Nr. 34
„Die A Welt“
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als Letztes, Ihnen im Namen des Bankcomites für das ihm geschenkte Vertrauen zu danken und das ihm anvertraute Mandat in Ihre Hände zurückzulegen.
Ueber die Subscription, die gewiss eine der merkwürdigsten ist, die je vorgekommen, bei der Tausende unserer Freunde mit heiligem Eifer mitgearbeitet haben, sowie über die Bank selbst werde ich morgen Abend bei der Generalversammlung die Ehre haben, zu berichten; hier möchte ich nur noch allen denen, die uns bei der Gründung so grosse Opfer an Zeit und Geld gebracht, allen denen, die bei der Subscription mitgeholfen und mitgearbeitet haben, den herzlichsten Dank aussprechen. Sie haben alle viel, sehr viel gethan, und haben uns und dem Bankcomite unschätzbare Dienste geleistet. Ihr Enthusiasmus und ihre Begeisterung war uns oft eine grosse Stütze und hat uns Mutti ein- geflösst und - neue Kräfte verliehen. Diese edle Begeisterung und die selbstlose Arbeit hat sich auch auf die Beamten der Bank übertragen, die ebenfalls eine Thätigkeit entwickelt haben, wie man sie sonst im gewöhnlichen Leben schwer finden dürfte.
Unmöglich ist es mir, alle diese Mitarbeiter namentlich zu bezeichnen. Die Schar ist zu gross.
Hochgeehrte Versammlung.
Das zu Ende gehende Jahrhundert hat unserem Volke zwei grosse Errungenschaften gebracht, von denen wir vermeinen, dass noch unsere spätesten Nachkommen ihrer segnend gedenken werden.
Die erste, die die verstreuten Glieder unserer Nation gesammelt und sie wieder zu einem Volke gemacht, ist der Gongress,
die zweite Errungenschaft, durch die wir hauptsächlich unser Ziel zu verwirklichen hoffen, ist die jüdische Bank. (Lcbh. Beifall.)
Nach 10 Uhr abends begann die Debatte über das Referat. Professor B i e 1 k o w s k y brachte die Anträge der russischen Landsmannschaft betreffs der Aenderung der Bankstatuten vor den Gongress. Die Aenderungen betrafen hauptsächlich den Punkt 1 von Nr. 3 der Statuten, in dem namentlich gegen die Worte „in irgendeinem anderen Theile der Welt und an irgendeinem Orte oder in irgendeinem Lande“ Verwahrung eingelegt wurde. Der zweite Hauptpunkt des Referates des Professors Bielkowsky betraf die geplante Ueberlassung von Gründeractien durch . das. Actionscomite an einzelne Personen auf Lebenszeit. In dem dritten Hauptpunkte wurde namentlich über die Klausel berichtet, welche die Gruppe wünsche, um den Vertrag der einzelnen Gründer der jüdischen Golonialbank mit dem Actionscomite, respective der einzelnen Mitglieder untereinander, zu sichern. Es schloss sich eine lange Debatte an diesen Antrag an und die Debatte war noch nicht abgeschlossen, als die Sitzung um l r> / 4 Uhr geschlossen wurde.
III. Verhandlungstag. (Donnerstag.)
ln der Vormittagssitzung gab Dr. H e r z 1 mit Bezug auf die Erklärungen, welche der Delegierte B e n t w i c h zum Finanzberichte des A.-G. gemacht hatte,- eine Erklärung ab, in welcher er die Speci- licationen des grössten Ausgabepostens bis ins Detail vornahm.
Des weiteren beantwortete er die gestrige Interpellation Dr. Werners dahin, dass von einer Verengung des Baseler Programmes keine Rede sein könne. Der Interpellant erklärte sich hierauf befriedigt.
Sodann wurde die Debatte über den Bankbericht fortgesetzt, an der sich die Herren Dr. Rosen bäum. Motz kin, Dr. Meyer-Ebner, Rabbiner S e f f, Dr. Bruck und Birken stein betheiligten. Von Dr. Rosenbaum wurde beantragt,- die Annahme des § 1 der Bankstatuten solle durch Zustimmung zu einer Resolution geschehen, während die übrigen Paragraphen an eine Commission zurückzuverweisen seien. Dr. M o t z k i n verlangte Aufschluss über die Gründer- actien. Dr. Herzl erklärte, diese seien den sieben Directoren der Bank ausgehändigt worden als Anerkennung für ihre Arbeit, da sie keine Gründerspesen erhielten. Dr. Motzkin hat alles Vertrauen zu den Directoren, allein mit der Verleihung der Gründeractien ist er nicht einverstanden, weil diese 7 Actien 700 Stimmen repräsentieren; das sei ein Verstoss gegen das demokratische Princip.
Dr. W o 1 f f s o h n gab im Namen der Gründer der Golonialbank die Erklärung ah, dass sie auf die Gründerspesen verzichten; sie haben dabei nicht um Spesen oder Ehren, sondern um des Zionismus willcn gearbeitet. Die Debatte nahm einen stellenweise sehr erregten Charakter an, da seitens der russischen Delegierten der Standpunkt, welchen der Antragsteller, Dr. Bielkowsky, eingenommen, festgehalten wurde, während von Herrn Dr. Herzl dargelegt wurde, dass das Actionscomite die Zutheilung von sieben Gründeractien den betreffenden Herren versprochen habe und es nicht angängig sei, dass das A.-G. diesem namens des zionistischen Gongresses gegebenen Versprechen untreu werde. Schliesslich, nachdem sowohl Herr Prof. Bielkowsky wie Mr. Bentwich ihren Standpunkt nochmals klargelegt hatten, erklärte der Präsident, dass der erste Passus nur mit dem Amendement, dass die versprochenen sieben Gründeractien den bezeich- neten Herren, nach Massgabe der Bankstatuten übergeben werden, vom Actionscomite acceptiert werden könne. Die Abstimmung wurde infolge der Verzögerung — es war mittlerweile 2 Uhr geworden — auf die Naclmiittagssitzung vertagt.
Die Abstimmung über den Antrag, die seitens des Präsidiums auf die Naclimittagssitzung verseilobei i worden war, ergab die fast einstimmige Annahme der Anträge mit dem Amendement des Actionscomites, ein Resultat, das von der Versammlung mit grossem Beila 1 ausgenommen wurde.
Frau Professor G o 11 h e i 1 referiert über die soeben geschlossene Damensitzung und regt eine Sammlung lür die notbleidenden Borvslawer Arbeiter an. Während einer Pause wurde von einigen Damen eine Sammlung im Saale vorgenommen. In die Commission, welche die Aenderungen im Sinne des Antrages Tschlenoff vornehmen soll, wurden gewählt die Herren Dr. Th. II e r z 1, Dr. Gaster, B o d e n h e i m er, B i e 1- k o w s k y und R ose n b a u in.
Ein Antrag Dr. N ie m i r o w e r s, ein rechtskundige.■ Mitglied aus Rumänien der Commission beizustellen, wurde in der Weise erledigt, dass die Commission diese Ergänzung nach eigener Wahl vornehmen soll.
Y ork-Steiner sprach über eine missverständlich aufgefasste Aeusserung seiner gestrigen Ausführungen bezüglich einer Bemerkung Mr. Bentwichs.
Ein Antrag W e i z in a n n s, den Ortsgruppen wenigstens drei Monate vor Beginn des Gongresses alles Nöthige mitzutheilen, wurde angenommen.
Namens des Gulturausschusses spricht Dr. Gaster in einer oftmals von grossen Beifall unterbrochenen Rede, die wir hier folgen lassen.