Höre du mich Gott ringender Mensch Gott ist unser aller Herr! Gott ist her Vater! Gott ist einig und einzig! und die Menschheit soll nach Einigkeit ringen! Als das Wort ausgesprochen, da schied der Verklärte von der Thätigkeit-seines Levens. Noch rang der schwache Körper ; aber der Geist hatte sich schon emporgeschwungen. So zieht, er fort der Geistesheld mit der Krone des Mannes ^p-iL -pöb -sbni. Deine Gerechtigkeit spricht für dich und seine Herrlichkeit nimmt dich auf/ Du warst ein braver Sohn! Ziehe hin in den Kreis der Seligen! Amen."
' Nach diesen erhebenden Worten erhob sich Löwe (Calbe) um das Andenken des verblichenen Freundes an seinem Sarge zu feiern. Mit mächtiger, begeisterter Stimme, die in dem gefüllten, schönen Tempel so recht in das Herz hineintönte, begann er:
„Einen treuen Vertreter , einen guten Bürger, den beklagen wir heute. Er hat mit gewirkt an den Arbeiten der. Vertreter der Nation vom ersten Anbeginn. Auf ihn. hatten sich jederzeit die Augen seiner Mitbürger gerichtet, nicht wegen seiner Talente, sondern wegen seiner Treue, wegen seiner Wahrheits- und Menschenliebe. Er hat mit gearbeitet an der Gründung der Verfassung, unter deren Schutz wir alle stehen. Er hat mit gekämpft für die Rechte des Volks. Der Mittelpunct seines Wirkens war die geistige Freiheit. Für diesen Kampf war er geboren. Und wie er diesen Kampf kämpfte, ist Ihnen bereits von beredtem Munde angedeutet worden. Daß er ihn aber mit Milde, mit Treue und mit Versöhnlichkeit führte, das war seine Größe. So streng auch seine Argumente waren, die edle sittliche Natur war es, die Makellosigkeit seines Lebens, durch welche er den Sieg errungen hat. In diesem Streben war er der gute Preuße und der gute Deutsche. Er wirkte nicht blos für seine Glaubensgenossen, für die geistige Freiheit aller Menschen, denn diese hat Preußen groß gemacht. In diesem Sinne hat er noch die Freude erlebt, unsern Staat vorwärts gebracht zu sehen. Er ist in dem Glauben gestorben, daß dieser Schritt nicht der letzte war.: Bis zu den letzten Tagen seines/Lebens wurde die Zahl seiner Freunde immer größer; und so groß der Kampf auch mitunter war, so ist es ihm vergönnt gewesen, mit jedem in Frieden zu leben. Er war das versöhnende Princip, ln dem er den Frieden und die Freundschaft aller fand. Sein Ideal war die Menschenliebe. . Er sah seinem Ende mit der Ruhe des
G erschien entgegen. Nimm unsern Dank! Frieden Deiner Asche!"
Den Schluß der Feier bildete das Abschiedswort Geigers: ‘■jnash. nnn ‘pna ^«22 fintt •ph 2
Gesegnet war Dein Eingang, gesegnet sei Dein Ausgang! Amen.
Der musikalische Theil ist diesmal nicht besonders hervorzuheben. Man sollte überhaupt den liturgischen Theil durch den Vorbeter nicht ganz in den Hintergrund stellen, wie dies in letzter'Zeit geschehen.
Zeitungsnachrichten.
Deutschland.
Berlin, im März, (Privatm.) Schon im Jahre 1870 wurde in d. Bl. über einen Verein berichtet, der sich in Berlin gebildet hatte, einen „russisch-jüdischen Verein" mit dem Namen „Concordia." Der Zweck desselben wird am besten durch die zwei ersten Paragraphen der Statuten bezeichnet.
§ 1 .
Der Verein „Concordia", von jüdischen Studiren- den und Gewerbetreibenden aus Rußland am 25. December 1870 zu Berlin gegründet, hat als Zweck:
I. allgemeine Bildung unter seinen Mitgliedern zu verbreiten;
II. materielle Stütze denselben zu leisten (§ 41— 44) und
III. ihre Teilnahme für die Angelegenheiten ihres Vaterlandes überhaupt und ihrer jüdischen Brüder insbesondere rege zu erhalten.
§2.
Zur Erreichung des in § 1 angegebenen Zweckes dienen:
Unterricht, Vorträge, eine Bibliothek, gesellige Zusammenkünfte, laufende Beiträge, Schenkungen, Unterhaltung einer Correspondenz mit Redacteuren jüdischer Zeitschriften.
Jedes Mitglied hat monatlich 5 Sgr. zu zahlen, die jedoch den Unbemittelten erlassen werden. Man wird sich erinnern,' daß der Verein gleich anfangs einen Sturm zu bestehen hatte, indem sich eine Frac- tion in demselben bildete, welche von Rußland nichts wissen, jeden Zusammenhang mit Rußland aufgeben und sich „polnisch-jüdisch" nennen wollte. Es "trat