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nicht erfüllt, und haben vielmehr die eingefleischten Welfen im Bunde mit den Orthodoxen und deren Anhänge dem reichsfeind- lichen Ewald ihre Stimme gegeben. Dieselben haben aber nicht einmal die Genugthuung, behaupten zu können, daß sie durch ihr Votum die Wahl des Particularisten bewirkt haben, da letztere nur dadurch zu Stande gekommen ist, daß die Socialdemokraten für denselben Kandidaten gestimmt, und sie haben höchstens das freilich traurige Bewußtsein - die dem letzteren auch ohne sie zu Theil gewordene Majorität vergrößert und die bei den diesma­ligen Reichstagswahlen auch anderwärts sich kundgegebene Er­scheinung, daß Particularisten, - Schwarze und Rothe in Seelen­gemeinschaft gehandelt, im Schooße unserer Gemeinde ebenfalls zum Ausdrucke- gebracht zu haben. Was von der Behauptung der Orthodoxen, daß sie stets nur im Interesse des Judenthums handeln, zu halten sei, geht auch aus dieser Thatsache deutlich genug hervor, da sie, uneingedenk der Pflichten, die sie gegen die Gesammtheit haben, für einen Mann eingetreten sind, der stets mit den Ultramontanen geht und nicht bedacht haben, was wir zu erwarten hätten, wenn wir in die Gewalt der letzteren gege­ben wären. *) -

Unter den Petitionen, welche bei dem Abgeordnetenhaus in Berlin eingegangen sind, befindet sich eine von Herrn Jsaac Hirsch Hierselbst, einem Sohne des -Rabbiners Hirsch in Frank­furt und- Mitgliede des hiesigen Repräsentantencollegiums. Der­selbe-beantragt- nachdem er wegen derselben Angelegenheit schon vorher schriftlich und mündlich mit dem bekannten ultramontanen Abgeordneten Windhorst-(Meppen) unterhandelt hatte, den Erlaß eines Gesetzes, durch welches den Juden, der Lrskerschen Reso­lution entsprechend, der Austritt aus dem Gemeindeverbande ohne Austritt aus dem Judenthume ermöglicht werde.**)

Der hiesigen Kinderheilanstalt hat Herr Bänquier S. Coppel hierfelbst zur Errichtung eines Hospitals mit 12 Betten die zu 1200 Thlr. veranschlagten Herstellungskosten als Geschenk zugewiefen. ' '

Der bisher an der Bildungsanstalt für jüdische Lehrer Hier­selbst. als zweiter Lehrer angestellt gewesene Herr Hoffmeher hat diese Anstalt unlängst.verlassen, da er vom Provinzialschul­collegium zum Vorsteher und ersten Lehrer an der Präpäranden- anstalt in Aurich ernannt worden ist.

Dem - vor längerer Zeit zum Landrabbiner in Hildesheim

*) Hiermit haben die Orthodoxen erwiesen, was von ihrer stets wiederholten Behauptung, daß nach den Grundsätzen nur ihrer Partei die unbedingte Staatstreue Pflicht und Handlungsweise sei, zu halten ist! Dabei betteln'sie aber Reich-und Regierung beständig an, ihren, der Orthodoxen Zwecken zu genügen. Ewald ist bekanntlich ein syste­matischer Judenfemd.' Redactton.

**) Es ist natürlich, daß. der Sohn den Vater unterstützt. Rabb. Hirsch war- auch der Verfasser der schwungreichen Denkschrift,. die. die letzte Stunde des vorigen Abgeordnetenhauses benutzte um. den Jam­merruf für die bei den Juden unterdrückte Gewissensfreiheit (III) zu erheben. Es ist kaum noch der Mühe Werth, die Jnconsequenzen dieser Hyperorthodoxen in ihrem ganzen Gebab'ren, in ihrem System, wie in ihren Handlungen-darzuthün. - -' ' ^.7 " Redaction. ,

erwählten Dr. Guttmann in Breslau, einem Hörer des dor­tigen jüdisch-theologischen Seminars, ist nunmehr die Bestätigung der Regiernng zu Theil geworden und wird derselbe, wie wir hören, sein neues Amt noch vor Ostern antreten und alsdann die interimistische Verwaltung dieses Sprengels durch den hiesigen Landrabbiner aufhören. Wie man allgemein annahm, hat die Regierung mit ihrer Bestätigung nur deshalb gezögert, , weil es fraglich war, ob das Institut der Landrabbinate überhaupt noch länger in unserer Provinz bestehen sollte,, und man weiß nicht, welche Motive die Regierung nunmehr bestimmt haben, ihre Be­stätigung doch.noch zu ertheilen. , ' t

In Nienburg ist vor Kurzem ein Strike ganz eigen- thümlicher Art ausgebrochen. Der Lehrer der dortigen israeli­tischen Gemeinde verlangte von den Schlächtermeistern ein höheres Schächtegeld und wollte für den bisherigen Preis, nicht mehr schächten; die Schlachter hingegen weigerten sich , den höheren Preis zu zahlen und stellten somit.das Schlachten für die Is­raeliten ein. Die letzteren sahen sich dadurch , veranlaßt, ihr -Fleisch von auswärts (Hannover, Verden) kommen zu lassen und zahlen dem Lehrer, für seinen Verlust einen Schadenersatz, da die 'jetzigen Schächtsätze bereits vor 50 Jahren, wo das Fleisch kaum die Hälfte des jetzigen Preises kostete, festgestellt sind.i Den Schlachtern entsteht durch diesen Strike ein bedeutender Schaden, indem dieselben jährlich. für circa 3000 Thlr. Fleisch an die dortigen und auswärtigen Israeliten verkauften. . ,

! Von der Elbe, 6., Feb. . tPrivatm.) . Die, Antwort des Dr. Lasker an Sie hat nicht überrascht. Der Mann scheint nicht aus dem Holze geschnitten, aus welchem Leute gearbeitet werden, welche sich in ihren Meinungen durch, die Gründe An­derer, die in die Sachlage und das Wesen.des Gegenstandes bes-, sere Einsicht haben müssen, berichtigen lassen, - Es . ist möglich, daß seine Ansicht den Sieg davonträgt., Dann wird für die. jüdischen Gemeinden eine sehr wüste Zeit eintreten, so wüst, daß nach einigen Jahren die Angelegenheit doch wieder vor die Ge­setzgeber kommen und reparirt werden muß. Daran sind freilich unsere Gesetzgeber gewöhnt. Man denke nur an das deutsche Strafgesetzbuch, an welchem man dem Herrn Lasker einen we­sentlichen Antheil zuschreibt und das nach wenigen Jahren schon, wie die Staatsregierung. selbst bereits zugegeben hat, einer gründ­lichen Umarbeitung und . zwar in sehr wesentlichen. Stücken be­darf. Schade - nur, daß.viele Dinge unter einem solchen steten Wechsel der Gesetzgebung großen Schaden erleiden! Wenn ich den Sieg der Lasker'schen Ansichten in der jüdischen Gemeinde- verfassungsfrage für wahrscheinlich, halte, so stütze ich mich dabei zum Theil auf Ihre Bemerkung, daß die Regierungen und Par­lamente sehr geneigt sind, wenigstens : an den Juden ihre - radi­kalen Gelüste zu demonstriren. Ein Beispiel, für Viele. In einem benachbarten Mittelstaale ist wiederholt beantragt worden, den jüdischen Religionsunterricht .an den öffentlichen Schulen obli-- gatorisch zu .machen. Die. -Regierung wies dies zurück mit-,dem