche sie den Frankensteiner Juden zukommen lassen, — sich auch noch an den „allgemeinen Collecten", die allenthalben für Frankenstein und Za-