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doch Juden und Judenthum das Volk und das Schrift­thum besser kennt als im Westen, ziemlich allgemein unsere Anschauungen getheilt werden. Oder wollen Sie das bestreiten, liebe Tante? Fragen Sie doch einmal den Onkel K arpeles... So, und jetzt, bitte, zeigen Sie uns wieder ein freundliches Gesicht! Wer wird denn gleich böse sein, liebste Tante? M. Z.

Die Nummer 10 der Halbmonatsschrift:Jüdisches Gefühl", Zeitschrift für die Jugend (erscheint alle 14 Tage), hat folgenden Inhalt: Der Pilger. Die drei Wunderdinge.

Der Hofmeister und sein Zögling. Der Widerhall. Die sabbathliche Abendmahlzeit, Perlen aus dem Talmud.

Der Schnee. Dies und Das. Uebersetzungs-Aufgabe.

Räthsel. Räthsel-Aufiösung. Briefkasten. Bezugs­preise : mit Postzusendung 4 Kr. jährlich, 2 Kr. halb­jährig. Deutschland 4 Mk. jährlich, 2 Mk. halbjährig. Russland 2 Rbl. jährlich. Balkanstaaten 5 Frcs. jährlich.

Einzelnummern 15 H. Redaction: Smeckagasse 7, 1 St. Administration: Myslikgasse 14n.

Jüdische Toynbee-Hallen.

Erste jüdische Toynbee-Halle in Wien

XX., Webergasse Nr. 13. Bericht.

Samstag den 20. Jänne r.

Der Abend wurde eingeleitet durch eine Vorlesung des Herrn stud, theo], et phil. Jacob Diamant überDie Juden Vertreibung aus Tyrnau". In rührenden Worten erzählte der Herr Referent ein Stück Leidens­geschichte unseres Volkes und übte durch seinen Vortrag eine mächtige Wirkung auf das Publicum aus.

Herr Deutsch, der uns schon öfters musikalischen Genuss bereitete und über sehr angenehme Stimmmittel verfügt trug drei Lieder meisterhaft vor, nämlich das Zigeunerkind" von Hirschfeld, denWanderer" von Schubert und zum Schlüsse die BalladeDie Uhr" von Karl L ö w e. Dem Vortragenden wurde reicher Beifall zutheil.

Mit gewohnter Meisterschaft spielte Fräulein Sve- drovsky einige Concertwalzer und beschloss mit genuss­reichem Spiel den Abend.

Programm

vom 8. bis zu m 14. Februa r 1001 : Freitag den 8. Februar: Bibelerklärung des

Herrn H. B erline r.

Samstag den 9. Februar: Herr stud. jur. Josef

Steiner:Die Civilehe*. Concert: Frau Taub.

Sonntag den 10. Februar: Maler Licht-

g a r n :Malerei und Architektur des jüdischen Volkes" (mit

Bildern).

Montag den 11. Februa r: Herr stud. phil. Rüben stein: Astronomie. Concert: Gebrüder Szamek.

Dienstag den 12. F e b r u a r : Schriftsteller York-Steiner: Discussion über das Benehmen gegen Damen.

Mittwoch den lo. Februar: Med. Dr. F i s c h 1: Das Blut" (mit Demonstrationen). Concert: Herr H o c li­ste i n.

Donnerstag den IL F ebru ar: Stud. jur. K r a m p f 1 i c e k :Alexander der Grosse". Concert: Heu- Ernst Müller,

Jüdische Toynbee-Haile in Drohobycz.

Man berichtet uns aus Drohobycz unter dem 21. v. M.:

Die freudige Nachricht von der Gründung der jüdischen Toynbee-Hallen in Wien und Brünn fand Nachklang bei unseren arbeitsfrohen Zionisten. Samstag den 19. d. M. machten wir den ersten Versuch, der überaus glänzend aus­gefallen ist und uns zu weiterer Arbeit in dieser Richtung aneifert. Selbstverständlich ist unsere Toynbee-Halle ein Volksheim im kleinen Stile, denn sie muss den localen Verhältnissen angepasst werden.

Nachdem Herr A. H. Zupnik die zahlreich ver­sammelten Gäste aufs herzlichste begrüsste, referierte Herr E. K r e p p e 1 über die Entstehung und Bedeutung der Toynbee-Hallen, di^ Notwendigkeit des geselligen Lebens bei den Juden, und hielt dann einen sehr beifällig auf­genommenen Vortrag.

