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eine Zahl krakauer Inden in diesem Sinne wählen, wenigstens zu keiner Opposition sich aufraffen. lieber die Motive will ich Nichts sagen, ob, wie man sagt, Furcht vor den polnischen Hetzereien, oder persönlicher Ehrgeiz oder Beide zusammen Schuld daran sind, will ich nicht entscheiden. Obwohl man in Lemberg sich nicht davon wird bestimmen lassen, wird dieser Schritt des krakaner Borstandes nicht ohne Wirkung im Lande bleiben. Man kann aus diese Weise nicht sagen, daß das erste wirkliche Tebut der Juden Galiziens auf dem politischen Gebiete ein glück­liches sei. Wo Spaltung, da ist Machtlosigkeit; wo diese, da ist Mißachtung.

Aus dem Tokajergebirgc, im Juni. tPrvatmittheil.) Während in früheren Jahren in unserem Gebirge auf erziehlichem Gebiete sich von Zeit zu Zeit Erfreuliches berichten lies;, ist der­malen eine Lethargie der traurigsten Art eingetreten. Hierzu kommt noch die Geldkrisis, welche die ganze Thätigkeit der Mehr­zahl der Gemeindemitglieder in Anspruch nimmt, und es nicht zuläßt, an Schule und Eulturinteressen überhaupt zu denken. Wehl ist durch die Aushebung der Musterhauptschule in S. a. Ujhely die Autonomie dieser Genicinde hcrgestellt, doch ist trotz der vierhundert Schüler und erlangten Subvention von luoo fl. ö. W. aus Mitteln des ungarisch-israelitischen Landesschnl- sondes die Gemeinde nicht im Stande, ihre Lehrer zu honoriren, und steht zu erwarten, daß die Anstalt ausgehoben werden muß. Es ist in der That leichter zu zerstören, als .aufzubauen, und trägt in erster Linie die Schuld an diesen traurigen Zuständen die Negierung selbst, renn anstatt ans den Beschluß res Eon- gresses zu achten, hätte das hohe Ministerium die Schule unter Oberaufsicht des hochwürdigen Oberrabbinares stellen sollen, und die Dinge ständen heute anders. Ueberhaupt scheint mau das Ehaos, welches dem Eongresse folgte, noch vermehren zu wollen, denn sonst würden in orthodoxen Bezirken nicht noch immer von der Negierung ernannte Be.zirkseemmissäre suugiren, die im Namen des Ministeriums Gemeinden Erlässe zusenden, die einfach ad acta gelegt werden. In Marmarvs Sziget sungirt gar ein Ehasid als königlicher Eommissar, der aber wohlweislich die Neseripte nicht einmal der Gemeinte mittheilt. In Miskolcz, einer der bedeutendsten Gemeinden nach Pest, sind die Zustände ebenfalls unhaltbar, und traf vor we-aigen Tagen eine Deputa­tion bei dem Herrn Oberrabbiner in S. a. Ujhely ein, um einen Ausgleich der traurigen Gemeindeverhällnisse Mivkolcz'ö zu er­möglichen. Ein wenig lichter sind die Zustänre in Naphan und Eperies, und gedeihet dort daS Schulwesen vortresjlich. In der Mehrzahl der Gemeinden Oberungarns sind die Schulen ge­sperrt, oder fristen ein trauriges Dasein, die Lehrer sind weder Gemeindediener noch Beamten und werten ganz einfach nicht honorirt. Es ist darum ein Glück für die Eulturinteressen Ungarns, wenn in den kleineren Geiueinten Simultanschulen entstehen, und die Israeliten- ihre Kinder in solche Anstalten schicken. So wird die consessionslose Schule in Nagy Mihaly,

einem Marktflecken des Gebirges, größtcnlheils von Israeliten besucht, desgleichen in Tcklya und Szerencs. Auch in Terebes erhebt sich ein stattliches Schulgebäude, ein Geschenk des Grafen Andrassy, Ministers des Aeußeren, und läßt sich erwarten, daß ' diese Anstalt von Israeliten stark'besucht sein wird. In Tokaj will man von einer öffentlichen Schule Nichts wissen, und sin­ken es die Parteien besser, sich herum zu zanken und die Hülfe der Behörden anzuslehen. I. Nosenmeyer.

Lemberg, 30. Juni. In der gestern Abends stattgefun­denen Sitzung des Eentralwahleomitö's der Juden Galiziens wurde von Dr. Byk Namens des Subcomito s der Entwurf eines Aetionsprogrammes vergelegt, welches jauch mit einigen unwe­sentlichen Aenterungen angenommen wurde. Dem Programme zufolge sollen in allen Städten Galiziens, welche nach der NeichS- rathSwahlorrnung in den einzelnen Stadtwahlbczirkcn inbegriffen sind, israelitische Loealaetionscoinito's organisirt werden» Diese Zweigcomitö's haben binnen kürzester Zeit dem hiesigen israeli­tischen Eentralwahlcomite die Männer ihres Vertrauens namhaft zu machen, um aus diese Weise eine Verständigung mit dem Eentralcomitck zu ermöglichen; und zwar haben die Actions- comite's der Städte Krakau und Brody die Wahl von je fünf, dagegen die Aetionseomitv's der Städte Biala, Neu - Sandec, Wieliczka, Tarnow, Bochnia, Szeszow, Jaroslau, Crzemysl, Grodek, Sambor, Stry, Drohabycz, Tarnopol, Brzezan, Stanis- lau, Tysmieniea, Kolomea, Sniatyn, Bnezacz und Zloczow die Wahl von nur je drei Vertrauensmännern vorzunehmen. Auch in einzelnen Landgemeinden werden ActionscomitvS constituirt werden; über die Art und Weise der Einsetzung dieser letzteren Eomitös werden erst nachher nähere Bestimmungen getroffen werden. Schließlich wurde auch beschlossen, im Einvernehmen mit dem hiesigen VereineSchomer Israel" eine Wochenschrift herailszugeben, welche über den Fortgang und ferneren Verlauf der Wahlbewegung authentische Berichte bringen soll.

Frankreich.

Paris, 27. Juli. (Pnvatmitth.) Während die napo- leenische Zeit die Siege über die halbe Welt mit Triumphbögen und erzenen Säulen feierte, soll zum Siegeszeichen des über­wundenen Nationaluuglückes jetzt eine Kirche auf dem Monte- martre erbaut werden. Wenigstens erwartet die klericale Partei, daß durch Herstellung dieser Kirche ihre Gottheit den Franzosen den vollen Sieg und die Herrschaft über Europa zu verleihen gezwungen sein wird. Die Nmieualversammluttg hat diesen Plan zu dem ihrigen gemacht und sanetionirt. Es gehört dies jedenfalls zum charakteristischen Zeichen des jetzigen französischen Regimes. Das letzte Monatsbnlletin <Nr. .5, der Alliance enthält nichts Bedeutendes. Nene Mitglieder sind vcrhältniß- mäßig in geringer Zahl ans Deutschland durch die Bemühungen