Nr. 52
,Die # Welt"
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Herlingers Restauration XIV. Schwendergasse i, ein Chanukahfest. Den Abend eröffnete Frau Dr. Rosenstadt mit einer Begrüssung der Erschienenen und unter besonderer Betonung des zionistischen Elementes, welches besonders in der heutigen Feier zu Tage trete. Sodann entzündete Ober-Cantor Dünmann unter Absingung des betreffenden Spruches die Menorah. Die Festrede hielt Herr Rabbinats-Candidat B. Marguli es. Es war in Wahrheit eine festliche Rede. Den Mittelpunkt derselben bildete die Erzählung des Befreiungskampfes, welche scharf den Gegensatz von Assimilation und Nation algetühl betonte. Zum Schluss verglich der Redner den Zionismus mit dem Samenkorn, das auf Steinboden gefallen ist, jedoch dort Wurzel schlägt und als Baum die Gegend überragt. Tief drangen die enthusiastischen Worte in die Herzen der Zuhörer. Nun erfreute wieder der Zauber der Dänmann- sehen Stimme durch Arien aus den Opern : ,.Josef und seine Brüder" und „Die Jüdin." Den Reigen der heiteren Vorträge eröffnete Fräulein Wortmann durch eine humoristische Declamation. Herr Josef M o h r trug unter allgemeiner Heiterkeit humoristische Lieder vor. Einen Glanzpunkt des Abends bildete die Aufführung des Lustspieles „Postlagernd", das durch die Damen W"e 11, W o 1 f, Poppenscheller, Wagner von der „Moria" und Frl. Halpern reizend zur Darstellung gebracht wurde und stürmischen Beifall entfesselte. Der Füufhauser Damenverein hat mit dieser Veranstaltung erfolgreich seine öffentliche Wirksamkeit eröffnet. Glückau f für weiter!
Wien. Am 20. d. M. fand die Chanukafeier des Einzelvereines „Wien" des „Zion" im Vereinslocale, II. Schwarzingergasse % unter lebhafter Betheiligung statt. Nachdem Herr Vereinsobmann E. T o r c z y n e r die Festgäste begrüsst hatte, brachte Herr cand. jur. Karl Lauer einen selbstgedichteten Festprolog in glänzender Weise^zum Vortrage, worauf Herr Schriftsteller Rubin E. Brau'des das Wort zur Festrede erhielt. In lichtvoller Weise schilderte er das Heldenzeitalter der Makkabäer, zog Vergangenheit und Gegenwart in eine Parallele und schloss mit einem schwungvollen Appell an die Anwesenden. Hierauf producierte sich die kleine Tochter des verehrten Ausschussmitgliedes Herrn Goldschmied mit dem gelungenen Vortrage „Chane und ihr Kind": Herr stud. ing. Suchestow re- citierte unter allgemeinem Beifall das bekannte Gedicht „Wach auf, mein Volk", während Herr E. Torczyner das Gedicht „Juda Hamachbi" vortrug. Es schloss sich noch an die Aufführung des Prologs von Goldfadens „Bar- Kochba" durch die Herren stud. ing. Suchestow und Gold w asser unter Asistenz der anderen Herren aus der „Bar Kochba", der Vortrag des Liedes: „Dort wo die Ceder .. ." durch den 10jährigen Sohn des Herrn Goldschmied, der Vortrag der Gedichte „J ü d e 1 e Semit" und die „Hol o w ies.ki* von Goldfaden durch Herrn E. Torczyner sowie die Recitation des Gedichtes „Des Bäumchens Klage" von stud. Nebenzahl. Nachdem der Präsident allen für das Gelingen des Festes gedankt hatte, schloss der officielle Theil.
Rzeszow. Am 23 d. M. fand eine Makkabäerfeier des Vereines „Chowewe Zion" statt, die einen glänzenden Verlauf nahm. Ein ungemein reichhaltiges Programm bot erlesene rednerische, musikalische und gesangliche Genüsse.
Kossow. Der hiesige Verein „Zion" veranstaltete am 18. d. M.in der grossen Synagoge eine Makkabäerfeier, deren Verlauf ein glänzender war. Als Redner zeichneten sich aus die Herren Dr. Rosenhe ck, Actions-Comite-Mitglied aus Kolomea, und das Mitglied des Hasmonäer-Verbandes in Czernowitz Herr stud. med. Sommer, deren begeisterte Reden das zahlreich erschienene Publicum zu Beifallsstürmen hinrissen. Auch Herr Boxenbaum aus Kolomea that sich mit seinen sinnvollen Vorträgen besonders hervor. Am Commerse, der sich an die Feier anschloss, und an dem sich Gäste aus allen Volkschichten, darunter auch der Cultusvorstand Herr J. Tauen rasch, der Vice-Bürger- meister Herr D. Engler, das ganze Lehrer-Collegium der hiesigen Baron Hirsch-Stiftungsschule mit dem Director Herrn Jaffe an der Spitze, betheiligten, gieng es sehr unterhaltend zu. Um die schöne Veranstaltung machten sich verdient die Herren Pomeranz, G o 1 d s t e i n, Häusler, Mück, Schader, Hillmann, die Brüder Schauber, Krumholz, L. Käss und M. R i e g 1 e r. Wenn etwas die Freude über den ausserordentlich schönen Verlauf der Feier beeinträchtigte, so war es der Umstand, dass unser um den Zionismus vielverdienter Präses H. D. Eltiss durch Krankeit verhindert war, an unserem Feste theilzu- nehmen.