Gespannt lauschten hierauf die Versammelten den Ausführungen des nächsten Relners stud. jur. Simon H e r s c h d ö r f e r, der über den hebräischen Schriftsteller

David F r i s c h mann sprach und zwei seiner schönsten Erzählungen in jüdisch-deutscher Mundart vorlas. Redner schilderte das Milieu, in dem die Pionniere der Haskalah (Aufklärungsbewegung) in Polen und Russiand ihre Arbeit begannen und fortsetzten, er trat der irrigen Meinung, ent­gegen, als ob es im Jargon unmöglich wäre, alle mensch­lichen Gefühle und Gedanken auszudrücken, und betonte die Wichtigkeit des Jargons als eines Factors zur Förderung der Bildung unter den Juden im Osten. Während er jedoch den Jargon als ein vorläufiges Verständigungsmittel kenn­zeichnete, wies er auf die hebräische Sprache als eines der wichtigsten Bindeglieder hin, die imstande sind, unser nationales Zusammengehörigkeits-Gefühl zu erhalten und zu stärken.

Während der Pausen spielte die Kapelle des Herrn Markus jüdisch-nationale Weisen, denen die Versammelten mit wahrer Andacht lauschten.

*

Ferner schreibt man uns aus Drohobycz unterm 3. Februar:

Nach dem ersten, fast schüchternen Versuche, von dem ich vorige Woche berichtete, können wir mit Stolz auf unsere neue Toynbee-Halle blicken.

Am 2. d. M. veranstalteten wir den zweiten Abend, der sehr stark besucht war.

Um halb 8 Uhr abends waren alle Plätze im Vereins- locale besetzt, und die später kamen, konnten keinen Einlass finden.

Die Versammelten lauschten mit grösster Aufmerksam­keit den Ausführungen der Redner, Herrn A. H. Z u p n i k, stud. jur. (Was ist Toynbee-Halle ?") und E. Kreppe l, der über das Fest tOp^D T£?JJ Httfön' sprach. Herr Turn­schein las verschiedene Gedichte vor, und Herr Muhl gab ein Lied zum Besten.

Während der Pausen spielte die Musik jüdisch­nationale Weisen, während die Gäste sich Thee und Backwerk schmecken Ii essen.

Dieser Abend gab uns den Beweis, welch vortreff­liches Agitationsmittel, zugleich aber auch, welch aus­gezeichnete Bildungsstätte unsere Toynbee-Halle ist.

Wir veranstalten jeden Samstag einen Toynbee-Hallen- Abend. Ueber diese Abende werde ich Ihnen fortlaufend berichten.d

Hus det) \)ei*ei!)et).

Voranzeigen.

Wien. (Allgemeiner jüdischer Arbeiter- Verein.) Samstag den 1). Februar a. c. findet im Locale des EinzelvereinesWien* desZion" ein Discussions- Abend statt. Thema:Ueber Strikes." (Referent: Vereins­mitglied David Hasterlik.) Beginn 7 a 8 Uur. Gäste herzlichst willkommen,

Wien. (EinzelvereinWiede n-M argarethen" d es Verbandes österr eichischer VereineZion\) Samstag den ü. Februar 1901, 8 Uhr abends, findet in L. Diamants Saallocalitäten, V., Margarethen platz Nr. 7, eine freie Vereinsversammlung statt. Tagesordnupg: 1. Vor­trag des Schriftstellers Herrn York-Steiner: Die jüdische Toynbee-Halle in Wien und ihre Discussions-Abende: a) Haideln oder fixe Preise b) Jüdische Dienstboten, c) Tempel oder Synagoge d) Buchhaltung im Plaushalte. e) JüdischeChuzpe". 2. Discussion.

Wien. Im literarischen Geselligkeits-Vereine jüdischer MädchenMoria", IX., Berggasse Nr. 20, findet am Sonn­tag, 10. d. M., 3 Uhr, ein literarischer Nachmittag statt. Referent: Herr York-Steiner. Thema:Jüdische Cultur." Gäste (Damen) herzlichst willkommen. Am 24. Februar veranstaltet der Verein imHotel Centrar 4 eine Purim- Feier und ist das Comite bereits mit den Vorbereitungen sehr beschäftigt. N. P.

Wien. Am 12. Februar d. J. veranstaltet der Einzel­vereinFünfhaus" desZion" in Herlingers Restauration, XIV., Sc hw ender gasse 1, einen Ver­einsabend mit folgendem Programme-: 1. Professor David Graubart:Die geistige Erziehung der Juden." 2. Ansprache des Herrn Professor Dr. Leon Kellner. 3. Dr. Martin Engländer:Die körperliche Erziehung der Jude n." 4. R e c i- tationen von Gedichten durch Herrn stud. jur. J. Löwenstein.

Wien. (Jüdisch-akademische' V er b i nd ung M a c c a b ä a".) Die jüd.-akad. VerbindungMaccabäa" veranstaltet Dienstag den 5. März 1901 im Cursalon, I., Stadt-