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Superkommentaren Sal. Franco's und Esra Gatino's zu Abraham Jbn Esra's Pentateuch-Kommentar u. a.

Das zweite Schriftchen enthält 219 Nummern und außerdem werth­volle 'Auszüge aus Handschriften, mehrere Kapitel aus Isaak Polkar's Eser Ha-Dath," einen interessanten Brief über Napoleon I., mehrere Seiten Räthsel aus einem türkischen Diwan u. a. m. Durch diese bibliographischen Arbeiten, denen je ein alphabetisches Verzeichniß der 'Autoren beigegeben ist, hat sich der gelehrte Verfasser ein Verdienst erworben, das bereitwillig anerkannt wird, und hoffen wir, daß auch die übrigen Kontres bald in zweiter 'Auflage erscheinen werden

Budapest, den 20. Februar. Dr. M. Kayserling.

= Wie man uns mittheilt, wird demnächst Tr. M. Rosenstein, Oberrabbiner von Nagy-Kikinda in Ungarn, die in unserem und arideren Blättern erschienenen Aussätze von I. Singer in ungarischer Uebersetzung unter dein TitelChristenthum, Antisemitismus und Juden- tfyuni" als Broschüre herausgeben.

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Sprechsaal.

Geehrter Herr Redakteur!

Der AufsatzWas uns dringend noth thut" von Hulda Berget drückt mir die Feder in die Hand. Das war wirklichein Wort zu seiner Zeit", und ich beglückwünsche die Verfasserin für den Muth, die Wärme und Begeisterung, womit sie für das Antritt, was uns wirklich dringend noth thut. Ein jeder Menschenfreund unter uns sollte es als eine Gewissens­pflicht und als ein ganz besonderes Verdienst, als Mitzwa, sich anrechnen, das Seinige zur Verwirklichung des Ideals eines jüdischen frei­willigen Krankenpflege-Instituts beizutragen.

Das Wort ist nun gefallen, möge es nicht vergeblich gesprochen sein. Was gut und edel ist, dasjenige, was den größesten Segen verbreiten wird, dasjenige, was erreichbar, was gut und erstrebeuswerth ist, das ist auch werth, geschaffen zu werden. Tie Idee der Begründung einer freiwilligen jüdischen Krankenpflege nmß daher warm befürwortet, die Idee muß in die Herzen der breitesten Massen unserer Glaubensgenossen hineingetragen und hineingepflanzt werden! Sie ist noch neu bei uns und bedarf daher der Fürsprache

In erster Linie sind hierzu die jüdischen Wohlthätigkeitsvereine, die Kranken- und Sterbevereine (Chewras) berufen. Ich möchte einem jeden Vorstand dieser Männer- und Frauenwohlthätigkeitsvereine es recht dringend ans Herz legen, in der nächsten Versammlung ihres Vereins den Artikel Nr. 7 dieser ZeitungWas uns dringend noth thut" zur Vor­lesung gelangen zu lassen und wärmstens für dessen Verwirklichung einzu­treten. Alsdann ist der Boden schon vorher beackert und geebnet und nicht mefjr so ganz unempfänglich, wenn derDeutsch-Israelitische Ge­meindebund" dieser in Rede stehenden Angelegenheit näher tritt und mit dem großen Klingelbeutel, wollte sagen: Sammelbüchse umgeht. Ferner müßten sämmtliche jüdischen Blätter Deutschlands sich in den Dienst dieser Idee stellen, den Aufsatz von Hulda Bergel zum Abdruck bringen und eine Lanze zur Verwirklichung dieser edlen hmnanen Bestrebung einlegen. Sage man nicht, das Vorhaben sei eine Nachahmung. Etwas Gutes und Edles darf man getrost nachahmen. Weiter miißten und würden sich die Kultusbeamten und Rabbiner sicherlich gern und freudig mit dieser Frage zu beschäftigen haben, und bei passender Gelegenheit und am richtigen Orte ihre Stimme für diese Idee, die man mit dem Namenpraktisches Judenthum" belegen könnte, erheben. Denn diese Idee ist so groß und edel, daß es sich lohnt, für sie Propaganda zu machen. Ist das Gebäude alsdann unter Dach und Fach, so werden auch die Insassen nicht fehlen. Alsdann tritt an alle bisher genannte Faktoren, an die jüdischen Zeitungen, die Chewras und Kultusbeamten die Aufgabe heran, zu werben und wieder zu werben und nicht müde zu werden, die einmal unternonnnene Aufgabe mit allen Kräften weiterzu- führen, immer mehr auszubauen und zu vervollkommnen. Die organisatorisch angelegten Elemente müßten in ersterer Reihe ihre Hand bieten und für den zu erstrebenden hohen Zweck sich erwärmen und mit Eifer und Be­harrlichkeit das nun einmal uns vorgesteckte Ideal verwirklichen helfen. Hier heißt es: mit vereinten Kräften. Jede edle Idee bricht sich Bahn, jede§ Werk der wahren Menschenliebe gedeiht und hat Zukunft. Somit auch das in Rede stehende Projekt.

