Redaction und Administration:
WIEN IX., Tflrkenstrasse Nr. 9. Telephon 14199.
Erscheint jeden Freitag.
Zuschritten sind nicht an einzelne Personen, sondern an die Redaction oder Administration: Wien, IX., Tflrkenstrasse Nr. 9, zn richten.
Unfrankierte Briefe werden nicht angenommen und Manuserlpte nicht zurückgesendet.
Sprechstunden der Redaction täglich von 7 3 I2—7,1 Uhr.
Preis« der Anzeigen:
laut aufliegendem Taiil
Der Inseratenthefl wird Dienstag abends geschlossen.
Einzelne Nummern 30 Heller.
Oesterreich-Ungarn: ganzjährig Kr. 12.—, halbjährig Kr. 6.—, vierteljährig Kr. 3.—. Für das Ausland: Deutschland ganzjährig Mk. 13.70, halbjährig Mk. 6.85, vierteljährig Mk. 3.45, England ganzjährig Shg. 14.—, halbjährig Shg.. 7.—, vierteljährig Shg. 3.10, Russland ganzjährig R. 7.—, halbjährig R. 3.50, vierteljährig R. 1.75, Schweiz, Frankreich, Italien, Türkei, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Griechenland, Aegypten ganzjährig Frcs. 17,—, halbjährig Frcs. 8.50, vierteljährig 4.25, Amerika ganzjährig Doli. 3.40, halbjälirig Doli. 1.70, vierteljährig Doli. —.85
Nr. 52.
Wien, 26. Dezember 1902 — 26. Kislev 5663.
6» Jahrgang
[bat)uk a *
Nach Jahren kehrt' ich aus der Fremde wieder In meines Dörfchens trauliches Tal . . . Der Abend senkte sich langsam hernieder, Düster und traurig und dämmerungsfahl — Und wie ich durch's Gässchen einherkam geschritten War mir die Seele gar seltsam bedrückt; Die arm selig-kleinen und niedrigen Hütten Schienen mir fast wie zur Erde gebückt. Ich fühlte Vergang'nes mich wieder durchdringen Mit heiligem Schauer ... Da hört' ich ganz nah Wie leise vibrierenden Sang es erklingen: „Lehadlik nejr schel Chanuka!"*)
Voll tiefer Bewegung und mächtigem Beben Blickt' in die Ghettostub' ich hinein . . . Drin sah ich Gestalten schattenhaft schweben,
Beglänzt von dem festlichen Lichterschein--
Und leuchtende Jugend-Erinnerungen Wurden im Herzen mir plötzlich wach, • Und alte Weisen, verhallt und verklungen, Zitterten in der Seele mir nach . . . Ich lauschte gebannt und selig-beklommen —> Ich wusste selbst nicht, wie mir geschah, Als nun ich nach Jahren die Laute vernommen: „Lehadlik nejr schel Chanuka 1"
Ich sah mich wieder in Kindheitstagen Inmitten meiner Geschwister Schar Und all die längst verschollenen Sagen Erstanden so herrlich und wunderbar; Und was mir der Vater einstens erzählte Von Juda Makkabis heroischem Mut, Mir war es, als ob es mich heute beseelte Mit neuer Begeisterung, mit neuer Glut . . „ Im Seist sah den Vater die Lichter ich zünden Gleich jenem Greis in der Stube da Und hörte denselben Spruch ihn verkünden: „Lehadlik nejr schel Chanuka!"
Erzähle nur weiter den Kindern, erzähle, Du guter, alter und frommer Mann, Damit in der jungen, gefühlszarten Seele Es weitertöne und nachhalle dann — Erzähl' von den siegreichen Heldentaten, Von mutigen Kämpfen um Freiheit und Recht - Vielleicht wird aus deiner Worte Saaten Aufblühen ein neues Makkabi-Geschlecht, Ein starkes Geschlecht mit starkem Empfinden, Das ein gesegnetes Los ausersah, Die Lichter der Freiheit anzuzünden — „Lehadlik nejr schel Chanuka!"
*) Zündet an die Lichter für Chanuka !
Antwerpen.
Heinrich Grünau«
—^ßS'—