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sondern wpr allem und nach allem hebräisch bettEL lernen, dann muss dem empfänglichen Kindergemiit nicht bloss in einer allwöchentlichen Stunde vom Religionslehrer mit Worten, sondern alltäglich, morgens und abenäs, von den Eltern mit anregenden Tätern die Liebe zum Judentum eingepflanzt und eingeimpift werden; dann werden wir nicht bloss auf unsere Vergangenheit zurück-, sondern auch der unser harrend&m Zukunft entgegenschauen, dann wird die jüdisdie Volksseele wieder mit mächtigem Flügelschlage sich zum Himmel erheben, dann wird der moderne jüdische Gottesdienst seinen hohen und erhabenen Zweck ganz und voll erfüllen, denn dann wird Israel wieder sagem können: ^ whSkS nSnn ttnrr in? ^2 ]m
( 15 m wm*! ikvi Erlegtem neues Lied in meinen Mun j, unserem Gott ein Lobgesang, viele schauen es und erlangen Ehrfurcht vor und Vertrauen zu dem Ewigem.
Die Wiedergeborenen.
Dann ist verklungen aller Grimm und Gram...
Aus schwarzen Gräbern steigen sie herauf
Uod wanken, trunken noch, der Sonne zu,
Die wundersam in rotem Feuerglanze
Aus schwarzer Flut im Ost zur Höhe stieg.
Daun wachen in der todesmüden Erde
Viel Blüten auf zu voller Frühlingskraft
Und aus den schmerzenstillen Tiefen dringt,
Das Leben kündend, ein verwaistes Lied ...
Daun ist verklungen aller Grimm und Gram.
Es reichen kraftgefiillte Bruderhände
Vergess'ne Brüder sich zu neuem Bund
Und schreiten still in frohem Festesstolze
Zum alten Land und Licht gen Ost.
Wii«n. Max Eisler,
Nationale Befreiung.
Von Ern9t Müller (Wien).
Die: herrlichsten Augenblicke in der Geschichte eines Volkes sind seine Befreiungen, jene Momente, in denen e& mit gewaltigem Aufschwung ein neues geschichtliches Leben beginnt. Die grossen Befreiungs- taten brausen durch die Jahrhunderte und erstreckten ihre Wirkungen über Völker und Zeiten. Die älteste und grossartigste, jene Selbstbefreiung, welche aus einer Stlavenkaste ein Volk geschaffen hat, ist jene Kette ra>n Taten und Ereignissen, an welche das Pessachfest symbolisch erinnert, das Fest der nationalen Befreiung von dem Drucke der egyptischen Knechtschaft, des nationalen Schöpfungsaktes, bedeutsam genug, um in den zehn Geboten mit dem Ausdruck des jüdischen Gottesgedankens untrennbar verknöpft zu sein. Und auch sie wirkt noch gewaltige Zeiträume hindurch, bis auf unsere Tage mit elementarer Macht und leuchtender Vorbildlichkeit. Insbesondere heute, da sich noch einmal aus dem Drucke die Geister emporgerungen haben und die nationale Freiheit koch erheben über sklavischen Druck, äusseren und inneren Druck, in engen Ghettomauern und in prunkenden Palästen, in bleichem Hunger und bei vollen Fleischtöpfen ♦
Freilich ist die Freiheit, in reale, respektive realistische Begriffe umgesetzt, etwas unendlich Eelin- bares, und jener Zauber, der schon in dem Worte liegt, jene unmittelbare Gefühlserkenntnis wandelt sich
15 ) Ps. 40, 3.
bei der Verwirklichung in ein unendlichVielfaches,Differen- ziertes, sich selbst Widersprechendes. Bildet die äussere, materielle Befreiung gewissermassen die natürliche Basis, auf der sich die Befreiung des Volkes vollzieht, so ist sie doch nicht der innerste Ausdruck derselben. Gewiss ist die Judenfrage eine Hauptfrage des Zionismus und sie wirtschaftlich nicht dafür halten, wäre eine arge Verkennung des Wesentlichen. Wie beim Individuum, so ist auch beim Volke die äussere selbstverständliche Bedingung notwendiger Ausdiuck jeder Befreiung. Und gar in der heutigen Gesam tlage des jüdischen Volkes. Aber mit ihr endet der Zionismus nicht. Gilt es nur, die spezifische Judennot zu heben, weil sie ganz spezifisch ist, dann wäre alles auf die spezifische Behandlung seitens der andeien Völker zurückgeführt und in der ausschliesslichen Beseitigung der moralischen Not ist die Befreiung von gesellschaftlichen Qualen, von der peinvollen Ausnaihms- und niederen Stellung unter den anderen Völle™ Hauptsache. Es muss immer wieder betont weiden, dass die physische, moralische Befreiung vom Antisemitismus und seinen Konsequenzen nicht den Zionismus bedeutet, wie dies von oberflächlichen Gegnern behauptet wird, aber in versteckter Form selbst in der Auffassung mancher Parteianhänger enthalten ist. So aktuell wichtig dieser negative Freiheitsbegriff ist, so muss er doch — entsprechend der Unterscheidung Nietzsches: Freiheit wovon und wozu —ins Positive gewandt werden. Die Erlösung von dem Druck ist noch nicht ganz identisch mit dem gesunden Streben des Volkes, frei und selbständig sich zu entwickeln. Dies aber ist das Ziel der vorbereitenden Befreiung, andererseits die Grundlage zu allem Positiven, Schöpferischen im Volke. Wie das gewaltige sittlich-religiöse Werk der „Offenbarung" dem Auszuge ans Egypten, so folgt immer die Kultur und die ethisch Tat eines Volkes zeitlich seiner physischen Befreiung nach. Aber diese geistigen Elemente müssen andererseits im Keime schon in jener negativen Befreiung enthalten sein, damit diese bleibende geschichtliche Bedeutung besitze. Auch der Zionismus enthält solche geistigschöpferische Kräfte in sich, obgleich sie noch nach Ausdruck ringen — in ihrer künftigen Geslalt — oder, soweit ihre Erzeugnisse im Osten vorhanden sind, in den grossen Kreisen zum Teile überschwenglich gepriesen, aber selten gekannt und gewürdigt, zuweilen gar durch Machtsprüche abgeurteilt werben. Ohne kulturell einigende Momente wäre die wirtschaftliche Befreiung das Einigende, würde in den Juden das jüdische Volk das Judentum vergessen.
Vierzig Jahre der Wüstenwanderu» g mussten verstreichen, ehe eine neue Generation anfwuchs, die nicht mehr die Knechtschaft, keine Spur derselben geschaut hatte, die die Freiheit ganz begreifen und lebendig erfassen konnte. So gewaltig war die Kluft, welche die Sklaven Egyptens von dem Volke Moses' trennte. Die Befreiung eines Volkes erzeugt eben unmittelbar ganz neue Weltauffassung und Lebensgestaltung und diese Uebergänge sind gewaltiger als die meisten, die sich im Leben des einzelnen Menschen vollziehen. Ein ganzes Volk muss ja langsam und stetig, aber mit Energie und Hingebung umerzogen werden. Der Zionismus .fordert schliesslich ein freiwilliges Einverständnis ohne jegliche autoritative, suggestive Macht, sei Ausdruck des reinen Volkswillens. Und die vierzig Jahre seien lieber die der Torbereitung, damit jeder Einzelne, jeglicher Art der Sklaverei entwöhnt, sich frei einem freien Volke anseht] iesse.
Dazu aber sind die Aufgaben des Zivilisten keine