8 Deputation des Mendelssohn - Vereins überreichte dem Jubilar , außer einer Glückwunschadresse , noch ein Bild Moses Mendelssohns . Sodann begaben sich die Vorsteher und Vorsteherinnen der verschiedenen Wohl - thätigkeitsvereine zu dem Jubilar . Frühere Schüler und Schülerinnen überreichten dem Jubilar ein silbernes Weinservice . Selbst die gegen¬ wärtigen Schüler und Schülerinnen des Jubilars , die kleinsten , wie die größten hatten es sich nicht nehmen lassen , ihrem lieben Religionslehrer zu seinem Freuden - und Ehrentage zu gratuliren und ihm sinnreiche Angebinde zu überreichen . Allen sagte der Jubilar für die vielen Beweise der Liebe und Freundschaft , seinen herzlichsten und tiefgefühlten Dank . Abends 87 2 Uhr fand zu Ehren des Jubilars auf der Neuen Hardt ein Festessen statt , an welchem circa 400 Damen und Herren theilnahmen . Toaste , Vorträge und Lieder wechselten in bunter Reihe ab und ein heiterer Tanz hielt die Theilnehmer bei gutem Humor bis zum frühen Morgen beisammen . Möge es dem im kräftigsten Mannesalter stehenden Jubilar vergönnt sein , auch sein oOjähriges Jubiläum in derselben Geistes - j und Körperfrische zu feiern und in unserer Gemeinde noch viel Gutes zu : schaffen . ; U Warburg , 20 . Nov . Am 31 . Oktober entschlief hier , wie schon kurz z berichtet , der weit über die Grenzen seines Wirkungskreises Humus j verehrte Lehrer Oppen heim im 68 . Lebensjahre . Der Name des Veu j klärten war seit vier Jahrzehnten mit den religiösen Verhältnissen unserer j Gemeinde anfs Engste verwachsen . Als Lehrer verstand er mit seltenem ! pädagogischen Geschick und bewundernswerther Ausdauer das Interesse j der Schüler rege zu erhalten und die schönsten Resultate zu erzielen . Die größte Pflege widmete der Verklärte dem Religionsunterrichte . Auch als Prediger wirkte der Verklärte segensreich . Unausgesetzt forschend im Gottesworte , war er gleichzeitig ein Meister der Rede . Die Liebens¬ würdigkeit seines Wesens , verbunden mit einer reichen Lebenserfahrung machten ihn zum Freunde und Berather einer jeden Familie . Seinem Wirken fehlte auch die äußere Anerkennung nicht . Die von ihm geleitete Schule ward zu einer öffentlichen erklärt . Ganz besonders gelangte die Verehrung für den trefflichen Mann bei Anlaß seines 25 jährigen Amts¬ jubiläums zum " Ausdruck . Seit Jahresfrist war der Heimgegangene eines hartnäckigen Leidens wegen genöthigt , die liebgewonnene Thätig - keit zunächst einzuschränken und später ganz einzustellen . In Geduld ertrug er sein schmerzvolles Leiden , von dem ihm endlich der Tod die ersehnte Erlösung brachte . Der Trauerzug , welcher dem Verblichenen das letzte Ehrengeleit gab , gestaltete sich zu einer imposanten Kundgebung . Eine große Zahl von jiidischen und christlichen Lehrern von Nah und Fern , die Vertreter der Behörden , die Geistlichkeit sowie eine lange Reihe von Freunden und T heilnehmenden folgten der Bahre des Ent¬ schlafenen . Drei Redner , worunter auch Herr Landrabbiner Dr . Prager - Eassel , hoben die Verdienste des Entschlafenen nach Gebühr hervor und > verliehen gleichzeitig dem allgemeinen Schmerz in beredten Worten ! Ausdruck . ! Kp . Samter , 20 . November . Die hiesige jüdische Religions - schule hat mit dem Beginn des Wintersemesters insofern eine Neu¬ regelung erfahren , als die bisherigen fünf Einzelklassen derselben mit je einjährigem Kursus in drei Klassen mit zweijährigem Kursus umgewandelt worden sind . An dem Unterrichte der Oberklasse nehmen gegenwärtig 25 Schüler , an den : der Mittelklasse 43 , und in der Unter¬ klasse 32 Schüler Theil . — In hiesiger Gemeinde hat sich jüngst ein . Komitee gebildet , welches sich die Aufgabe gestellt hat , dem vor wenigen ! Monaten hierorts verstorbenen Lehrer Maier Kremm an seinem ! nächster ! Sterbetage ein würdiges Grabdenkmal zu setzen , eventuell auch ! eine Kremmstiftung zu gründen , aus deren Zinsen alljährlich würdige und bedürftige Schüler von hier unterstützt werden sollen . Oesterreich - Ängarn . - - Wien , 26 . November . Wie ich höre , wird hier wieder die Orgelfrage erörtert . Es ist schon so viel über diese Frage ge¬ schrieben worden , daß es mir nicht in den Sinn kommt , für oder wider dieselbe das Wort zu nehmen . Es sei mir jedoch gestattet , zweier Voten zu gedenken . Ich veröffentlichte in der Monatsschrift von Dr . L . Frankl Briefe aus Wien . In dem V . Jahrgang 1856 Seite 51 berichtete ich , daß in manchen Kreisen die Einführung der Orgel gewünscht werde . Hierzu bemerkte der sel . Frankl : „ Die Orgel scheint nach den bis¬ herigen Erfahrungen dem jüdischen Gefühle zur Hebung der Andacht nicht zuzusagen . " — Ein Verbot , die Orgel einzuführen , be¬ steht daher nicht , und „ scheint " es blos , daß sie dem jüdischen Gefühle zur Hebung der Andacht nicht zusage . Der sel . Prediger Mannheimer