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bei veranstaltet werden, nach Kräften betheiligen. Ge­hören doch die Juden niemals zu den Letzten, sondern

im Gegentheil sogar immer zu den Ersten, wo es gilt, die allgemeine Noth zu lindern, dem allgemei­nen Unglück entgegen zu kommen. Haben ja die Ju­den selbst bei den Unfällen und Katastrophen, von de­nen ihre Glaubensgenossen auch nicht im Entferntesten betroffen worden, niemals ihr Herz und ihre Hand verschlossen! Wer weiß dieses nicht? und wer weiß es wohl besser, als dieSchlesische Zeitung" es weiß?

Dennoch aber hat dieselbe sich nicht enthalten kön­nen, unter ihre ersten Berichte über den Frankensteiner Brand auch denjenigen auszunehmen, in welchem den Juden wieder einmal einer von jenen Hieben versetzt wird, die sie sonst nur von Leuten wie Bruno Bauer, Eisenmenger, Ghyllany k. zu erhalten gewohnt wa­ren. DaS Brandunglück zu Frankenstein hat sich am 24. April, der diesmal auf einen Sonnabend fiel, er­eignet. Was ist also natürlicher, als daß es die Ju­den in ihrem Sabbathstaat überraschte? Und wenn, wie nun Jedermann weiß, das furchtbare Element so wüthend um sich griff, daß cs innerhalb 10 Minuten die ganze Stadt in ein Flammenmeer umgewandelt hatte was ist also natürlicher und begreiflicher, als daß die Juden und Jüdinnen, deren mehrere so­gar erst als es schon brannte, von einem Spazier­gange, den sie früher angetreten hatten, zurückkehrten,

sich ihres Putzes (auf welchen, beiläufig gesagt, so manches scheelsüchtige Äuge mit großem Neide her­abblickt) nicht mehr entledigen konnten? Ja, wäre in dieser Situation nicht sogar die Stimme eines Moses überhört worden, und wenn sie auch im Namen des Herrn und noch so donnernd ein spVsja -nitt den Juden zugerufen hätte? WaS kümmert dies aber den Frankensteiner Correspondent derSchlesisehen Zeitung"? Ihm gilt es ja nur, seinem eingefleischten Judenhasse etwas Lust zu machen, und dieser geht so weit, daß er selbst Angesichts der rauchenden Trüm­mer, unter denen eine ganze Stadt begraben liegt, daß er selbst Angesichts der verkohlten Gebeine menschlicher Körper, die aus jenen Trüminern hervorgescharrt wur­den, daß er Angesichts dieses nicht mit Worten zu schildernden Jammerbildes sich nicht überwinden konnte, in seinem Berichte über die schreckliche Katerstrophe von geputzten Judendirnen" zu witzeln und sich darüber lustig zu machen, daß die jungen Jüdinnen Franken- fteinö imglänzendsten Sabbathstaat" dem Brande zu­

geschaut haben. *) Und dieSchlesische Zeitung", an die er dieses saubere Referat eingesendet, hat sich bemüßigt gefühlt, dasselbe wörtlich abzudrucken, und nicht einmal so viel Taet gehabt, das Lächerlich-Ge- hässige darin, das doch gar nicht zur Sache gehörte, wegzulaffen. Was soll man dazu sagen?

Daß am letzten Jom Kippur in Turek (Russisch- Polen) christliche Arbeiter die Synagoge demolirt und die dasigen Juden aufs Gröblichste insultirt haben, ist durch diese Zeitung längst mitgetheilt worden. Mögen nun die Leser auch erfahren, daß die Gubernial-Re­gierung durch einen an Ort und Stelle erbgeordneten Commisserrius sich über den Sachverhalt hat berichten lassen und unglaublich, aber wahr! alsdann zu Gunsten der Tumultuanten entschieden hat. Unter vie­len andern Entstellungen des Thalbesterndes soll man der Regierung auch fälschlich berichtet haben, daß die Tureker Synagoge gerade in der Mitte der beiden christ­lichen Kirchen des Ortes (der katholischen und der evan­gelischen) sich befinde, während in der Wirklichkeit die beiden Kirchen nicht nur nicht in derselben Straße mit der Synagoge, sondern sogar in einem ganz andern Stadttheile als diese ihren Platz haben.

An Stelle des nach Frankfurt a. M. abgegange­nen Dr. Ludwig OelSner ist nunmehr De. Korn aus Breslau als Lehrer an der Gleiwitzer Schule ange­stellt worden.

Die Errichtung der israelitischen Schule in Sohrau (Oberschlesien) ist auf ein halbes Jahr vertagt.

Aus Schlesien, 28. Mai. (Privatmitth.) In der Synagogen-Gemeinde Landshut hat am 12. die­ses Monats die feierliche Einweihung des neu er­bauten Gotteshauses stattgefunden. Der Chorgesang wurde hierbei von dem Cantor Kambach geleitet, während die Herren Lehrer Walter aus Landshut und Prediger Dr. Rosenfeld aus Hirschberg als Fest­redner fungirten. Die Feierlichkeit, welche in jeder Beziehung eine sehr erhebende gewesen, hatte sich einer überaus lebhaften Theilnahme von Seiten des Pu­blikums aus der Stadt selbst, wie auö der ganzen Umgegend zu erfreuen. Die -Gemeinde Landshut hat ihre neue Synagoge, wie wir hören, ganz aus eige-

*) Und wenn die Feuersbrunst am Sonntage aus­gebrochen wäre, hatte es da keine geputzten Mädchen ge­geben? Nedaetivn.