Redaction und Administration:

WIEN IX., Türkenstrasse Nr. 9.

Telephon 14199.

Erscheint jeden Freitag.

Zuschritten sind nicht an einzelne Personen, sondern an die Redaction oder Administration: Wien, IX.,

Türkenstrasse Nr. 9, zu richten. Unfrankierte Briefe werden nicht angenommen und Manuscripte nicht zurückgesendet Sprechstunden der Redaction: Montag, Mittwoch und Freitag von 34 Uhr.

Preise der Anzeigen:

Die viermal gespaltene Petitzeile 20 Heller. Der Inseratentheil wird Dienstag abends geschlossen.

Enzeine Nummern 30 Heller.

Oesterreich-Ungarn: ganzjährig 12 Kronen, halbjährig 6 Kronen. Für das Ausland: Deutschland . _ r ganzjährig 13 Mk. 70 Pf., halbjährig 6 Mk. 85 Pf., England ganzjährig 14 Shg., halbjährig 7 Shg., Russland ganzjährig 7 R., halbjährig 3 R. öOKop., Schweiz, Frankreich, Italien, Türkei, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Griechealand, AegypteD ______ ganzjährig 17 Frcs., halbjährig 8 Frcs. 50 Cts., Amerika ganzjährig 3 Doli. 40 Ct.

Nr. 42.

Wien, 19. October 1900.

4. Jahrgang

Preisausschreibung.

Der Zionismus hat seit dem ersten Baseler Gongress einen wahren Eroberungslauf über die ganze Welt ge­nommen. Allein, immer noch gibt es Juden, zu denen die Botschaft von der Regenerations-Bewegung im Juden­thum doch nicht gedrungen ist, während andere ent­stellte und unklare Begriffe von unseren Bestrebungen haben. Wo die Apostel des Zionismus dessen Ziele und Wege darlegen können, haben sie bei allen, die sich überzeugen lassen wollen, stets den gewünschten Erfolg. Aber nicht überall ist die Möglichkeit der Pro­paganda durch das gesprochene Wort gegeben. Dann muss das gedruckte eintreten.

Um einem fühlbaren Mangel abzuhelfen, eröffnet die Redaction derWelt" hiermit einen

Wettbewerb zur Erlangung eines gemeinverständ­lichen und leicht fasslichen Flugblattes über den Zionismus.

Dasselbe soll nicht grösser als ein Druckbogen (16 Octavseiten) sein und in möglichster Klarheit und Präcision den Begriff und die Ziele der zionistischen Bewegung darlegen.

Drei Preise sollen zur Vertheilung gelangen : ein 1. Preis im Betrage von 200. Frcs. in Gold. » 2. , r 100. , 3. 50.- , Dem Preisgericht, dessen Zusammensetzung in der nächsten Nummer dieser Zeitschrift bekannt gemacht wird, steht es frei, bei Vorhandensein gleichwertiger Arbeiten eine andere Vertheilung der Preise vorzu­nehmen, aber auch im Falle noch andere gelungene Arbeiten einlangen deren Ankauf und Publicierung in derWelt" zu beantragen.

An der Bewerbung kann sich jedermann be­theiligen. Die Preisschriften müssen in deutscher Sprache abgefasst sein, und sind in der für die Drucklegung nothwendigen Form, (einseitiges Beschreiben des Papieres und deutliche Schrift) mit einem Motto versehen, frankiert bei der Redaction derWelt'- ein­zureichen. Ein beigeschlossenes, versiegeltes, mit dem

gleichen Motto versehenes Gouvert soll den Namen des Autors und seine Adresse enthalten.

Die Couverts werden nur im Falle der Preis- zuerkennung geöffnet. Nicht preisgekrönte Arbeiten werden dem Absender franco retourniert.

Die preisgekrönten Arbeiten werden Eigenthum derWelt", der die Publicierung in jeder ihr geeignet scheinenden Form, ebenso wie das Recht der Ueber- setzung in fremde Sprachen ausschliesslich zusteht.

Als Endtermin der Einlieferung der Arbeiten für den Wettbewerb ist der 31. December 1900, 12 Uhr mittags, festgesetzt. Arbeiten, die später einlangen, werden nicht berücksichtigt werden. Alle weiteren gewünschten Auskünfte ertheilt bereit­willigst

für die Redaction derWelt- Dr. J. W. Marmore k. Wien, 15. October 1900.

Eine jüdische Toynbee-Halle in Wien.

Von Leo Rafaels.

Es ist aus mehr als einem Grunde bedauerlieh, für den guten, altjüdischen, volksthümlichen Begriff einen neumodischen, ^fremd klingenden Ausdruck ge­brauchen zu müssen, aber es steht uns kein anderes Wort zur Verfügung, um den Kundigen ohne lange Um­schweife zu sagen, was wir wollen. Schon in den nächsten Wochen eröffnen wir ein Local, das jedem Juden, ohne Rücksicht auf confessionelle oder politische Gesinnung, die Möglichkeit bieten soll, unentgeltlich jeden Abend anregende Gesellschaft und mehrmals in der Woche unterhaltende Belehrung zu finden.

Es ist nicht sehr schmeichelhaft für uns Juden, dass wir zu einer Neuschöpfung nach fremdem Muster greifen müssen, um ein Bedürfnis zu befriedigen, das bei keinem anderen Volke in solchem Grade vorhanden ist wie bei uns. Das Bedürfnis nach Geselligkeit und geistiger Anregung ist ein uraltes Merkmal des jüdischen Charakters, und es hat zu allen Zeiten, unter allen Himmelsstrichen und Verhältnissen, Einrichtungen ge­geben, die jenem Bedürfnisse entgegenkamen. Die Synagoge selbst war ein Mittelpunkt der Verständigung und gesellschaftlichen Ausgleichung, der Unterhaltung