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der Lande Lauenburg und Bütow mit der preußischen Krone statt, die in beiden Kreisen höchst festlich und feierlich begangen wurde. Zu diesem Zwecke hatte auch die hiesige Synagogen-Gemeinde eine Feier veran­staltet und Herr Rabbiner vr. Klein auö Stolp war als Rabbiner auch der hiesigen Gemeinde hierher ge­kommen, um die Feier zu leiten.

Nachdem um 7 Uhr Morgens die ganze Gemeinde festlich gekleidet, im Gotteshause erschienen war, ward das Frühgebet verrichtet, nach dessen Beendigung ei­nige Festpsalmen vorgetragen wurden, während wel­cher Herr vr. Klein die Kanzel bestieg und unter Zugrundelegung der Worte Daniel 2, 20 22 in begeisternden Worten das Glück schilderte, welches diese Lande unter dem preußischen Scepter genössen. In einem historischen Rückblicke zeigte derselbe, wie der heutige Tag ein dreifaches Sieges- und Jubel­fest wäre, da am selben Tage auch die Schlacht bei Fehrbellin (1675) und der Sieg bei Waterloo (1815) gefeiert würde und durch die letztere Schlacht auch Israels Söhne die Feuerprobe bestanden, und mit ih­rem Herzblute sich das Vaterland erkauft. Darauf wieS der Redner auf die Pflichten hin, die der Bür­ger der Gegenwart zu erfüllen hätte, um sich des Glückes würdig zu zeigen, nämlich Treue gegen den Fürsten, Gehorsam gegen das Gesetz und Liebe zum Vaterlande. Den Schluß bildete das Gebet für Kö­nig und Vaterland. Die Predigt (welcher auch viele Christen beiwohnten) machte, wie immer, den wohlthuendsten Hindruck auf alle Zuhörer. Der übrige Tag, der auch in Kirche und Schule und durch Speisung der Armen und Waisen, wie durch ein Volksfest gefeiert wurde, verlief in schönster Ord­nung, und auch die Israeliten hatten sich bei der all­gemeinen Beleuchtung der Stadt durch sinnige Trans­parente betheiligt.

Ich benutze zugleich diese Gelegenheit, um aus hiesiger Gemeinde zu berichten, daß seit der Zeit, da die hiesige Gemeinde sich dem Stolper Rabbinate an­geschlossen und der Herr Rabbiner vr. Klein die Oberaufsicht über Synagoge und Schule führt, Alles einen sehr schönen Fortgang gefunden hat. Insbe­sondere gebührt auch hierbei ein großes Verdienst dem Herrn Cantor Lew in, der sich in dem kurzen Zeit­raum seines Hierseins durch seinen biedern Charakter die Achtung der Gemeinde erworben hat.

Abhandlungen verschiedenen Inhalts.

Nabbi Jonathan Eibenschnlz.

Eine biographische Skizze von R. Gntmann Klernperer.

(Prag, Pascheles, 1858.)

(Fortsetzung.)

Kaum erfuhr Jsac den oben erzählten Vorfall mit Jonathan, als er sogleich diesen zu sich berief, ihm die Hand seiner Tochter anbot, zugleich eine große Summe Geldes überschickte, sich gehörig equipiren, die Reisekosten bestreiten, und für seine zukünftige Gattin ein prächtiges Brautgeschenk einkaufen zu können. Jonathan folgte dem Rufe, und sein Schwiegervater vertrat wirkliche Vater­stelle bei ihm, indem er nicht nur alle seine leiblichen Bedürfnisse befriedigte, sondern ihm auch hinlängliche gei­stige Nahrung reichte, um seine bereits erlangte umfas­sende theologische Kenntniß noch mehr auszubilden, so daß er schon in seinem achtzehnten Lebensjahre 1708 das Rabbinat zu Jungbunzlau in Böhmen an der Stelle seines Schwiegervaters erlangt haben soll.

Jonathan war noch jung an Jahren, und schon wurde ihm der Posten eines Predigers in Prag übertragen. Sein Debüt war glücklich, und bald sah er viele Schü­ler um sich.

Ein Schüler Jonathans, zugleich durch 4 J /2 Jahre dessen Haus - und Tischgenoffe zu Prag, schildert die Lebens - und Handlungsweise seines Lehrers folgender­maßen :

Unser Rabbi, erfüllt von wahrer Gottesfurcht, war­fest und beharrlich im Glauben, dabei sehr bescheiden, gütig und wohlwollend gegen Jedermann. Er ging nie sinnlichen Genüssen nach, verlangte niemals nach welt­lichen Freuden und hatte irdische Lust überhaupt keinen Reiz für ihn. Ich, sein Tischgenoffe, versichere, daß er sich an Wochentagen nie Zeit zum Essen gönnte; sehr oft stand er während des Mahles auf, ging, im tiefsten Nachdenken versunken, von einem Gemach ins andere, kam endlich freudig zurück und theilte uns halachische Novel­len mit, die eben jetzt seinen Geist beschäftigt hatten.

Wo es den Dienst und die Verehrung Gottes be­traf, da hatte das Geld keinen Werth für ihn. Ein ein­ziger Eßrog, da er den schönsten haben wollte, kam ihm einmal auf zwanzig Thaler zu stehen, eben so verursachte ihm die Errichtung einer prächtigen Laubhütte ungemein viele Unkosten.

Das Studium des göttlichen Gesetzes bildete immer