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auf die wider die Wahl des rc. Geiger zum Rabbi- nats-Assessor bisher erhobenen Widersprüche abschlägig bescheiden.
Breslau, den 29. Dezember 1839.
Königl. Regierung. AbLheilung des Innern. An den N. N. und Konsorten.
C) Bescheid des Königl. Ministern der geistlichen Angelegenheiten und des Innern vom 25. Januar 1840 (Acta Fol. 142):
Seine Königliche Majestät haben Ihre Jmmediat- Beschwerde vom 17. Dezember v. I. über die Wahl des Dr. Geiger ZUM Beisitzer des dortigen Rabbinats, ohne Allerhöchste Entschließung an uns abgegeben. Wir eröffnen Ihnen darauf, daß wir Ln der Furcht künftiger Neuerungen, welche Sie in der Eingabe aussprechen, keine Veranlassung finden können, etwas gegen den rc. Geiger zu verfügen, oder diejenigen Personen, welchen statutenmäßig das Recht, die Rabbiner zu wählen, zusteht, darin zu beeinträchtigen. Erst dann, wenn in Zukunft etwa der rc. Geiger wirklich unerlaubte Neuerungen vornehmen sollte, ist es an der Zeit, dies mit gehöriger Bescheinigung der Königl. Regierung anzuzeigen, und um Abstellung zu bitten. Für jetzt können wir Ihren Beschwerden keine Folge geben.
Berlin, den 25. Januar 1840.
Der Minister der geistlichen u. Der Minister des Innern Unterrichts-Angelegenheiten. u. der Polizei.
gez. v. Altenstein. gez. v. Rochow.
An den N. N. und Genossen zu Breslau.
D) Bescheid desselben Hohen Ministerii vom 6. Marz 1840 (Acta Fol. 147):
Nachdem die Angelegenheit wegen der Wahl des Dr. Geiger zum Rabbinats-Assessor vielfältig untersucht und darüber entschieden worden ist, können wir uns um so weniger veranlaßt finden, auf Ihre Vorstellung vom 12. v. M. die Sache noch einmal zur Erörterung zu stellen, als es auf die abweichende Meinung einiger jüdischen Glaubensgenossen in solchen Dingen nicht ankommen kann, die Behörden sich deshalb nur an den Vorstand der Judenschasten hatten, und jüdische Korpo- rations- und Kultus-Beamte nur als Privatdienec betrachten, um deren Anstellung sich der Staat nur in so weit kümmert, als die allgemeine Polizei es erfordert. Begeht der rc. Geiger etwas Polizeiwidriges, und fin
den Sie sich berufen, deshalb gegen ihn als Denunzianten aufzutreten, dann mögen Sie sich mit gehörig substantiirten Anzeigen an den dortigen Königl. Polizei- Präsidenten wenden.
Sehr zu rathen ist Ihnen aber, daß Sie nur aus triftigen Gründen und bei bestimmt zu erweisenden Thatsachen als Ankläger auftreten, und ohne solche nicht ferner die Ruhe und Eintracht der dortigen Judenschast stören, und einer Parteiung Nahrung geben mögen, welche keinesweges geeignet ist, eine bessere Meinung über das Judenthum zu verbreiten, als diejenige, welche von vielen Seiten als ungerechtes Vorurtheil bezeichnet wird.
Berlin, den 6. März 1840.
Der Minister der geistlichen u. Der Minister des Innern Unterrichts-Angelegenheiten. u. der Polizei.
gez. v. Altenstein. gez. v. Rochow.
(Schluß folgt.)
Literarische Nachrichten.
Magdeburg, 1. August. Angekommen: Kalender und Jahrbuch der Israeliten auf das Jahr 5003. Erster Jahrgang :nn. Wien, 1842. von Schmid und I. I. Busch. Das vorliegende Unternehmen können wir unsecm Publikum zur eifrigsten Unterstützung empfehlen, da es sich als ein würdiges Ziel die weitere Verbreitung dessen, was heilsam und nützlich für die israelitische Glaubensgenoffenschaft ist, und die namhaftesten Kräste dazu in Bewegung gesetzt hat. Voran: der Kalender, wo alles Wissenswerthe notirt ist; die Beilagen zum Kalender haben allerdings zumeist ihren Bezug auf die Kaisecstaaten. Alsdann: Jahrbuch für Israeliten, enthält: Rückblick auf das Jahr 1841, von Dr. Ludwig Philippson, auf 54 eng gedruckten Seiten eine sehr ausführliche Schilderung der Ereigniffe dieses Jahres und der Zustande in demselben bringend; Charakteristik berühmter Zeitgenossen, Sir Moses und Milady Judith Montefiore, von vi . I. M. Jost, höchst interessante Skizzirung dieser berühmten Persönlichkeiten, mit Nachrichten über ihre früheren Reisen, die jüngsten Ereignisse in London; über einige neuere wohlthätige Veranstaltungen innerhalb der israel. Gemeinde zu Wien, von Joseph Wertheimer, Vertreter derselben, eine sehr lichtvolle, vom humansten Geiste diktirte Darstellung; pia