GegeutW zu guten und ehrenhaften Handlungen auregt. Weiterhin bewirkt es die Selbstachtung, die uns selbst l da» wo das Auge anderer nicht hintrifft, vor Entartung schützt, da sie uns nicht gestattet Handlungen zu voll­führen , deren Unangemessenheit oder Schlechtigkeit wir uns selbst gestehen müssen. Von Kindesbeinen an be­wegt uns aber auch der Ehrtrieb zu Fleiß und Anstren­gung, zu Aufopferung und Selbstüberwindung. Schon auf den Schulbänken will man hinter den Genossen nicht zurückstehen, sondern womöglich ihnen voran sein. Hat voch darum der Privatunterricht meist viel geringern Erfolg, als man von dem Einzelunterricht erwarten sollte. Da wo die materiellen Interessen aufhören, fängt die Ehrsucht an Vas treibende Motiv zu sein, und erst dann gesellt sich zu beiden die Liebe zum Guten, der Eifer für Wahrheit und Recht, die Begeisterung für Kunst und Wissenschaft, für Vaterland und Menschheit, um den Menschen zum höchsten auszubauen und ihm alles gleich- giltig zu machen vor dem erhabenen Ziele , das er als solches erkannt und sich gesteckt hat. Ich gebe zu, daß hiermit der Ehr- und Ruhmtrieb nicht zu den streng sittlichsten Factoren gehört, zu den rein moralischen Triebfedern; allein da sich selbst der beste Mensch nichtj stets auf der Höhe reinster Sittlichkeit erhalten kann, bedarf es eben mehrfacher Motive für Thätigkeit und Hingebung, und darauf hat die göttliche Weisheit den Menschen angelegt.

Der Schluß, theurer Freund ist unschwer zu ziehen. So lange dieser Trieb nicht zur Leidenschaft geworden ist, so lange er das rechte Maß einhält, o. h. nicht alleiniger oder nur vorherrschender Beweggrund unseres i Thuns und Lassens wird und unser Urtheil über Recht und Unrecht nicht blendet und irre leitet, nicht wesent­liche und sittliche Interessen um seiner Befriedigung willen außer Augen setzt, so lange ist er gut, löblich und nützlich. Erst wo er zur Eitelkeit, zum Ehrgeiz und zur Ruhmsucht wird, ist er schädlich und gefährlich. Die Menschheit weiß davon zu erzählen, und der Ehrgeiz hat oft genug die Völker in Kämpf und Verderben, die Staa- j ten in Verwirrung und Untergang gestürzt, Haß und Feindschaft entzündet und zahllose Menschen unglücklich günacht. Diese Leidenschaft wirkt in der Seele, welche sie hegt, wie ein verzehrendes Feuer. Schätze sich daher ' jeder glücklich, der sich unbeherrscht von ihr fühlt, der, ohne Mißachtung seiner Nebenmenschen, immerhin sich jeder verdienten Anerkennung erfreuend, doch nicht nach dem Lobe anderer wie nach täglicher Speise verlangt und überall vorangestellt und mit Ehren ausgezeichnet sein will. Das rechte Mäß Hierin zu treffen, ist schwer» aber wahrhaft befriedigend und für sich und andere wohlthä- tig. ES ist daher sehr wichtig, schon bei der Erziehung des Kindes hierauf zu achten. Nichts ist gefählicher, als ' den Ehrtrieb im Kinde allzu früh zu wecken und allzu \ sehr zu nähren. DaS Kind frühzeitig und immer wie­derholt darauf aufmerksam zu machen , was wohl die Leute dazu sagen werden, ihm Lob als das Ziel des

Strebens, Tadel als ein Unglück hinzustellen , das ist eine schädliche Aussaat. Freilich wird dadurch dem Er­zieher die Leitung des Kindes erleichtert; er legt ihm dadurch einen leicht zu führenden Zaum an und besitzt damit einen Sporn, um es anzufeuern. Aber nicht lange, und das junge Roß wird so empfindlich und feurig werden, daß es des Zügels spottet und den Reiter aus dem Sattel wirst. Gottesfurcht und Liebe bleiben stets die allein richtigen Triebfedern auch in der Erziehung, und mit ihnen ist Selbstachtung und Achtung vor den Menschen unveränderlich verbunden. Ja wenn in einem Kinde sich der erwachende Ehrgeiz bemerkbar macht, so muß der Erzieher zwar den Funken nicht auslöschen, aber ihn so vor jedem starken Anhauche zu bewahren suchen, daß er nicht zur Flamme aufschlage. , Dazu dient be­sonders, dem Kinde frühzeitig die rechte Anschauung von dem wahren Werthe der Dinge und von. unseren wahren Richtern einzupflanzen, die Meinung anderer zu achten, aber nicht vor ihr sich zu beugen, nicht vor ihr das Recht zu verdrehen, wie die heilige Schrift es ebenso ein­fach wie bestimmt ausdrückt.

Und das ist es ja, was wir an uns. selbst üben .mögen. Nichts ist nothweudiger, als in uns selbst nach den Triebfedern und Beweggründen unseres Thuns und Lassens zu forschendste uns so klar wie möglich zu ma­chen. Dann werden wir erkennen, ob der Ehrgeiz in uns wühlt und treibt, ob er uns wie zu guten Hand­lungen, so auch zu Fehlgriffen anleitet, und meinen wir es gut mit uns, werden wir uns nach dieser Erkennnt- niß richten. Ehrgeiz und Ruhmsucht find Krankheiten unserer Seele,, deren Untersuchung wir die Haupt­schuld ihrer Entstehung meistentheils uns selbst werden zuschreiben müssen, und zu deren Heilung ihre genauere Diagnose und ein Maß Selbstüberwindung genügen werden. Ehrgeiz ist, ich möchte sagen ein Laster, das auch durch das Alter nicht beseitigt wird. Wenn all- mälig im Greise die Leidenschaften schwinden, so sind es gerade Habgier und Ruhmsucht, die sich in seiner Seele erhalten und leicht zu Geiz und Ehrgeiz Umschlägen. Er­sparen wir unserem Alter, der Unterthan und somit das Opfer dieser Leidenschaften zu werden. Ja, werden wir edler mit jedem Tage, den uns die Vorsehung mehr ge­währt, klären wir unsere Anschauung und läutern wir unsere Triebfedern. Freund, dienen wir uns hierin gegenseitig zum Ansporn und Vorbild!

In Nr. 2 derJuristischen Blätter" theilt Herr vr. G. Wolf in Wien aus VorgefundenenProceßacten fol­gendes mit:

Im Jahre 1529 wurden alle Juden, Weiber, Töch­ter und Dienstboten zu Bösing in Ungarn, die über zehn Jahre »alt waren- durch's Feuer hingerichtet, und zwar