Beilage zu No. 10 der Allg. Zeitg. d. Zudenth.
Bad Ems, im Februar.
Obgleich es mir an Muße und Neigung zu einem weitem Federkampfe — und dazu noch mit einem Klingen st ein — mangelt, so sehe ich mich doch gedrungen, ein letztes Wort in der betreffenden Angelegenheit auch diesem gegenüber zu äußern; welcher Entgegnung Sie eine Aufnahme in Ihrem weit verbreiteten Blatte um so mehr gestatten werden, als ich für deren Wahrhaftigkeit jeder Zeit einstebe.
Wer nur zu lesen versteht, wird aus meiner in tiefster Trauer geschriebenen Replik (welche nur ein herzloser Mensch als „süßliche Phrasen" bezeichnen kann) erkennen, daß ich von gewissen Charakteren so mancher vom Ausland gekommenen Subjecte, welche nicht gerade in Ems, sondern im Herzogthum Nassau überhaupt fungirten, gesprochen habe. Daß ich darunter nicht Männer wie z. B. Hrn. Mayer und Hrn. Sommer (letztern habe ich ja selbst dem koblenzer Gemeindevorstand empfohlen) und dergleichen wackere Ausnahmen mehr meinen konnte, das wissen diese wohl selbst. Aber auch staunenerregende Erfahrungen sind leider hierin gemacht worden! Und sehe ich mich durch das hartnäckige Leugnen eines Kl. wider meinen Willen gezwungen, von mehreren (9) dergleichen Erscheinungen nur zwei zu erwähnen, wobei ich, da sie offenkundig und die betreffenden Personen nicht mehr in Europa sind, keineswegs beleidigen möchte. — In der benachbarten Stadt Nassau fungirte als israelitischer Religionslehrer ein verkommener polnischer Talmudist, welcher von der englischen Missions- gesellschaft getauft worden ist und dann beim Landes- bischof in Limburg v. d. Lahn zur katholischen Kirche
übertreten wollte, bevor er sich in jene Stelle einschmeichelte. Durch ein offenherziges Schreiben an den Landesbischof kam ich endlich hinter diese Schurkerei und mußte jener auf meinen Antrag hin innerhalb dreier Tage das Herzogthum verlassen. In einer andern Gemeinde fungirte ein Wohllüstling von einem verhei- ratheten Manne, der sich heimlich mit einem ihm früher bekannten Mädchen nach Amerika flüchtete und seine Frau mit vielen Kindern nebst einer großen Schuldenlast sitzen ließ, welches verlassene Weib auch aus meiner Hand mit ca. 100 sl., die ich bei hiesigen Christen (allein 60 fl.) und Juden sammelte, unterstützt worden ist. Von den übrigen Schwindeleien und theils unmoralischen theils irreligiösen Handlungen, sowie von dem infolge dessen häufigen Stellenwechsel anderer zwischen einer und der andern dauerhaftern Besetzung will ich aus — wenn auch nicht verdienter — Schonung schweigen. Ebenso verhält es sich mit den anderweitigen Verdächtigungen des Hrn. Kl. Jeder Israelit hier und in L. Schwal- bach weiß, daß letztere Cultusgemeinde i. I. 1851 eigens eine Deputation an die Landesregierung sandte und eine namhafte Gehaltszulage stipulirte, damit ich dort bleiben sollte, und daß ich dem gegentheiligen Gesuch des hiesigen Cultusvorstandes das einmal gegebene Wort gehalten habe. Etwa um des Eigennutzes willen? Nun darüber können wiederum die Israeliten in diesen Rabbinatsbezirken und namentlich die zu Wiesbaden, L. Schwalbach und Ems sowie alle seit 25 Jahren diese Curorte besuchende Fremden am besten urtheilen, da ich noch nie von irgend jemandem ein Geldgeschenk oder sonst eine Gabe selbst bei Confirmationen angenommen habe, also auch niemandem