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Z»>» Schtus;: Ich befinde den Antisemitismus lief, mich indes; kümmert er nicht. Die Juden werde» sortfuhren, unbekümmert nm Antisemitismus, nach Kräften Gutes zu verbreiten unter Juden und Christen. Prof. Steinthal.

Wir haben diesen goldenen Worte» nur wenig hinzuzufügen. Wir hegen auch nicht die Hoffnung, das; sie die Kläffer hüben uild drüben zum Schweigen bringen werden; ivir wünschen und hoffen nur, das; sie auf diejenigen Inden Eindruck machten, die jetzt >vo- möglich aus Angst vor den Antisemiten den Talmud verbrennen möchten. Und doch ist Angst hier am Allerwenigsten am Platze, wo man es eigentlich nur mit der Feigheit zu thun hat. Dieselben Antisemiten, die vor wenigen Wochen, als sie die Windrichtung falsch deuteten, nachAusnahmegesetzen für die Inden" schriee», fürchten heute, imch der letzten Rede des Reichskanzlers und dem Ausfall der Wahl in Liegnitz, unter Hellten und Zähneklappern Ausnahmegesetze für die Antisemiten!" O, der Talmud hat und behält Recht: Rur die Wahrheit besteht, die Lüge aber nnif; »ntergchen!

Von der Weltausstellung in Chicago.

Was hat die Weltausstellung in derZeitung des Judenthums" zu suchen? So werden Biele, ein in diesen Purim-Tagen besonders aktuelles. jüdisches Sprichwort variirend, ausrufen. Das will ich nun rasch erklären, inbeni ich hier einfach das provisorische Pro- grannn des ersten Religiousparlaments in dieser Welt folgen lasse, welches in den Tagen vorn 11.27. September 1893 in Chicago stattfinden wird und zu dem bereits eine Anzahl hervorragender Rabbiner und anderer Gelehrten in Europa Einladungen erhalten haben. In diesem Programm heißt es:

Die Sitzungen des Parlaments sollen in der Kolumbus-Halle (welche über 3000 Plätze hat) des neuen Kunst-Palastes abge­halten werden. Es sollen drei Sitzungen an jedem Tage stattfinden, die Morgensitzung, die um zehn Uhr anfängt, die Nachmittagssitzung mn zwei Uhr und die Abendsitzung um halb acht Uhr. Es wird erwartet, daß gelehrte Repräsentanten des Buddhismus (des nörd­lichen und südlichen), der Eonfucius-Lehre, des Shintaismus, der verschiedenen Arten des Hinduismus, des Parsismus, des Islam, des Judenthums und der großen historischen Kirchen des Christen­thums an den Verhandlungen des denkwürdigen Parlaments Theil nehmen werden. Einer nuferer Berather schreibt ilns:Vergleiche uitb nicht Streitfragen werden am besten der heilsamen und darum auch göttlichen Wahrheit Nutzen bringen!"

Gleichzeitig mit den Meetings in der Kolumbus-Halle werden auch Darstellungen der verschiedenartigen Doktrinen u. s. w., der verschieden­artig organisirten religiösen Sekten in der ebenso geräumigen Washington- Halle in dem Palast der Künste stattfinden. Diese verschiedenen Sitzungen werden alle zusammen das große religiöse Parlament bilden. Die Geräumigkeit der Hallen ist erforderlich, um jedes Gedränge zu ver­hüten und auch um die Möglichkeit zu haben, eine vollständige Dar­stellung der religiösen Ideen und Humamtätswerke vorzuführen.

Das Programm der Sitzungen in der Washington-Halle wird ausgearbeitet und veröffentlicht werden durch ein spezielles Komitee von verschiedenen religiösen Konfessionen, das wieder unter der Auf- sicht des Central-Koniitees stehen wird.

Erster Tag.

Montag, den 11. September.

Bewillkommnung und brüderliches Begrüßen. Willkommens- Adressen und Reden der Repräsentanten des Welt-Kongresses, der kolnm- bischen Welt-Ausstellung, der nationalen Regierung der vereinigten

Staaten, des anlerikauischenEhristenthums, der amerikanischen Humanitäts gesellschaften. Die Antworten der Repräsentanten Europas, Indiens, Chinas, Japans, Australiens, Kanadas, Afrikas und Südamerikas.