Breslau. Die Breslauer zionistische Vereinigung veranstaltete am 17. d.M. eine Makkabäer-
Feier, deren Reinertrag den nothleidenden rumänischen Juden zufällt. Das Fest wurde vom Obercantor der hiesigen Gemeinde durch das Entzünden der Menorrah eingeleitet. Auf diese officielle Feier folgte ein abwechslungsreiches Programm, das sowohl den Liebhaber gesanglicher wie recitatorischer Kunst vollauf befriedigte. Die Festrede hielt Herr stud. phil. Sonderling, der auf dem geschichtlichen Boden der Makkabäer-Zeit stehend, mit ironischer Schärfe die Deutschthümler und Nurdeutschen unter den heutigen Juden geisselte. Officielle Persönlichkeiten waren, abgesehen vom Rabbiner der hiesigen Gemeinde, Herrn Dr. Rosenthal, sowie einem Vorsteher der Chevra Kadischa, nicht anwesend. Auch die Wohlthätigkeit ist diesen Kreisen verhasst, wenn sie von — Zionisten stammt. Dem Concerttheile folgte ein Tanzkränzchen, das seine Theilnehmer bis gegen Morgen vereint hielt. Das Fest war von ungefähr 600 Personen besucht und ergab einen ansehnlichen Ueberschuss, der im Sinne des wohlthätigen Zweckes der Veranstaltung verwendet werden wird. F. P.
Bielitz. Sonntag den 16. d. M. hielt der Verein „Haschachar* im Kaiserhofsaal seine diesjährige Makkabäer -Feier ab. Der grosse Saal konnte die Menge der Erschienenen beinahe nicht fassen. Nach der Begrüssungsrede des Obmann-Stellvertreters Herrn Paul B r a f f ergriff Herr Berthold F e i w e 1, Redacteur der „Welt", das Wort zur Festrede. In längerer Rede schilderte er die Heldenzeit des jüdischen Volkes und zog eine Parallele zwischen der damaligen und heutigen Selbstbefreiung des Judenthums. An den officiellen Theil schloss sich eine Akademie, an der sich Frl. H o r v a t h, Herr Weiss, beide Mitglieder des Bielitzer Stadttheaters, Frl. Merori, Herr cand. phil. S p i t z, Herr Pollatschek und Hr. Gross betheiligten. Ein animiertes Tanzkränzchen hielt die Anwesenden bis zum frühen Morgen beisammen. Auch von diesem Abende brachten die Localblätter ausführlichere Notizen. Dieser Umstand, sowie die ausserordentliche Betheiligung, der sich alle Veranstaltungen des Vereines „Haschachar- in diesem Jahre erfreuten, beweisen deutlich, dass auch in Bielitz das Eis bereits gebrochen, dass auch hier der Zionismus nicht mehr ein quantite negli- geable ist, sondern sich immer weitere Anerkennung verschafft, eine immer grössere und treuere Anhängerschaft erwirbt, gegen die. man mit der Todtschweigetaktik nicht mehr auskommt.
Wien. Dienstag am 18. d. M. veranstaltete der theologische Verein der Hörer an der israel.-tlieolog. Lehranstalt seine diesjährige Makkabäer-Feier, die, wie wir bereits berichtet haben, einen besonders feierlichen Verlauf nahm. Nun theilt man uns über den Verlauf der Feier folgende bemerkenswerte Details mit: Nach der gelungenen Festrede des Herrn cand. phil. B. Marguli es ergriff der Rector der Anstalt Herr Prof. Dr. A. Schwarz das Wort, um, angeregt durch die ausgezeichneten Ausführungen des Festredners, seine Ansicht über den Zionismus zu äussern. Wie immer, so war auch diesmal die Rede dieses Meisters der Sprache voll Geist und Kraft. Als er auf den Zionismus zu sprechen kam, sagte er: „In unserer Anstalt w e r d e n keine Protest- Rabbiner erzogen werden, keine Gegner des Zionismu s." Diese Erklärung aus dem Munde eines so hervorragenden Mannes wie Rector Schwarz gewinnt doppelt anBedeutung, wenn man an die Seitenstettengasse denkt, wo allsabbathlich und bei jeder Gelegenheit von der Kanzel herab und auch sonst der Oberrabiner von Wien nicht müde wird, gegen den Zionismus in der Form zu sprechen, wie sie am allerwenigsten einem Rabbiner zusteht. Doch die Jugend ist zionistisch. Die Hörer der isr.-theol. Lehranstalt sind fast alle sammt ihrem hochverehrten Meister in unserem Lager. Das hat ihre heurige Chanuka-Feier deutlich bewiesen. Die folgenden Redner, die Herren Lector Friedmann, Doctor Kaminka, Dr. Kahn und alle anderen (mit Ausnahme des geistreichen Toastes des Präsidenten des Curatoriums auf den Rector und das Professoren-Collegium) befassten sich nur mit dem Zionismus. Es war ein schönes, echt jüdisches Fest.
Grzymalöw. Am 23. December 1. J. fand im hiesigen zionistischen Vereine „Dorsche Zion* eine Feier zu Ehren der Makkabäerhelden statt, bei welcher, neben den zahlreichen Mitgliedern, auch viele Nichttnitglieder anwesend waren. Auf die begeisternden Vorträge des Präsidenten Herrn Samuel Margulies und des Ausschussmitgliedes Herr J. Brun folgte der Vortrag der zionistischen Lieder: - „Dort wo die Ceder" und „Ein Hauch weht durch die Lande", die von der hiesigen Jugend, unter Musikbegleitung des Herrn M. Kirschner gesungen wurden. Nach der Feier