Allgemeine

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Ein unparteiisches Organ für alles jüdische Interesse.

. Herausgegeben von

Rabbiner vr. Ludwig Philippson in Bonn.

Verlag von Baumgärtuer's Buchhandlung in Leipzig.

Diese Zeitung erscheint wöchentlich einmal in 2 viS 2>/r Bogen. Preis Vierteljährig 1 Thlr.. Inserate werden mit 2 Ngr.ftir die Petitzeile oder deren Raum berechnet. Alle Buchhandlungen. Postämter und Zeitungs.- Expeditionen nehmen Bestellungen an.

Sn redactionellen Anaelegeuheiten wende man sich an vr. L. Pyilippson in Bonn; hinsichtlich des Bezugs und der Inserate an Saumqärtner'« Suchiiandtung inöeipzig. Inserate, welchebis Sonnen­tag eingehen. finden inder raranffolgen- den Nilmmer Berücksichtigung.

38. Jahrgang. Leipzig, den 17. Februar/1874. 8.

Änhail. Leitende Artikel : In Sachen der jüdischen Gemeindeverfassung in Preußen. Die Frage über die Begräbnißplätze. Liter arischer.Wochenbericht: Bonn. Zeitungsnachrichten : Deuts chland: Berlin, Sckippenveil, Goldberg, Bochum, Hannover, Bon der Elbe. Hürth. Oesterreichisch-ungarrsche Monarchie: Krakau, Baja. Frankreich: Paris. Belgien: Brüssel. Großbritannren: London. Feuilleton: Jntriguen vor siebzig Jahren, »l. Vermischtes.

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1 r Bonn, den 1 l. Februar.

In Sache» der jüdischen Gememdeverfassunz in Preußen.

Aus der in vor. Nr. gegebenen Mittheilung geht hervor, daß im Ministerium des Innern bereits ein Gesetzentwurf über die zukünftigen gemeindlichen Verhältnisse der Juden in der gan- zen Monarchie ausgearbeitet worden, der jedoch auf die vielen Denkschriften und Petitionen der Juden selbst sistirt ward, um . zuvor das Gutachten der Bezirksregierungen einzuholen, besonders . über dft Frage, , ob wirklich der Fortbestand vieler jüdischen Ge­meinden durch den Wegfall der Gememdeangehörigkeit bedroht, oder der, Perkümmerung preisgegeben sein würde? Wir sehen hieraus, daß , das Ministerium sich auf den Standpunkt der Re­solution gestellt hatte, welche das Abgeordnetenhaus auf die Au­torität -und die. Phrasendes Herrn vr. Lasker hin angenommen hatte, daß es aber Einsicht genug besitzt, um auch die factischen Verhältnisse und Bedürfnisse in Rechnung zu ziehen und statt . eines einseiligen, ein umfassendes Princip zu erwägen und darum den beabsichtigten Gesetzentwurf sistirte. Wir erfahren aber auch ferner, daß die Gegner nicht ruhig verblieben ; sie berechneten vielmehr in , schlauer Weise, daß das Ministerium, dem das Ab­geordnetenhaus mit feiner Resolution seine Ansicht aufgedrängt hat, .auf .die vielen Schwierigkeiten stoßen werde, welche die Aus­führung . des Uasserschen Antrags mit sich führen muß. Sie

richteten daher von Neuem Petitionen an das Abgeordnetenhaus, um durch dasselbe eine Pression auf die Regierung auszuüben. Trotz der Ausführungen des Regierungscommissars verblieb die Petitionscommission des Abgeordnetenhauses auf dem Standpunkte jener Resolution und will dem Hause empfehlen, die Petition dem Ministerium zu überweisen, mit der Aufforderung, ein Ge­setz vorzulegen, welches jedem Judenaus confessionellen Be­denken" (!!??) den Austritt aus der Gemeinde gestattet, ohne aus dem Judenthume austreten zu müssen. Da aber nun das Abgeordnetenhaus wegen Eröffnung des Reichstages in diesen Tagen vertagt wird, so kann die Petitionscommission den Bericht über diesen Gegenstand erst nach dem Wiederzusammentritt des Abgeordnetenhauses abstatten.

Hieraus ergiebt sich von selbst, was jetzt zu thun sei. Das Abgeordnetenhaus hat bis jetzt nichts als die Petitionen der Gegner und die Ansichten des Herrn vr. Lasker gehört. Es ist Zeit, daß es auch die Stimme derer vernehme, welche den Fort­bestand der Gemeinden wollen, und dies ist die immense Mehr­heit der Juden. Wir sind weit davon entfernt', unsere Rath- schläge aufdrängen zu wollen oder sie für unentbehrlich zu hal­ten. Aber an dieser Stelle zusämmenzufaffen, was geschehen muß, erscheint angemessen und selbstverständlich. Wir meinen daher nicht, daß die Betreffenden es nicht auch ohne unsere Mei­nungsäußerung thun würden^ aber wir führen Alles hier zu­sammen auf. w

Bis zum Wiederzusammentritt des Abgeordnetenhauses muß dasIFolgende so vorbereitet sein, sdaß dieses die Schriftstücke bei