Zweiter Tag.

Dienstag, den 12. September

Die Gottes-Idee, ihr Ursprung und ihre allgemeine Bedeutung. Die ursprüngliche Form des Theismus, und wie er in den ältesten heiligen Schriften bewiesen wurde. Die moralischen, ethischen und philosophischen Beweise der göttlichen Existenz. Die göttlichen Attribute. Die Vater- schaft Gottes, der Ursprung und die Entwickelung dieses Glaubens. Gotl in der Geschichte. Gott in der Beleuchtung der neuern Wissenschaft. Das Gemeinsame und die Unterschiede in den theistischen Lehren der verschiedenen historischen Religionen. Die jetzt herrschenden Ansichten über Gott. Die Richtungen der modernen theistischen Ideen.

Dritter Tag.

Mittwoch, den 13. September.

Der Mensch. Seine Beschaffenheit, seine Würde, seine Stellung im Universum, seine Lebensart. Die Unkörperlichkeit, Unsterblichkeit und Vollkonnnenheit der Seele. Ansichten der verschiedenen Religionen über das zukünftige Leben. Das Bruderreich der Menschheit als Lehre der verschiedenen historischen Religionen.

Die wesentlichen Beziehungen der Welt und besonders der Menscher: zu Gott. Gott als Anfang, Autorität und Ende. Die wesentlichen Pflichten der Menschen aus diesen drei Punkten.

Vierter Tag.

Donnerstag, den 14. September.

Die Religion als wesentliches Element der Menschheit, der charakte ristische Ausdruck des Verhältnisses Gottes zum Menschen. Religiöse Akte und religiöser Gottesdienst, wie er bei den verschiedenen Religiorlen sich darstellt. Was macht das religiöse Leben aus? und was unter scheidet es von einem moralischen Leben? Die Gewißheit in der Religion.

Fünfter Tag.

Freitag, den 15. September.

Die Formen der Religion, die Wichtigkeit eines ernsten um eingehenden Studiums aller Religionsformen. Die Gesetze und Be dingnngen eines solchen Studiums. Bis zu welchem Grade hat jed. Religion den Gott der ganzen Erde in der historischen Entwicklung gerechtfertigt?

Sechster Tag.

Sonnabend, den 16. September.

Fortsetzung der vergleichenden Religionsanschanungen. Die heilige: Bücher der Welt, das Studiuln der heiligen Bücher als Litteratur. Di> Religion von den Dichtern interpretirt. Was haben die jüdische, christlich: und andere heiligen Litteraturen für die Menschheit gewirkt? Die Bus; psallnen aller Völker als Offenbarung der allgemeinen Leiden.

S ieb enter Tag.

Sonntag, den 17. September (Nachmittag und Abends.)

Der Werth eines Ruhetages in der Woche. Der wöchentliche Ruhe tag in früheren Zeiten. Seine Wichtigkeit für das physische, in tellektuelle und moralische Wohl des Menschen Was hat dieser Ta. für Europa und Amerika für Früchte getragen? Die beste Art, ihn ab zuhalten. Wie hat er sich sich staatlich entwickelt?

Achter Tag.

Montag, den 18. September.

Das vergleichende Religionsstudium fortgesetzt. Die religiös." Führer der Menschheit. Die Inkarnation, ihr Werth imb ihre geschieh! liehe Bedeutung. Das Gemeinsame, die Sympathien der Religionen> einander.

Neunter Tag.

Dienstag, den 19. September.

Die Religion in ihrer Beziehung zu den Wissenschaften, Künsten Litteraturen der verschiedenen Völker und Glaubensbekenntnisse. Religio:, und Mystik Kann die Religion eine Wissenschaft sein? Wie können di.' Philosophie, die Naturwissenschaften, die Biologie, Soziologien, s. w.der Religions-Wissenschaft Beistand leisten? Inwiefern verleiht die Wissen schaft der Religion den anderen Wissenschaften ihren Beistand? Ihr.' Stellung inmitten aller. Die geistige Kraft in dem Fortschritt der Menschheit; ihr leitender Einfluß.