wieder , der praktische Ziele anstrebte , sagte wiederholt zum Schreiber dieser Zeilen : „ Ich habe nichts gegen die Einführung der Orgel , und wüßte ich , daß dann mehr Leute ins Gotteshaus kommen , so würde ich trachten , daß sie bald eingeführt werde . Ich fürchte jedoch , daß die Orgel den einen oder den anderen verscheuchen könnte , ohne Jemanden zu ge - winnen , der bis dahin dem Gotteshause fern blieb . " Ich denke , daß man auf Grund dieser beiden Voten leicht die Frage erledigen kann , da wohl anzunehmen ist , daß die Herren , welche über diese Frage zu ent¬ scheiden haben , wissen , ob sie durch die Einführung der Orgel die Be¬ dürfnisse der Gemeindemitglieder befriedigen oder ihren Wünschen ent - gegenkommen . Schließlich mag bemerkt werden , daß im Gotteshause im VI . Bezirk eine Orgel vorhanden ist , und habe ich nicht gehört , daß sich die Leute gegen dieselbe stemmen . Gestatten Sie mir noch einige Bemer¬ kungen zu dem Wiener Brief Nr . 45 dieser Zeitung . Der Herr Ver¬ fasser erklärt von den : Gemeiudestatute , „ daß es kein Mnster - und Meister¬ werk geworden , geht schon aus dem Umstande hervor , daß bei uns die staatliche Genehmigung nicht erfolgt ist " . Ich kenne die neuen Statuten . nicht und möglicherweise sind sie nicht gut . Das hier angebrachte Argu¬ ment so wie die weitere Auseinandersetzung ^ reffen jedoch nicht zu : wohl steht es dem Ministerium für Kultus und Unterricht zu , die Statuten zu genehmigen oder zu verwerfen , da jedoch in den Statuten so manches vorkommt , was nicht reine Kultusangelegenheit ist , wie beispielsweise Kultus¬ steuern , so holt das Kultusministerium in Betreff derartiger Momente die Motivirung des Ministeriums des Innern , vielleicht auch des Finanz¬ ministeriums ein . Falls ich gut unterrichtet bin , wird Anstand genom - meu , daß das Maximum der Kultussteuer auf > ; i0uO festgesetzt ist . Die Summe wird zu hoch gefunden . Es kommt übrigens nicht selten vor , daß Angelegenheiten bei den Behörden verzögert werden . Als Bei¬ spiel führe ich an : Am 28 . Mai 1890 wendete sich der Vorstand der Gemeinde mit einer Beschwerde gegen einen Religionslehrer an den Landesschulrath . Es kam kein Bescheid . Der Vorstand übergab hier¬ auf die Angelegenheit am 25 . Februar 1891 , und erst am 11 . Jum 1891 , also nach Jahr und Tag erfolgte der Bescheid . Dazu kommt , daß der Vorstand einen Vertreter im Landesschulrathe hat , jetzt den energi¬ schen Herrn Baumgarten , der Gelegenheit hat , zu drängen und zu schieben . * Prag , 20 . November . Eine bedeutsame Kundgebung gegen den Antisemitismus haben wir zu verzeichnen . Am 14 . d . M . Vormittags fand die feierliche Inauguration des neuen Rektors der deutschen Univer¬ sität , Professors Kelle , statt . Der Prorektor Professor Knoll äußerte in seinem Rückblick auf das vergangene Jahr seine Genugthuung darüber , daß durch die Schaffung einer czechischen theologischen Fakultät die deutsche Universität nunmehr von sprachlichen Wirren befreit worden sei . Weiter gab Knoll seinem tiefen Bedauern darüber Ausdruck , daß in letzter Zeit in einem Theile der deutschen Studentenschaft anti¬ semitische Neigungen Platz gegriffen hätten . Er bezeichnet den Antisemi¬ tismus als eine „ psychische Epidemie " , welche gleich allen anderen Epi¬ demien bald vorüber gehen werde ; es sei nur nothwendig , daß man den Ansteckungsstoff von allem Anfang an unterdriickc . X . ? . Budapests 20 . November . Der Altmeister der hebräischen Sprache in Ungarn , Simon Bacher , der vom Jahre 1842 bis zu seinem Lebensende unermüdlich schöpferisch auf diesem Gebiete thätig war , ist uns entrissen worden . Den herben Verlust werden nicht nur schmerzlich die ungarischen Juden empfinden , sondern alle Glaubens¬ genossen , die an dem Aufschwung der Sprache der Väter regen Antheil haben , werden den Tod dieses verdienstvollsten Kämpfen bitter beweinen , denn Simon Bacher unterstützte und bereicherte die hebräische Litteratur während der letzten fünf Deeennien mit solchen hervorragenden Arbeiten , die sein Andenken sichern werden , so lange es Juden auf dem Erdenrunde geben wird , die die Sprache der Väter pflegen werden . Simon Bacher war außerdem einer der ältesten Mitarbeiter dieser Zeitschrift , und an den Kulturbestrebungen , die diese Wochenschrift zur Devise sich machte , nahm auch der Verblichene regen Antheil . Bacher war ein be¬ geisterter Förderer des Fortschrit es auf dem Gebiete des jüdischen Kultus , aber wo es sich um den Geist der Tradition handelte , da war er konser¬ vativ , ein Anhänger seiner großen Lehrer : Rabbi Salomo Quetsch und Rabbi Bäer Mikolasch s . A . Als in unserer Vaterstadt Lipto sz . Miklos der Kampf im Schooße der jüdischen Gemeinde entbrannte , da drohte der Kampf die Gemeinde zu zerklüften , denn trotz der Objektivität , die sich |