Daß die Chewras als solche auch schon gleich ein Scherflein zur Legung des Fundamentes dieses großen Baues beitragen sollten mm sicherlich beitragen werden, dürfte als selbstverständlich angenommen werden. Werden sie doch die ersten Pflanzstätten der neu ins Leben zu rufenden Institution sein. Gerade sie sind es ja, die den Mangel gi. schütter Krankenpfleger bezw Krankenpflegerinnen am tiefsten nut empfinden. Auch die bestgeleitete Chewra mit den willigsten Mitgliedern kann in Krankheitsfällen niemals eine Krankenpflege erzielen, wie sie sein soll und sein muß, und wird jeder Vorstand einer Chewra diese meine Worte unterschreiben Schreiber dieses ist Vorstandsmitglied zweier recht werkthätiger Wohlthätigkeitsvereine, und hat in eben geschilderten Lagen den Mangel jüdischer geschulter Krankenpflege recht schmerzlich vermißt, worin uns unsere christlichen Mitbürger entschieden viel zu lange schon den Ranz abgelaufen haben. Es hat ihn daher der ArtikelWas uns dringend noth thut" nicht nur sehr symphatisch berührt, sondern er war ihm so zu sagen aus der Seele geschrieben. Um diesen Gefühlen Ausdruck zu geben, sowie die nun einmal angeregte Idee in immer weitere Krei'c mit tragen zu helfen, war der Zweck dieser Zeilen. Gott gebe, daß er sich erfülle! Gruß, Dank und Handschlag der Verfasserin der b geisternden WorteWas uns dringend noth thut"!

Soest, im Februar. I. Ruh stad i.

Geehrter Herr Redakteur!

In politischen wie medizinischen Zeitungen ist in letzter Zeit wieder holt auf die außerordentlich ungünstigen Aussichten für Aerzte hin gewiesen worden. Ganz besonders betroffen werden aber die jüdischen Mediziner, denen überall nach Kräften das Leben verbittert und er­schwert wird.

Unter solchen Umständen drängt sich wohl die Frage auf. Sollen Juden unter den heutigen schwierigen Verhältnissen Medizin studieren .'

Leider widmet sich ein großer Theil unsrer Glaubensgenossen sau mittellos dem sehr langen und kostspieligen Studium der Medizin. Mn Hilfe vou Stipendien, Freitischen und Ertheilen von Unterricht stümpern sich jüdische Studenten schlecht und recht bis zum Staatsexamen durc!. um ihre ärztliche Thätigkeit mit einer gewaltigen Schuldenlast zu beginnen.

Die Kollegiengelder sind nicht bezahlt; Instrumentenmacher uno Buchhändler sind nicht bezahlt; Schuhmacher und Schneider sind nicht bezahlt.

Dabei muß derHerr Doktor" namentlich in mittleren uno kleinen Städten standesgemäß leben und wohnen.

Hat er nun wirklich Glück und Erfolg in der Praxis, dann ve' bittert ihm noch Jahre hindurch die Schuldenlast jede Lebensfreud, Ist aber der junge Arzt einSchlemihl", dann ist er verloren Heul., wo allen Juden so liebenswürdige Aufmerksamkeit geschenkt wird, müssen die jüdischen Aerzte in ihrer schwierigen Stellung ganz besonders makellos und unanfechtbar dastehen. Das ist aber nur möglich, wenn die jüdische! Aerzte von Haus aus gut situirt und nicht absolut auf die Prax.? allein angewiesen sind.

Wir wir glauben, erfordert es das dringendste Interesse des Jude: thums und seine äußere Repräsentation, daß mittellose, jüdische Jüng­linge dem Studium, besonders dem der Medizin, völlig fern bleiben, denn unter den jetzigen Verhältnissen genügt geistigeBegabung und sachliche Befähigung allein nicht für das Ergreifen eines gelehrten Be­rufes. Dagegen wird, das ist unsre innerste Ueberzeugung, jüdische am fester, wirtschaftlicher Basis beruhende Tüchtigkeit auch die heutigen Schwierigkeiten siegreich überwinden allen Judenfressern zum Trotz.

Berlin, 24. Februar. Ein jüdischer Arzl.

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Geehrte Redaktion!

Zu dem vortrefflichen Aufsatze des Herrn Regierungsrath Dr. Mayer: Aus dem Gebetsschatze des Judenthums, sei mir eine kleine Bemerkmm gestattet. Warum übersetzt derselbe jenes bekannte Gebet:Führe urm nicht in Versuchung", und nicht, wie Sachs und Andere übersetzen:Lasie uns nicht in Versuchung gerathen", oderbewahre uns vor Versuchung" Nur so sollen wir zu Gott beten und nicht:Führe uns nicht in Ve: suchung."

Schwerin, den 26. Februar. Landrabbiner Dr. Feilchenfeln.

Druck und Verlag von Rudolf Mojje in Verlm Verantwortlich für du Redaktion: Mar Bauch Witz in Berlin.