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Friedrich Wilhelm IV. überrascht. Dieses Geschenk wurde durch Herrn Pastor prim. Lauenstein mit einer passenden Anrede überreicht. Abends wurde das Ju­belpaar durch ein Ständchen der Scharnhorst'schen Liedertafel, sowie durch das eines Musikcorps noch be­sonders erfreut.

Dem israelitischen Lehrer Holländer in Salzhem­mendorf, welcher vor Kurzem sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum beging, wurde nachträglich noch das allgemeine Ehrenzeichen verliehen.

Koblenz, 13. August. lPrivatmitth.) Am verflos­senen Sabbath feierte der hiesige Rabbiner Herr Ben- Israel sein 25jähriges Amtsjubiläum. Obgleich der Jubilar Nichts darüber hatte verlauten lassen, so war es doch dem Vorstande bekannt geworden, und dieser fand sich nebst der Repräsentanz der Gemeinde in der Wohnung des Rabbiners ein und überreichte ihm eine Adresse, in welcher der Dank und die Anerkennung der Gemeinde ausgesprochen wurden.

Asien.

Smyrna, 8. Juli (Arch. isr.) Ein innerer Kampf im Schoße unserer Gemeinde, dessen wir schon erwähnt haben, droht den höchsten Grad zu erreichen und un­erwartete Ausdehnung anzunehmen, wenn die Localbe­hörden nicht dem, auf dessen Seite das Recht ist, Ge­rechtigkeit widerfahren lassen.

Folgendes sind die Thatsachen: Seit einer langen Reihe von Jahren ist einigen reichen Leuten durch Erb­recht der Vortheil überkommen, die Gemeinde nach ihrem Gefallen zu regieren. Sie haben ihr ein oder zwei Piaster auf jedeoka Fleisch auferlegt, um den Bewohnern die Beobachtung der mosaischen Speisege­setze zu sichern. Diese Taxe bringt jährlich die enorme Summe von 500,000 Piastern (100,000 Frs.) ein. Sie war lange von diesen Herren zu der Höhe von >0 bis 12,000 Frs. angegeben worden; aber in Folge zahlreicher Reclamationen, da sie mit der freien Con- currenz bedroht worden, haben sie sich entschieden, 220,000 Piaster (44,000 Frs.) anzugeben. Und noch mehr, als man verlangte, daß von der Verwendung dieser Summe Rechenschaft abgelegt werde, hat man nie erfahren können, was aus ihr wurde.

Das ist noch nicht Alles: als die Alliance israelite hier ein civilisatorisches Werk, ein Schuletablissement |

für unsere Jugend, gründen wollte, verhinderte die­selbe Partei die Verwirklichung dieser Idee, indem sie dm Fanatismus der Leute aus dem Volke anfachte.

Als endlich der verstorbene Großrabbiner, der ver­ehrte und betrauerte Uacbam Palaooi, bei diesen Ver­waltern eingekommen war, daß wenigstens die arme Klasse von dieser unerhörten Steuer befreit werde, scheiterte er in seinem Unternehmen und wurde der Gegenstand ihrer Vexationen, unter dem Vor­wände, daß er ihre Rechte hätte beeinträchtigen wollen.

Glücklicher Weise hielt es die Colonie der auslän dischcn Israeliten, deren Vertreter zu sein ich die Ehre habe, für ihre Pflicht, zu Gunsten der armen Klasse bei den Consuln ihrer resp. Mächte zu protestiren. Umsonst; wir forderten zuerst von Sr. Excellenz Is­mail Pascha, dem Gouverneur der Stadt, Gerechtigkeit; er war schon von unseren Gegnern gewonnen worden und weigerte sich, uns anzuhören. Aber wir haben die Hoffnung, daß Gerechtigkeit geschehe, Dank der gün­stigen Verwendung der HH. Graf v. Bentivoglio von Aragon, des französischen Generalkonsuls, des Advo­katen B. Berco, des italienschen Consuls, und dann des Sir R. Cumberbatch, Consuls Ihrer britischen Maje­stät; sie haben uns versprochen, uns bei diesem Um­stande zu helfen, wie üblich durch ihre resp. Gesandten bei dem Sultan in Constantinopel darüber zu berich­ten. Der italienische Consul ist sogar den Instruktio­nen, welche er über diesen Gegenstand erhalten sollte, vorausgegangen; er hatvom Gouverneur, Ismail Pascha, die Freiheit mehrerer Familienväter erhalten, die ge­fangen saßen, weil sie aus Mangel an Mitteln die Steuer nicht bezahlt hatten. Jedoch ist es ihm nicht geglückt, ihn für die Sache unserer armen Glaubens­genossen vollkommen zu interessiren, welche um seine Hülfe baten, damit ihre Bittschrift zu den Füßen des Thrones gelange. In dieser Bittschrift verlangen 15,000 israelitische Bewohner Smyrnas 1) die offizielle Er­nennung des H. Abraham Palacci zum Großrabbiner, der schon als solcher gewählt worden; 2» daß die Ver­walter gezwungen seien, Rechenschaft über ihr Thun abzulegen; 3) daß sie den Familien, welche außer Stande sind, so exorbitante Steuern zu bezahlen, nicht mehr das Begräbniß verweigen.

Sind nicht alle diese Wünsche von der strengsten Gerechtigkeit?

6. P. Ventura di Vita.

In einem anderen Schreiben vom 11. Juli, un-