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Herausgegeben von
Rabbiner Dr. Ludwig Philippson in Bonn.
Verlag von Baumgartner's Buchhandlung in Leipzig.
In rrdactionelle» Anaelcaenheitea wende man sich an Dr. C. Philipps«« in Bonn; hinsichtlich der Inserate an A. Masse in reipzig und dessen Attiale» in Berlin. Breslau re. Inserate, welche biS Vonnerilag eingehen, finden in der darausfolgenden Nummer Berücksichtigung.
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43. Jahrgang. Leipzig, den 6. Mai 1879. Ji'S 19.
Anhalt. Leitende Artikel: Aus den hinterlafsenen Papieren des Professors vr. Eduard Munk in Glogau. — Zeitungsnachrichten: Deutschland: Berlin. Breslau, Köln. Braunschweia, Aus Württemberg. — Oesterrcich-UUgarn: Lemberg. — Frankreich: Paris. — Rumänien: Bottm'chan. Bukarest. — Rußland: Petersburg. — Bonn: Notizen. Literarische Notizen. - Feuilleton: Antipessimistische Denksprücbe (Forts.). — Vermischtes: Eine Conferenz galizifcher Wunderrebbe's. Ein Jude — ein Abt.
£cileu(Je (SCthlxef.
Bonn, 30. April.
Äus den hiulerlassenen Papieren des Professors vr. Eduard Mnnk in Glogau.
Vorbemerkung der Nedaction. Herr Professor vr. Eduard Munk, der rühmlichst bekannte Verfasser der „Griechischen und römischen Literaturgeschichte" hat zu verschiedenen Zeiten eine Reihe von öffentlichen Vorträgen in Glogau gehalten, unter welchen einige auch die Geschichte und Verhältnisse des Judenthums behandeln. Wir sind der hochachtbaren Familie des Verstorbenen dankbar verpflichtet, daß sie uns die handschriftlich vorhandenen zur Veröffentlichung überlasten hat. Wir wählen daraus den folgenden Vortrag, der im Juni 1869 in einer Versammlung des Vorstandes, der Repräsentanten und vieler Mitglieder der Gemeinde in Glogau gehalten wurde. Professor Munk war nämlich von der Gemeinde zu Glogau zu ihrem Vertreter in der vom 29. Juni bis 4. Juli 1869 zu Leipzig stattgefundenen ersten Synode erwählt. Die Gegenstände, die er in seinem Vortrage behandelt, sind zumeist noch heute nicht veraltet, sondern unterliegen noch immer der Discussion. Run bemerken wir ausdrücklich, daß wir nicht in allen Punkten, die der Redner conservirt oder modificirt wissen will, übereinstimmen; auch ist die Begründung , toie^ es in einem verhältnißmäßig kurzen; Portrage nicht anders sein konnte, bisweilen lückenhaft. Doch!
weht durch das Ganze eine solch' wahrhafte Begeisterung für die väterliche Religion, so viel Ucberzeugungstrcue, so viel Verständigkeit und historischer Tact zugleich; auch scheint es uns von solcher Bedeutung, einmal einen, von der Classicität so durchdrungenen und in feinem Lebensberufe ihr hingegebenen und nicht-theologischen Mann über die Fragen des Judenthums in der Gegenwart zu hören, daß wir den ganzen Vortrag in seinem Wortlaute wiedergeben. Wir enthalten uns dabei aller ergänzenden Bemerkungen, die wir nachzuholen uns Vorbehalten.
Ansprache
an die Glogattcr jüdische Gemeinde vor der Abreise zur ersten jüdischen Synode.
Vor Allem spreche ich den hochverehrten Herren Vorstandsmitgliedern und Repräsentanten meinen innigsten Dank aus für den ehrenvollen Auftrag, den Sie mir ertheilt haben. Sie bei der Synode in Leipzig zu vertreten, und halte es für meine Pflicht, Ihnen kurz die Grundsätze zu entwickeln, die mich als Bevollmächtigten der hiesigen Gemeinde leiten sollen.
Es läßt sich leicht voraussetzen, daß die Debatten in der Synode sich über Fragen, die das Religiöse, den Cultus, den Religionsunterricht und die Gemeindeverwaltung betreffen, erstrecken werden. Was nun zuerst das Religiöse betrifft, so glaube ich Ihre Zustimmung zu haben, wenn ich zu einer radikalen Reform des Judenthums meine Stimme verweigere. In einer von einem Dresdner Vorstandsmitgliede, dem Advo- caten Lehmann, in Rücksicht auf die Synode verfaßten Schrift „Höre Israel" werden die Forderungen ausgesprochen, die