27. Jahrgang

J& 48 .

Allgemeine

Zeitung des Zir-enthums.

Ein

unparteiisches Organ für alles jüdische Interesse.

Herausgegeben von

Rabbiner Dr. Ludwig Philippfon in Bonn.

Leipzig, den 10. November 1863.

Dies« Zeitung erscheint wöchentlich einmal. Dienstag», in l l /a bi» 2 Bogen. Drei- des Jahrgang» S Tblr. Halbjährig 1 Tblr. IS Ngr. Dierteljährig 22 V* Rgr. Inserate werben mir 1 sr Ngr. für die Pctitzcile oder deren Raum berechnet. Beilagegebübrcn betragen für 1 Bogen 4 Tblr.. für >/r Bogen S THIr., für >/« Bogen 2 Thlr. Alle Buchbanblungen. Postämter und Zeitung». Lrreditionen nebmea Bestellungen an: der Hauprerpe- dition für beide Letztere bat sich da» König!. Sachs. Haupt«Zeitung» < Bureau hier unterzogen.

Anhalt.

Leitende Artikel: 2sak Noa Mannheimer. Spenden-Liftc für die Rießer - Stiftung. Zum Geburtstage Schillcr'ö (!0. November). (Schluß.) Literarischer Wochenbericht.

Zeitungsnachrichten : Deutschland: Jena. Preußen: Berlin, Cöln, Berlin, Königsberg. O cst e rr e ich i sch er Kaiserstaat: Wien. Rußland: Schaulen, St. Pe­tersburg, Warschau. Nordamerika: New-Vork.

Leitende Artikel.

Bonn, 30. October.

Zsak Noa Mannheimer.

Wir haben in dieser Zeit über die Feier berichtet, welche io Wien und an andern Orten Oesterreichs dem rühmlich bekannten Prediger Mannheimer zu seinem sieb­zigjährigen Geburtstage gewidmet worden. Unseren Le­sern wird es daher angenehm sein, eine biographische Skizze über diesen Mann hier zn finden, und folgen wir darin dem zu diesem Tage von Dr. G. Wols heraus­gegebenen Schristchen, über welches wir noch andern Orts berichten werden.

Jsak Noa Mannheimer, der berufen ward, eine Saat des Heils für sein Volk zu streuen, durch sein Wortdie vertrockneten Gebeine" zu beleben, wurde am 17. October 1793 in Kopenhagen geboren.

Frühzeitig wurde derselbe, wie dieses damals insbe­sondere üblich war, zum Lernen angehalten. Mit 3 Jahren kam er schon in eine Schule, und 8 bis 9 Jahre alt lag er bereits dem Studium des Talmuds ob. Au­ßerdem ließen die Eltern lder Vater war Vorbeter der Gemeinde) das vielbegabte Kind im Schreiben, Lesen, Rechnen und in der französischen Sprache unterrichten. Später kam Mannheimer in ein eben neubegründetes Institut, wo nebst Bibel und hebräischer Sprache auch die Schulbildung in umfassender Weise betrieben wurde. Es gingen so die jüdische und die allgemeine Wissenschaft Hand in Hand und Mannheimer zeichnete sich aus. Als Bar-Mizwahknabe war er bereits in der Gemeinde als sehr befähigt bekannt.

In sein 14. Lebensjahr, 1807, fallt die Belagerung und Beschießung Kopenhagens durch die Engländer. Das Bombardement war eins der fürchterlichsten, das die Ge­schickte zu erwähnen hat. Das Haus der Eltern des jungen Mannheimer ging in Flammen auf; über ihm aber wachte die Vorsehung. In der dritten Nacht des Bombardements legte er sich ermüdet auf den Boden nieder und schlief ein. Eine Kugel sauste durchs Fenster und ging über das Haupt des sorglosen Schläfers weg.