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ein Herr Adler aus Cincinnati l ii/hhi Dollars zu diesem Zwecke gespendet hat.

Lorrespon-eir).

j Verona, am 21. Juli.

Die Resultate, welche ich in den Bibliotheken zu Modena, Turin und Mailand gewonnen habe, sind vorzüglich für das Gebiet der Schriftexegese als nicht unwesentlich zu bezeichnen. Unter Anderem hebe ich einen Counnentar des Ibn Csra zu den Büchern der Chronik hervor, in welchem Vieles von den Weisen Kahiras, von Koreisch und Saadia mitgetheilt wird.

Ich bin nunmehr im Begriffe, nach einer sechsmonatlichen Abwesenheit in die Heimath zurückzukehren, und so mir Gott Leben und Gesundheit schenkt die Resultate meiner Forschun­

gen, welche meine gehegten Erwartungen bei Weitem Übertrossen haben, einer näheren Bearbeitung zu unterziehen. Es dürfte vielleicht nicht uninteressant erscheinen, wenn ich hier noch die Sammlungen ncünc, die kennen zu lernen ich Gelegenheit hatte. Es sind dies: Vaticana, Casanatis, Angelica, Corsini, Barbcrini und Propaganda in Rom, Laurentiana und die mit der ehema­ligen Magtebechiana vereinigte Nazionale in Florenz, die Nazio- nale in Bologna und in Modena, die aus den Sammlungen Farnese, de Rossi und Foa bestehende Nazionale in Parma, die ! drei verschiedene Collectionen in sich fassende Nazionale in Turin, und endlich die Ambrosiana in Mailand.

Indern ich Ihnen für die Freundlichkeit ranke, mit der Sie ; bereit waren, meine kleinen Berichte über meine Studien in die­sen Bibliotheken auszunehmen, verharre ich mit vorzüglicher Hoch­achtung Dr. Berli ne r.

J e u i l

Ausflüge nach serWedenen -§iativnen. IV.

Als wir diese Reihe von Ausflügen begonnen, haben die freundlichen Leser uns eben sc wenig die Bedingung auferlegt, wohin wir das Ziel unserer Wanderungen zu verlegen hätten, als wie groß die Entfernungen seien,. die wir dabei zurücklegen sollten. Von dem Wahne, daß wir Belehrung, Erholung und Genuß nur in weiter Ferne zu finden, also auch zu suchen hät­ten, sind wir wohl Alle zurückgekommen, und wir wissen jetzt, daß es nicht just das verlockende Blau ist, welches die Ferne verhüllt und ungekannte Reize verheißt, das uns immer unge­ahnte Größen und Schönheiten darbietet: vielmehr ist es zum Bewußtsein gekommen, wie oft Interessantes und Wissenswerlhes in nächster Rahe vorhanden ist, wenn wir nur Augen dafür haben.

Somit glauben wir nicht unberechtigt zu sein, wenn wir heute, wo noch dazu eine sehr drückende Sommerschwüle aus der ganzen Landschaft lastet, unsere Freunde einladen, uns nur in die einsame Laube zu folgen. die sich hinter dem Garten aus einer kleinen Anhöhe bestnect. Sic ist dickst umlaubt, daß sie kühlen Schatten gewährt, ein erfrischender Luftzug flüsternd durch die Blätter geht, und die Strahlen der Sonne durch das grüne Laub blitzen, und angenehme Lichter spielen lassen. Solch' ein Plätzchen ist wie zur Einkehr und stillen Betrachtung geschaffen. Die Zeit der Nachtigallen ist wieder vorüber, und deren melo- discher Gesang verstummt, so daß er uns nicht abzuzichen ver­mag. Die Töne der hoch in den Lüsten kreisenden Lerchen, das Zwitschern, Pfeifen und Trillern der hier und da nistenden und schwärmenden Vöglein, klingt nur leise und bescheiden her­ein, und die an den nahen Büschen und Blumenbeeten herum­schweifenden Wespen und Bienen scheuen von selbst die Schallen der Laube, und stören uns nicht durch daö Brummen, daS der

feto n.

Schlag ihrer zarten Flügel mit bewunderungswürdiger Kraft her­vorbringt. Wir sind ungestört, uns selbst hingegeben.

Ich habe es niemals als eine Ehre für unsere Zeit aner­kannt. daß das hingeworfene WortKampf um das Dasein" als ein Schlagwort aufgegriffen und immerfort wiederholt wird. Man meint damit, daß das ganze Leben des Menschen mit cem Kampfe um die Erhaltung des äußerlichen Daseins ausgesüllt werde, und daß alle Bestrebungen desselben aus dieses Ziel aus­liefen. Es ist dies eine rohe Vorstellung, welche ebenso unwahr wie unsittlich ist. Es läugnet nicht nur, sondern untergräbt auch alle höheren Bestrebungen und Ziele, alle idealeren Verlangen und Thätigkeiten, und versetzt den Menschen in den rohen Na­turzustand zurück, den die Entwickelung und Cultur längst ver­lassen haben, so daß es keinen wesentlichen Unterschied ausmachte, ob wir in reuiselben als Wilde oder Civilisirte verharren. Das Wort ist darum gefährlich, weil es der jüngeren Generation die Selbstsucht in ihrem äußersten Ehuiönms als vollberechtigt vor. stellt. Wenn wir zu Nichts weiter berufen sind, als gegen alle Hindernisse zu kämpfen, die sich uns im Leben entgegenstellen, nur für unsere Vortheile, wie wir diese verstehen, zu streiten, und alle unsere Mitmenschen als gegen uns in demselben Streite begrisfen zu betrachten: dann stehen wir noch heute auf dem Staudpuncle wie die ersten Menschen, welche nur gegen feind­liche Elemente und gegen Raubthiere, Schlangen u. dgl. Geschmeiß sich.zu schützen trachten könnten.

Rein! der Mensch hat noch ganz andere Ziele, als um das bloße Dasein, und darum auch noch ganz andere Kampfplätze. Einen dieser wollen wir hier, in unserer stillen schattigen Laube, aufsuchen und etwas näher betrachten. Wo er gelegen ist? Nicht draußen, auf den Fluren der Lander, wo sich irgend ein- ; mal, auch vor kurzer Zeit, die Heere der Völker mit Schwert - und Geschoß trafen, und allerdings um das Dasein einen blutigen