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gelingt, das Gesetz zu verändern- was - im Augenblicke nicht mög- - lich ist. Nach den Rathschlägew von Wien- ist dem, Ministerium eine Petition überreicht worden, welche unsere Rechte neclamirt.

Die i Minister- sprachen sich r :- sehru wohlwollend -aus:! i Wir. wissen aber! wohl,daß es bei Redensarten verbleiben., wird, da jene, .sich wohl hüten,,werden, ihre Popularität!-auf'S ^piel zu .setzen. . -

. Zs e u i l. i e t o n.

Äntriguen vor siebzig Zähren.

Erzählt von L.'Schr.'-

VI.

- In einer Nebenstraße, mitten zwischen den Häusern, . auf der einen Seite -stand ein ziemlich unscheinbares Wohnhaus.: Man stieg einige Stufen, in das Innere hinunter, durchschritt einen geräumigen, mit Ziegelsteinen gepflasterten Hausflur, und: befand sichndann auf einem größeren Hofe^ Hier fland man vor der Vorhalle der Synagoge, aus welcher man in diese sieben Stufen hinunterging. Es war Dies nach der Sitte,-welche dem Schrift­worte genügen wollte:Aus der Tiefe: rufe ich zu Dir- Herr !"

; sonst war die Synagoge in einfachem , schönem Geschmacke ge-^ .baut/der durchaus^ nicht an alte Zeiten erinnerte,, sondern, daß eine gebildete, fürstliche Hand bei dem Bau. thätig gewesen. Es interessirt uns aber hier nicht, eine genauere Beschreibung dieses Gotteshauses zu geben, in welchem eine, für damalige Zeit noch seltene Ordnung und andächtige; Stille beobachtet zu werden' pflegte. Selbst die überflüssigen Triller und etwa eingeschlichene ' Opernmelodien hatte man -bereits den Vorbetern untersagt! Wie viele Synagogen stehen noch heute nicht auf diesem Boden! - Wir kehren vielmehr in das Vorderhaus zurück^ Rechts von der Flur befanden sich die Wohn-, links das Studierzimmer des Rabbiners. Der obere Stock war für Räumlichkeiten zu den Sitzungen des Vorstandes, der achtzehn Vertrauensmänner u. dgl. Vorbehalten. Wir treten in das Studierzimmer in Begleitung eines Mannes ein, der eben von der Straße in die Hausflur herabgekommen und einige Augenblicke vor der Thür des Zim­mers stehen -geblieben war,- nicht etwa, um seinen unsaubern Anzug etwas zu säubern, sondern sein faltenreiches Gesicht in ; einen f ihm nicht ganz gewöhnlichen Ausdruck hineinzuarbeiten/ Es war eine lange- hagere Gestalt-- mit- etwas -gekrümmtem-Rücken und den -mit spärlichem/ grauem! Haare bedeckten Kopf, auf wel­schem er ein schmutziges Sammetkäppchen und darüber einen alten, vielfach verbeulten Dreimaster trug, nach' vorn gebeugt. De Gestalt/ die verschossene und geflickte - Kleidung - mehr aber noch das graue Gesicht trugen die Spuren von Mangel und Ent­behrung,-die -des Mannes Begleiter wohl! durch sein ganzes Leben ''geweftMÄbev dieses Antlitz mit feineni stechenden Augen/ der -spitzen:Asse>-herv'ortretendenKinn/ - der gefurchten^-Stirn .'und deck'Stoppelbarte,idäs er' jetzt mit'dem Scheine' der Demuth -und der Kriecherei ausrüsteN wollte/ verrieth Stolz/ Eigendünkel, Härte,, Haß/ ! Viele kannten "ihn so , ! besonders' alle,/ welche- als

Kinder das Unglück gehabt, - im die Hände,, dieses alten Melammed (Kinderlehres) zu 'fallen -und feine Zuchtruthe-- zu fühlen /-dieser, wenn nicht die Eltern durch reichliche Gefchenke.Hwieses/Mißge- schich von /dem Rücken ; ihrer Kindlein..abzuwenden ( vermöchten, -unbarmherzig bei Schuld -oder Unschuld.-in Bewegung setzte.

~; -Hi: Er räusperte; sich . jetzt, öffnete^ danM die Thüre/ '.schlich - leise -zu einemStuhle in der. Ecke , -setzte-sich daraus/ -aber- nur-, auf den?Vorderrand/desselben/ und stellte, seinen Hut.neben sich cküf den. Boden,' während. er das Sammetkäppchen aüfbehielt// das -sich von diesem Schädel niemals trennte. Ziemlich entfernt von.dieser Ecke, in der Mitte des Zimmers, stand eine lange hölzerne Tafel, an deren schmalen Seite per. Rabbiner, Herr Michel Worms, saß und in einem Folianten studirte; nicht ganz still, sondern indem er' die Worte mit - einer gewissen Sangsweise vor sich hin- murmelte. Es- währte lang, -.bevor er - seinHaupt erhob und -den'Besucher- der sich-unterdeß still verhielt, anredete. Wenn Reb- Michel- Worms - aufrecht stand,:: gab - er- ebenfalls! leine' lange, hagere Gestalt-ab- aber -m steifer/ ernster Haltung^- Er- war in .ein-Wamms' und Beinkleider von schwarzem ^SaMmtmüNchester -gekleidet; gingier , aus, hängte- er' einen'faltigen, - langen Mantel von gleichem Stoffe um; den- feinen-schwarzen Dreimaster: auf­gesetzt und das Rohr mit goldenem Kriöpfe in die"Hand genom­men, und er' war - fertig zum -Ausgehen/ von einem Gemeinde- di0ner gefolgt aber es war eine große Seltenheit, daß er äusging. Obschon nun der alte Herv weder impvnirend ;- noch graziös war/ sondern seine eckige Gestalt und seine scharfen Ge­sichtszüge mit dem etwas - spitzen Kopfe bau sich keinen großen Eindruck machten, so trug seine ganze Erscheinung doch den Cha­rakter der Intelligenz, eines nur mit Studien' vollbrachten Lebens, reichen- wenn' auch einseitigen Wissens/die iGlorie -der frömmsten Enthaltsamkeit und unablässiger Uebung des 'Gesetzes, - so - daß Niemand, der vor ihm stand/sich- dem - Gefühle der Würde /- die ihm eigen war, ' entziehen konnte.- -' Bon der - Welt - wußte' der Rabbi wenig/-und mochte sich.'wohl- seltsame 'Vorstellungen! von - ihr ge­bildet haben. Deshalb stritten ' sich auch Scharfsinn und Naivetät mm! dem Vorrag in^ seinemGesichtsausdrucke^ Ueber-'seinen Cha­rakter wußte man nicht viel zu - sagen / da er sich um die ' Vor­gänge außerhalb seines "Studierzimmers- gar wenig-kümmerte. Doch! wollte man ihn in n er Beziehung ckicht ganz rfreisprechen. Cr hatw ein ziemliches Vermögen mitgebracht, von deM-er Au­len/ ihck sicher - schienen/ ulieh'/. abev-zu- höhen! Zinsen/" ünd dabei ! war er uw einem '^ beträchtlichen- Theil - seines -Vermögens gekommen:'-- ^ - !!V, <c fou 0*4

- -Ietz^ begann!^er «dft-^UnterrevünU spracht irt .einem